Kreis Ludwigsburg Vor zehn Jahren heißt es „Land unter“

Von Uwe Mollenkopf
Starke Niederschläge ließen Ende Mai, Anfang Juni 2013 die Flusspegel ansteigen. Im Bild der Neckar bei Pleidelsheim. Foto: Helmut Pangerl

Nach heftigen Regenfällen kam es Anfang Juni 2013 zu einem Jahrhunderthochwasser. Unter anderem trat die Metter über die Ufer, in Pleidelsheim drohte am Kraftwerkskanal ein Dammbruch.

Während sich dieser Tage der Mai mit sonnigem, trockenen Wetter verabschiedet hat, sah es vor zehn Jahren im gleichen Zeitraum ganz anders aus. Die Tiefdruckgebiete „Frederik“ und „Günther“ sorgten dafür, dass in Deutschland enorme Regenmengen niedergingen. Als Folge stiegen die Pegel der Flüsse rasch an und traten schließlich über die Ufer – auch im Landkreis Ludwigsburg. Die als Jahrhunderthochwasser eingestufte Flut am Wochenende vom 1. und 2. Juni 2013 sorgte vielerorts für Überschwemmungen. Ein Rückblick.

In Bietigheim-Bissingen rutscht bei dem Hochwasser im Stadtteil Untermberg ein Hang ab, die dortige Sporthalle wird beschädigt, genauso wie ein Kleinspielfeld in Metterzimmern. Die Tiefgarage des Kronenzentrums, Teile des Japangartens, Fahrradwege, die Lama-Bar sowie der Parkplatz der Rommelmühle stehen unter Wasser, sogar die Stromversorgung der Altstadt ist kurzzeitig gefährdet.

Rettung mit dem Boot

Weitere Überflutungen entlang der Metter gibt es in Gündelbach, Horrheim, Sersheim und Sachsenheim. Überall laufen Wohnhäuser, Firmengebäude und Rathäuser mit Wasser voll, an Straßen, Parkplätzen oder Wiesen heißt es Land unter. Auch die Sersheimer Fesslermühle wird überschwemmt.

In Vaihingen werden mehrere Personen mit Leitern und einem Boot der Feuerwehr aus dem Haus gerettet. Durch die Überflutung der Kellerräume werden auch Öltanks aufgeschwemmt, was das Wasser noch zusätzlich verunreinigt. Allein 250 Einsätze gibt es dort. Parallel dazu ereignen sich in der Enzstadt auch noch drei Brände.

Defektes Hochwassertor

Probleme bereitet den Anliegergemeinden aber auch der Neckar. Der steigt auf einen Pegel von 5,30 Meter – normal wären 1,65 Meter gewesen. Insbesondere in Pleidelsheim wird’s brenzlig. Dort schießt aufgrund eines defekten Hochwassertors beim Freiberger Altneckararm das Wasser in den Schifffahrtskanal und steigt bis zu etwa einem Meter unter der Dammkrone. Die Gefahr besteht, dass bei einem Dammbruch ein Teil des Ortes überflutet wird. Helfer von 22 Feuerwehren schichten darauf auf einer Länge von einem Kilometer Sandsäcke auf, um den Ort vor einer Flutwelle zu schützen. Erst als das Wasser- und Schifffahrtsamt einen provisorischen Damm auf der halben Kanalbreite errichten lässt, entspannt sich schließlich die Lage.

Insgesamt werden bei dem Hochwasser die Helfer von Feuerwehr, THW und Rettungsdiensten im Landkreis Ludwigsburg an 750 Einsatzorte gerufen, so die Bilanz, die Kreisbrandmeister Andy Dorroch nach dem Sinken der Pegelstände zieht.

15 000 Sandsäcke wurden an verschiedenen Stellen aufgetürmt, in den Spitzenzeiten waren bis zu 1000 Helfer im Einsatz, zeitweise waren alle Wehren im Kreis an den Hilfsaktionen beteiligt. Zur Koordination der Einsätze hatte Dorroch einen 40-köpfigen Krisenstab im Landratsamt Ludwigsburg eingerichtet.

Am Montag nach dem Hochwasser-Wochenende beginnen dann die Aufräumarbeiten: die letzten Keller werden ausgepumpt, Warnschilder abmontiert, Schlamm- und Geröllmassen weggeschafft. Zum Glück gibt es keine Personenschäden zu beklagen.

Im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland, wo das Hochwasser etwa an der Donau und der Elbe verheerende Schäden anrichtet, halten sich die Schäden im Kreis Ludwigsburg noch in Grenzen. Man sei „mit einem blauen Auge davongekommen“, lautet Dorrochs Fazit.

 
 
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