Wir haben eine lange Liste von Top-Unternehmen.“ Mit diesen Worten leitete Landrat Dietmar Allgaier am Dienstag im Ludwigsburger Kreishaus eine Veranstaltung ein, die sich mit der Zukunft des Wirtschaftsstandortes Landkreis Ludwigsburg befasst. Denn der Landkreis rage zwar in Baden-Württemberg wegen seiner Wirtschaftsstärke heraus und verfüge über eine „hohe Kompetenz und Vielfalt der Branchen“. Doch „die Zeiten trüben sich ein“, begründete Allgaier die Notwendigkeit eines Prozesses, der jetzt beginnen soll.
Kreis Ludwigsburg Vorbereitung auf trübe Zeiten
Der Landkreis wird eine Zukunftsstrategie entwickeln, die eine schnelle Reaktion auf Probleme und Veränderungen in der Wirtschaft erlaubt. Beteiligung erwünscht.
Top-Unternehmen, aber auch der Mittelstand, haben mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Das Wachstum liegt seit Jahren unter dem Durchschnitt. Der hohe Wettbewerbsdruck durch Niedriglohnländer, die Digitalisierung, der Klimawandel, neue Technologien, die Notwendigkeit zur Transformation – das alles fordere die Akteure in der Wirtschaft heraus, Ideen und Strategien zu entwickeln, machte Allgaier deutlich.
Beteiligung der Städte und Gemeinden
Diesen Problemstellungen möchte der Landkreis mit einer Zukunftsstrategie begegnen, erläuterte Allgaier vor den versammelten Bürgermeistern des Landkreises und Vertretern der Wirtschaft, der Kammern und Verbände. In Zusammenarbeit mit der Beratungsgesellschaft VDI VDE Innovation + Technik GmbH sollen Ziele und Vorschläge für die nächsten Jahre entwickelt und möglichst zeitnah umgesetzt werden. Eines dieser Ziele ist die rege Beteiligung der Städte und Gemeinden des Landkreises.
Wie eine solche Zukunftsstrategie aussieht und wie man sie sich erarbeitet, das zeigte Nadine Kaiser, die Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Ost-Württemberg in den Landkreisen Heidenheim und Ostalbkreis. Sie haben diese Strategie schon im Jahr 2021 in Gang gesetzt und entwickelt. Hier wirken die IHK, die Wirtschaftsförderung, die Landkreise und die Region mit.
Innerhalb eines halben Jahres wurde ein Masterplan erarbeitet und ein klares Ziel formuliert: Ost-Württemberg sieht sich seitdem als „Modellregion für nachhaltige Transformation“, machte Kaiser deutlich. Damit richtet sich der Blick beispielsweise auf das Thema Wasserstoff, auf die Klimaneutralität und die Bildung eines Netzwerks in Sachen Transformation. Standortmarketing und die Sicherung von Qualifizierung und Beschäftigung seien weitere wichtige Vorgaben.
Klare Zuständigkeiten durch Steuerungsebene
Dringend riet Kaiser dazu, eine Steuerungsebene einzurichten und Unternehmen für das Projekt zu gewinnen, auch wenn das schwierig sei. Klare Zuständigkeiten seien notwendig und ein gewisser Realismus. Ein Ergebnis des Prozesses sei die Stärkung der Partnerschaft zwischen den Akteuren. Wie Transformation gelingen kann, zeigte Gerd Meier zu Köcker von der VDI VDE anhand des Beispiels von Südzucker auf. Das Unternehmen habe sich vom reinen Hersteller von Zucker zum Produzenten von Methanol und Ethanol zur Verwendung im Straßenverkehr gewandelt.
Innerhalb eines Jahres will die Beratungsgesellschaft im Zusammenspiel mit den Beteiligten den Prozess hin zur Zukunftsstrategie begleiten, und damit ähnliche Wege aufzeigen, Daten für den Landkreis Ludwigsburg erheben, Unternehmen befragen und Alleinstellungsmerkmale ausarbeiten. „Wir brauchen Sie, auch für die Umsetzung“, richtete sich Meier zu Köcker an die Anwesenden.
Alle diejenigen Akteure in den Prozess einzubinden, „die etwas bewegen können“, das ist auch das Ziel von Oliver Reichert, dem Wirtschaftsförderer des Landkreises Ludwigsburg. Ihm geht es darum alle Ressourcen zu nutzen, auch wenn dazu etliche Veranstaltungen notwendig seien und Gremien beteiligt seien. Aus eigener Erfahrung weiß Nadine Kaiser: „Akzeptanz ist die absolute Grundlage.“