Kreis Ludwigsburg Wenn Haustiere Leben retten

Von Jennifer Stahl
Momo schlägt sich tapfer. Besitzerin Bettina Geiger (links) beruhigt die Hündin, während Chefärztin Dr. Kathrin Harmuth (rechts) die Blutspende vornimmt. Foto: /Martin Kalb

Die Kleintierklinik Oßweil betreibt eine Blutbank, vor allem Hunde können hier Blut spenden. Die BZ fragte genauer nach und war bei einer Blutspende dabei.

Momo macht sich allem Anschein nach extra schwer, als drei Leute mit aller Kraft versuchen, sie auf den Tisch zu heben. Dann halten sie mehrere Hände fest, eine Stelle am Hals wird rasiert, bevor die Nadel zum Einsatz kommt.

Momo ist eine fünfjährige Neufundländerhündin und spendet bereits zum fünften Mal in der Kleintierklinik in Ludwigsburg-Oßweil ihr Blut. Was in der Humanmedizin keine Seltenheit ist, klingt bei Haustieren erst einmal etwas gewöhnungsbedürftig. „Schätzungsweise ein- bis zweimal in der Woche wird Blut gespendet“, erklärt Chefärztin Dr. Kathrin Harmuth, „das Angebot wird gut angenommen.“

Die Kontrolle ist entscheidend

Aber langsam, erst einmal muss Momos Blut kontrolliert werden. „Wenn wir eine Blutarmut oder ähnliches feststellen, ist eine Spende zu gefährlich“, sagt Harmuth.

Besitzerin Bettina Geiger ist auch dabei und hält die Hündin gemeinsam mit drei Helferinnen. „Vor ungefähr sechs Jahren habe ich von der Blutspende erfahren“, sagt sie. Gespendetes Blut wird unter anderem bei Gerinnungsstörungen verwendet. Maximal viermal im Jahr kann gespendet werden, laut Harmuth eignen sich gesunde, große Hunde zwischen einem und acht Jahren. Sie müssen mindestens 28 Kilogramm wiegen, regelmäßig geimpft und entwurmt sein und das Tier sollte aufgrund übertragbarer Krankheiten nicht im Ausland gewesen sein. „Die Hunde müssen möglichst ruhig sein, wir probieren immer erst aus, ob die Blutspende klappt oder ob sie nicht doch zu aufgeregt sind“, meint Harmuth.

Momo hingegen ist super entspannt, ihre Blutwerte sind optimal. „Entnommen wird das Blut an der Halsvene und nicht an der Pfote, da ist die Haut zu dünn“, erklärt Harmuth. Verwendet wird, wie bei der menschlichen Blutspende, ein Dreikammerbeutel. Die mittlerweile kahle Stelle an Momos Hals wird nun gründlich desinfiziert, dann wird die Vene gesucht und die Nadel kommt zum Einsatz.

Können Katzen auch spenden?

Erst klappt es nicht richtig, Momo atmet schwer, dann fließt das Blut schließlich in die Konserve. „Maximal ein halber Liter soll entnommen werden. Die Waage stoppt dann automatisch, wenn dieser Wert erreicht ist. Andernfalls stellt sie sich nach zwölf Minuten ab, erklärt Harmuth. Ähnlich wie bei Menschen gibt es bei Hunden und Katzen unterschiedliche Blutgruppen. Bei Hunden sind es die Dog Erythrocyte Antigene, kurz DEA1.1. „Hauptsächlich unterscheidet man zwischen DEA 1.1 positiv und DEA 1.1 negativ“, sagt Harmuth. Momo besitzt die Blutgruppe DEA 1.1 negativ, diese ist aufgrund ihrer starken antigenen Wirkung besonders gut für Bluttransfusionen geeignet. Bei Katzen spricht man von den Blutgruppen A, B und AB. Dabei dürfen die Blutgruppen A und B nur Blut der gleichen Gruppe erhalten. Katzenblut sei aber deutlich schwieriger herzustellen. „Da ist es nahezu unmöglich, eine Katze zu finden, die ruhig genug für eine Spende ist. Zudem besteht immer das Risiko, dass das Tier den Blutverlust nicht aushält“, sagt Harmuth. Bei Katzen werde deswegen lieber auf eine Blutspende verzichtet, stattdessen wird Frischblut abgenommen.

„Das geht schneller und ist direkt zu verwenden.“ Artübergreifende Bluttransfusionen seien lange verpönt gewesen. „Nur in seltenen Fällen ist es vertretbar, Hundeblut einmalig bei Katzen zu verwenden, zum Beispiel wenn eine Katze mit der seltenen Blutgruppe B in Lebensgefahr schwebt“, meint sie.

Blutbank rettet rechtzeitig Leben

Seit ungefähr sieben Jahren betreibt die Kleintierklinik die Blutbank. „Damals haben wir nur mit Frischblut gearbeitet. In Notfällen während der Nachtschicht findet man natürlich keinen Spender, da ist es vorteilhaft, das Blut im Kühlschrank zu haben.“ Momo hat die Blutspende mittlerweile gut überstanden, 15 Minuten soll sie noch liegen bleiben. Dann bekommt sie etwas zu fressen, zudem erhält sie eine Packung Trockenfutter und einen Gutschein für Untersuchungen. Laut Geiger ist die Blutspende beim Haustier wie die beim Menschen: „Wenn es gesundheitlich möglich ist, sollte man spenden. Als Besitzer ist man froh, wenn im Notfall Blut zur Verfügung steht.“

„Wenn möglich, sollte man spenden“

 
 
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