Erst im Juni waren die Zahnärzte bei einer Protestaktion auf die Straße gegangen, um sich für den Erhalt der zahnmedizinischen Versorgung stark zu machen – auch in der Fußgängerzone von Bietigheim-Bissingen (die BZ berichtete). Jetzt hat die Kassenzahnärztliche Vereinigung Baden-Württemberg ihren Versorgungsbericht für 2024 vorgelegt, in dem die allgemeine Lage bei der Zahnarztversorgung als derzeit noch stabil beschrieben wird. Zugleich wird aber auch gewarnt: „Die wachsenden Herausforderungen lassen eine drohende Unterversorgung nicht mehr nur als theoretisches Szenario erscheinen.“
Kreis Ludwigsburg Zahnarztversorgung noch stabil
Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Baden-Württemberg hat den Versorgungsbericht 2024 vorgelegt. Der Versorgungsgrad im Kreis Ludwigsburg liegt bei 96,7 Prozent.
Ein Zahnarzt auf 1432 Einwohner
Betrachtet man die Zahlen für den Landkreis Ludwigsburg, so wird hier die zahnmedizinische Versorgung laut dem Bericht aktuell von 386 Zahnärzten sichergestellt. Dies entspricht einem Betreuungsverhältnis von einem Zahnarzt auf 1432 Einwohner. Der Versorgungsgrad, der das Verhältnis zwischen dem Ist-Niveau und dem tatsächlichen Einwohner-Arzt-Verhältnis beschreibt, liegt im Kreis Ludwigsburg bei 96,7 Prozent. Gegenüber dem Bericht von 2023 ist das sogar eine leichte Verbesserung. Im vergangenen Jahr gab es 372 Zahnärzte im Landkreis Ludwigsburg, auf einen Vertragsarzt kamen 1474 Einwohner und der Versorgungsgrad lag bei 96 Prozent.
Eine Verbesserung ist auch bei den Zahlen für einige Städte und Kommunen zu erkennen. So gab es 2023 in der Stadt Bietigheim-Bissingen 37 Zahnärzte, im Bericht für 2024 sind es nun 40. In Bönnigheim stieg die Zahl der Zahnärzte von drei auf vier, in Besigheim von neun auf zehn. In der Kreisstadt Ludwigsburg nahm die Zahnarztzahl sogar von 105 auf 121 zu, während sie in Sachsenheim mit acht Zahnärzten gleich blieb. In Ingersheim ist hingegen ein Rückgang von vier auf drei zu verzeichnen.
Betrachtet man die Altersstruktur der Zahnärzte im Landkreis, so wird im neuen Versorgungsbericht die Zahl der Mediziner über 65 Jahren mit 34 angegeben. 33 sind 61 bis 65 Jahre alt, 54 zwischen 56 und 60 Jahre. 89 Zahnärzte sind laut Statistik zwischen 46 und 55 Jahre alt, 103 – und damit die meisten – gehören zur Alterskohorte von 36 bis 45 Jahren. 73 sind jünger als 35 Jahre.
Damit ergibt sich insofern eine leichte Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr, als 2023 nur 31 Zahnärzte über 65 waren. Positiv ist hingegen, dass sich die Zahl derjenigen zwischen 36 und 45 Jahren von 91 auf 103 erhöht hat.
Daran, dass das Verhältnis Männer/Frauen im Kreis bei 51:49 Prozent liegt, hat sich gegenüber dem Vorjahr nichts geändert. Unterschiede sieht man erst, wenn man zeitlich weiter zurückgeht: 2018 lag der Frauenanteil laut Versorgungsbericht noch bei 46 Prozent.
Mehr angestellte Zahnärzte
Weiter auf dem Vormarsch ist die Beschäftigung von Zahnärzten im Angestelltenverhältnis. Gab es 2023 noch 232 selbstständige und 143 angestellte Zahnärzte im Landkreis Ludwigsburg, so verringerte sich 2024 die Zahl der Selbstständigen auf 227, die Zahl der Angestellten stieg auf 154.
Insgesamt sei im Jahr 2024 eine „flächendeckende, wohnortnahe und qualitativ gute vertragszahnärztliche Versorgung“ in allen Regionen in Baden-Württemberg gewährleistet, stellt die Kassenzahnärztliche Vereinigung in ihrem Bericht fest. Um langfristig eine gute Versorgung gewährleisten zu können, müssten die Sorgen und Nöte der Praxisinhaber aber ernst genommen werden. Die strikte Budgetierung führe dazu, dass nicht alle erbrachten Leistungen vergütet werden. Steigende Kosten verschärften die wirtschaftliche Situation weiter, beklagen die Zahnärzte. Bei steigenden Praxis- und Personalkosten werde die Deckelung der Honorare für viele Praxen zunehmend bedrohend.
Ein weiteres zentrales Problem sei die ungebrochen hohe Last mit der Bürokratie. Um den Betrieb und die Gründung von Zahnarztpraxen auch in Zukunft für junge Zahnärzte attraktiv zu machen, müssten diese Entwicklungen gestoppt und die Rahmenbedingungen verbessert werden, so der Bericht.