Kreisweites Angebot Pilgern vor der eigenen Haustür

Von Heidi Vogelhuber
Dass nicht nur das Pilgern auf dem Jakobsweg heilsam sein kann, möchten drei kirchliche Organisationen zeigen und bieten Tages-Pilger-Angebote an, um ins Wandern mit spirituellem Hintergrund einzuführen. Die Konfession spielt dabei keine Rolle. ⇥ Foto: dpa

Eine Pilgerbroschüre von drei christlichen Organisationen bietet 13 Angebote für Pilger-Einsteiger, die spirituelle Erlebnisse in der heimischen Natur erfahren möchten.

Ein Pelegrinus ist ein Wanderer, der aus Glaubensgründen mit dem Ziel, einen Wallfahrtsort zu erreichen, in die Fremde zieht. Besonders bekannt sind der Jakobsweg nach Santiago de Compostela sowie die Via francigena nach Rom. Vor allem in der katholischen Kirche ist das Pilgern fest verankert.

Dass man allerdings nicht in die Ferne schweifen muss, sondern auch in der Region, gar im Landkreis Ludwigsburg, spirituelle Erlebnisse erwandern kann, das möchten die Katholische Erwachsenenbildung (keb), die Evangelische Seniorenarbeit im Kirchenbezirk Ludwigsburg sowie das Katholische Dekanat Ludwigsburg zeigen.

Pilgern liegt im Trend

„Es wurde vielfach das Bedürfnis nach Pilgern in der Umgebung an uns herangetragen“, erklärt Jörg Maihoff, Leiter der keb bei einem Pressegespräch am Mittwoch. „Aus evangelischer Sicht hat das Pilgern noch keine so lange Tradition“, scherzt der Diakon Christoph Wiemann, der seine Schwerpunkte in der Seniorenarbeit sowie der Ehrenamtsakademie hat. Vor allem Hape Kerkelings Pilgerbuch „Ich bin dann mal weg“ habe einen regelrechten Boom ausgelöst.

Wiemann habe als Dankeschön für das Engagement von Ehrenamtlern einen Pilgertag organisiert, der von Kleiningersheim nach Cleebronn auf den Michaelsberg führte. Die 25 Plätze waren sofort belegt und das Angebot war so gefragt, dass eine Wiederholung angestrebt wurde, berichtet der Diakon. Gesagt, getan: die drei kirchlichen Organisationen haben sich vor eineinhalb Jahren zusammengesetzt und eine Broschüre mit 13 Angeboten im Kreis herausgebracht, mit dem Titel „Pilgern – Mit Leib und Seele unterwegs“. „Die Broschüren gehen weg wie warme Semmeln. Vor allem im MIK und in Kirchen“, freuen sich die Organisatoren.

„Leute etwa, die ins dritte Lebensalter kommen, sind auf der Suche nach etwas“, so Wiemann. Wandern mit spirituellen Impulsen eigne sich da ideal. „Bei der letzten Tour waren aber auch Studenten von der Karlshöhe dabei sowie Kirchengemeinderäte. Es ist eine große Bandbreite an verschiedenen Menschen, die Interesse zeigen.“ Wichtig ist Maihoff zu betonen, dass das Angebot keinen missionarischen Sinn habe. Man wolle das Bedürfnis nach der Kombination aus Natur und Spiritualität befriedigen, nicht Menschen an die Kirche binden. „Die großen Kirchen bieten vielleicht nicht mehr die spirituellen Formen an, die heutzutage gefordert werden“, so Maihoff, „viele wollen einfach mal raus aus der Ellbogen-Gesellschaft.“ Jedoch sei der Wunsch da, sich nicht nur in der Natur zu bewegen, sondern auch andere, spirituelle Anstöße zu bekommen, ergänzt Dekanatsreferentin Birgitta Negwer, und das unabhängig von der eigenen Religion. Es komme noch etwas anderes hinzu bei den Pilgerangeboten, die nun in der Broschüre zusammengefasst worden sind: Viele schrecke das Pilgern aufgrund des Zeitaufwands und der Strecke ab. „Ist das denn was für mich? Halte ich das durch?“ seinen oft gestellte Fragen. „Wir bieten eine Art Schnupper-Pilgern an“, erklärt Negwer. „Zugegebenermaßen haben wir den Pilger-Begriff geweitet“, ergänzt Maihoff.

Das ökumenisch zusammengestellte Pilgerangebot im Landkreis Ludwigsburg sei ein Angebot für Einsteiger. „Das ist relativ alltagsnah, es ist keine lange Vorbereitung nötig, das Angebot ist niederschwellig“, erklärt Maihoff. Und das Ziel ist, den Zugang noch einfach zu gestalten. „Eine Handy-Version der Pilgerbroschüre schwebt uns vor“, sagt Maihoff.

Alte Themen werden mit modernen Empfindungen verbunden, traditionelle Wege bewandert, aber auch neue Wege erschlossen. Qualifizierte Weg- und Pilgerbegleiter, die allesamt eine Ausbildung zum Pilgerführer absolviert haben, sprechen Gebete, tragen Gedichte vor, weisen auf ein besonderes Naturphänomene hin, stimmen zu Liedern an oder rufen zu einer halben Stunde Wandern in Stille auf. Spirituelle Orte gebe es überall, nicht nur in der Ferne, sagt Negwer, auch müssten die Orte nicht kirchlich geprägt sein.

Info Die Pilgerbroschüre liegt unter anderem aus in der Touristinformation im MIK, kreisweit in Rathäusern sowie in Gemeindehäusern.

 
 
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