Der Marbacher Schriftsteller Mike Albus, Jahrgang 1947, ist jemand, der nie ganz aufgehört hat, sich zu wundern – über den Neckar, der in seinen Krimis ruhig fließt und gleichzeitig voller Geheimnisse ist, über die Orte am Fluss, die ihre Geschichten bewahren, und über die Menschen, die an seinem Ufer leben und manchmal eben auch Verbrechen begehen.
Krimi Raubüberfall im Marbacher Ruderclub
Der Schriftsteller Mike Albus schreibt Kriminalromane, die am und auf dem Neckar spielen. Der Fluss ist nicht nur Kulisse, sondern als tragender Teil der Handlung.
Selbstverständlich frei erfundene Verbrechen. Da ist es fast eine Nebensache, dass auch Mike Albus ein frei erfundener Name ist und sich dahinter der Arzt und Hochschullehrer im Ruhestand Prof. Dr. Michael Weiß verbirgt.
Der Neckar ist wie ein breites Band, das sich durch Albus’ Leben zieht. Bereits als Kind schwamm er dort, wo heute das Bootshaus des Marbacher Rudervereins steht – ein kleines Schwimmbad war es damals, fast unscheinbar, aber voller prägenden Erlebnissen. Später ruderte er als Jugendlicher hier selbst und nach Jahren wieder als Pensionär. Die Nähe zum Fluss, die Spaziergänge am Ufer, das Spiel des Lichts auf dem Wasser – all das fließt in seine Bücher ein, nicht nur als Kulisse, sondern als tragender Teil der Handlung.
Die Romane von Mike Albus spielen in einem Marbach, das vielen vertraut ist – und dennoch ganz anders. Der reale Ort wird durchzogen von fiktionalen Spuren. Einem erfundenen Marbacher Orchester, einem Raubdezernat des echten Polizeipräsidiums Ludwigsburg, das es so nicht gibt. Seine Heldin ist die eigensinnige Kriminalhauptkommissarin Marion Elfrich, sein Held ist ihr Mitstreiter, Freund und Geliebter Philipp Mälzer, ein Mann mit Sinn fürs Abseitige – und beide bewegen sich sicher durch diese erfundene Zwischenwelt.
Mit viel Lokalkolorit
Der Krimi „Vierer mit und ohne Steuermann“ (2021) verknüpft archäologische Raubkunst, Ruderclub-Romantik und mühsame Ermittlungsarbeit. Dimo, der griechische Wirt im Clubhaus des Marbacher Ruderclubs mit seiner Fundstücksammlung, ist so lebendig gezeichnet, dass man fast glaubt, ihn an der Theke treffen zu können. Mike Albus beschreibt diesen Ort eines Verbrechens mit viel Lokalkolorit, bei der Lektüre fühlt man sich sofort heimisch, auch wenn man nicht aus Marbach kommt. „In der Dämmerung lichtet sich der sanfte Nebel-Schleier über dem Neckar und zartes Morgenrot kündigt oben über der Stadtmauer und hinter dem Schiller-Nationalmuseum den baldigen Sonnenaufgang an.“ Man bereitet sich am Fluss auf Langstreckenregatten vor und Mike Albus nimmt einen mit in diese idyllische Betriebsamkeit am Neckar, wo das Böse seinen Lauf nimmt.
In seinem dritten Band, „Neckar-Käpt’n“ (2022), ist die Geschichte vollends auf dem Fluss angekommen. Ein Raubüberfall auf dem Schiff „Weinkönigin“ ist durchgetextet wie ein Thriller, führt tief in Bandenkriminalität, ergänzt durch viel schwäbische Seele, Musik und menschlicher Wärme. Der Leser muss all dies erkunden. Blut gibt es nicht zu entdecken, aber die ausladend schöne Landschaft des Neckartals.
Schwäbisches Lebensgefühl
Mike Albus schreibt Krimis, aber in Wahrheit über das schwäbische Lebensgefühl, das sich am Fluss abspielt. Über ein Zuhause, das man manchmal erst erkennt, wenn man wieder zurückkehrt. Und über aufblitzende Erinnerungen, die Geschichten mit sich bringen, die erzählt werden wollen. Darin ruht der Erfolg von Mike Albus. Seine Geschichten sind nicht nur spannend, sondern auch vertraut, wie der Blick auf den Neckar am frühen Morgen. Und man spürt, was den Autor antreibt. Eine leise Stimme, die ihm immer wieder einflüstert: „Da muss ich was darüber schreiben!“
In seinem ersten Band „Cello“ (2021) gibt es auch Szenarien, die in Bietigheim-Bissingen spielen. Das Konzert mit einem preisgekrönten jungen Cellisten, ein in Bietigheim aufgewachsener Roma, wird auch im Kronenzentrum gespielt. Sein vierter Krimi „Brezelmuseum“ (2023) beginnt mit einem Blick des Protagonisten-Paares Philipp Mälzer und Marion Elfrich auf die Neckarschleuse und endet mit einer Feier auf dem Neckarschiff an der Anlegestelle vor dem Bootshaus des Marbacher Rudervereins. Der Fluss ist überall.