Kriminalstatistik Deutlich mehr Straftaten im Kreis

Von Heidi Falk
Es wurden im Landkreis Ludwigsburg im vergangenen Jahr deutlich mehr Straftaten verübt als im Vorjahr. Ein Lichtblick ist die hohe Aufklärungsquote, die bei rund 63 Prozent der Verbrechen liegt. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Aus der polizeilichen Kriminalstatistik geht hervor, dass 2024 fast 20 Prozent mehr Verbrechen verübt wurden – auch von jungen Tätern. Erfreulich ist die hohe Aufklärungsquote von 63,4 Prozent.

Leider hat sich 2024 die positive Entwicklung der Fallzahlen aus den Vorjahren nicht fortgesetzt und wir hatten es mit deutlich mehr Straftaten zu tun“, sagt der Leiter des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, Thomas Wild. Die Polizei hatte bereits Ende März die Kriminalstatistik für das Land Baden-Württemberg veröffentlicht und konnte vermelden, dass es einen leichten Rückgang der Gesamtstraftaten im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Prozent auf 587.330 Fälle gab.

Im Kreis Ludwigsburg sieht das leider anders aus: Im Jahr 2024 wurden 24.816 Straftaten verübt und damit 19,3 Prozent mehr als im Vorjahr (2023: 20.799). Damit erreichte der Kreis den Peak der letzten zehn Jahre. Annähernd so viele Taten wurden zuletzt 2015 (24.106) festgestellt. Ein Lichtblick ist die Aufklärungsquote, die bei 63,4 Prozent lag. Zum Vergleich: Landesweit wurden 60,3 Prozent der Straftaten aufgeklärt. Die gute Aufklärungsquote belege, so Präsidiumsleiter Wild, dass die Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten im Kreis, „allen Belastungen zum Trotz hervorragende Arbeit geleistet haben.“

 Die Kriminalitätsbelastung im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, der die Landkreise Böblingen und Ludwigsburg umfasst, nahm durch den Anstieg der Fallzahlen zwar auf insgesamt 4452 Straftaten je 100.000 Einwohner zu, bewegt sich aber nach wie vor deutlich unter dem Landesschnitt, der bei 5180 Straftaten je 100.000 Einwohner liegt, teilt das Präsidium mit. Im Kreis Ludwigsburg nahmen die Häufigkeitszahlen um 708 oder 18,8 Prozent zu.

Zusammensetzung der Gesamtstraftaten im Kreis

Insgesamt wurden im Landkreis Ludwigsburg 24.816 Straftaten von der Polizei festgestellt. Mit 6391 Taten (25,8 Prozent der Gesamtstraftaten) machen die Diebstahlsdelikte im Kreis erneut den größten Bereich aus; darunter 1928 Fälle schweren (7,8 Prozent) und 4463 (18 Prozent) einfachen Diebstahls. Dicht gefolgt von Rohheitsdelikten/Delikten gegen die persönliche Freiheit mit 5593 Fällen (22,5 Prozent). 4038 Vermögens- und Fälschungsdelikte wurden im vergangenen Jahr festgestellt (16,3 Prozent der Gesamtstraftaten); 3409 Mal Sachbeschädigung (13,7 Prozent); 554 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung wurden 2024 bei der Polizei gemeldet (2,2 Prozent). 16 Straftaten gegen das Leben wurden im Kreis von der Polizei festgestellt – alle Fälle wurden von der Polizei aufgeklärt.

„Die Tendenz aus 2023 setzt sich durch die Bank fort. Ob Körperverletzungen oder Bedrohungen, ob Gewalt gegen Polizeibeamte, innerfamiliäre Gewalt oder Schulgewalt: Überall nehmen die Fallzahlen sowie die Zahl der Tatverdächtigen zu“, fasst Thomas Wild zusammen und fügt hinzu: „Das ist eine Herausforderung, der wir uns auch zukünftig vermehrt stellen müssen. Der Ton wird leider insgesamt rauer.“

Mit 710 Fällen (2,9 Prozent der Gesamtstraftaten) haben die registrierten Rauschgiftdelikte deutlich abgenommen im vergleich zu den Vorjahren, in denen sich die Fälle zwischen 1205 (2023) und 1803 (2020) bewegten. Das liegt an der teilweisen Cannabis-Leglisierung durch das am 1. April 2024 in Kraft getretene Konsum-Cannabisgesetz (KCanGG). Erwachsene dürfen beispielsweise eine Menge bis 25 Gramm Cannabis in der Öffentlichkeit straffrei mit sich führen.

Zum 1. Juli 2024 traten zudem die Regelungen zum gemeinschaftlichen, nicht-gewerblichen Eigenanbau von Cannabis in Kraft (in Anbauvereinigungen, „Social Clubs“). Weiterhin verboten bleibt jeglicher Umgang mit Cannabis für Minderjährige. Das Gesetz wirke sich laut Polizei selbstredend auf die Statistik aus, wodurch die Fallzahlen nur noch bedingt mit den Vorjahren verglichen werden können.

Zusammensetzung der Tatverdächtigen im Kreis

Die Zahl der Tatverdächtigen stieg im Kreis im vergangenen Jahr um 1837 Personen oder 18,1 Prozent auf insgesamt 11.995 deutlich an. Etwa 55 Prozent der Tatverdächtigen haben eine deutsche Staatsbürgerschaft. Von den ausländischen Tatverdächtigen sind rund zwölf Prozent Geflüchtete und Asylsuchende.

Bei den Tatverdächtigen ohne deutsche Staatsbürgerschaft führen Menschen türkischer Nationalität mit rund 27 Prozent, gefolgt von Syrern (rund 24 Prozent).

Nach wie vor überwiegt im Präsidiumsbereich der Anteil der männlichen Tatverdächtigen mit 76 Prozent. Bei ausländischen Tatverdächtigen liegt der Männeranteil bei 78,8 Prozent, bei Geflüchteten bei 81,5. 9,2 Prozent aller Tatverdächtigen waren alkoholisiert. Mit fast 87 Prozent stellen Erwachsene nach wie vor die größte Altersgruppe bei den Tatverdächtigen.

Der Zuwachs zum Vorjahr beträgt 19,5 Prozent; es handelt sich mit 11.995 Tatverdächtigen um den Höchstwert der vergangenen zehn Jahre.

Jedoch fällt auf, dass vor allem die Kriminalität im Kindesalter deutlich zugenommen hat, im Kreis um 21,8 Prozent von 586 im Jahr 2023 auf 714 im Jahr 2024. In den vergangenen zehn Jahren gab es keine so hohe Kriminalität in dieser Altersgruppe.

Auch die Gruppe der Jugendlichen stieg um 20,4 Prozent im Kreis an – von 1032 im Jahr 2023 auf 1243 im vergangenen Jahr. Einzig die Altersgruppe der Heranwachsenden wurde seltener kriminell, wenn auch nur um 3,3 Prozent; 2024 waren das 723 Personen (2023: 748). „Die zunehmende Jugendkriminalität sowie die immer größer werdende Zahl delinquenter Kinder und Jugendlicher ist ein Problem, das uns weiterhin beschäftigt“, erklärt Thomas Wild dazu.

 
 
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