Krisenmanager im Kreis Ludwigsburg An Krisen mangelt es nicht

Von Frank Ruppert
Strommasten zwischen Freiberg und Ludwigsburg. Foto: Martin Kalb

 Jasper Pommerin ist Krisenmanager beim Landratsamt und bereitet den Kreis Ludwigsburg auf Blackout und Gasmangel vor, sieht aber keinen Grund zur Panik. Warum Krisenmanager derzeit Hochkunjunktur haben und warum das nicht immer so war, erklärt er der BZ.

Pandemie, Stromversorgung, Gasmangel, Dürre, extreme Hitze: An Krisen oder potenziellen Krisen mangelt es in letzter Zeit nicht. Im Ludwigsburger Landratsamt gibt es im Fachbereich Bevölkerungsschutz zwei Männer, die sich nur damit befassen, wie sich der Kreis auf mögliche Krisen vorbereiten kann und welche Abläufe im Falle einer Krise zu erfolgen haben. Die BZ hat mit einem von ihnen, dem Krisenmanager Jasper Pommerin gesprochen. Während sein Kollege Johannes Ruf sich um die Koordination bei den Hilfs- und Rettungsdiensten kümmert, ist Pommerin vor allem für die Abstimmung mit den Gemeinden verantwortlich.

„Großes Thema derzeit ist natürlich ein größerer Blackout“, erzählt er. Gleichzeitig weist er wie das  Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) darauf hin, dass ein großflächiger Stromausfall in Deutschland äußerst unwahrscheinlich ist. Gleiches gilt für regional und zeitlich begrenzte Abschaltungen, um die Gesamtversorgung weiter sicherzustellen.

Dennoch muss Jasper Pommerin gerade viel Zeit investieren, um den Kreis auf einen solchen Fall, selbst wenn er als unwahrscheinlich angesehen wird, vorzubereiten. „Es gibt tatsächlich Kreise die sich schon seit mehreren Jahren auf so einen Fall vorbereiten, 99 Prozent Deutschlands startet aber erst jetzt damit“. In einem halben Jahr habe man schon viel erreicht. Er verweist auf das Leuchtturmkonzept, wonach Feuerwehrhäuser Anlaufstellen werden im Falle eines größeren Stromausfalls.

Aber warum muss er diese Vorbereitungen überhaupt treffen, wenn offizielle Stellen keine Gefahr sehen? Pommerin erklärt, dass Krisenmanager sich immer ein Stück weit auch nach den Ängsten oder Befürchtungen in der Bevölkerung richten.

Krisenvorbereitung nicht immer gefragt

Grob gesagt gelte wenn es zumindest einen theoretischen Anlass für eine potenzielle Krise gibt, und dann noch viele in der Bevölkerung vom Staat Antworten und Vorbereitung verlangen, muss der Krisenmanager tätig werden. Er muss Pläne für einen solchen Fall entwickeln. Der 27-Jährige ist seinem Jahr im Landratsamt, sein Kollege seit Februar. Vorher gab es ihre Stellen in der Form nicht. Das sei aber auch gar nichts Ungewöhnliches, erklärt Pommerin, der unter anderem in den Niederlanden eben dieses Krisenmanagement studiert hat.

„Das Problem ist eben, dass die Erstellung von Krisenplänen erst mal Geld und Ressourcen kostet und die sich nicht wieder hereinspielen“, sagt er. Erst im unwahrscheinlichen Fall einer schlimmen Krise zahle es sich also komplett aus.

Eine solche Krise erlebte der Kreis bei der Corona-Pandemie und da war der Fachbereich, dem Kreisbrandmeister Andy Dorroch vorsteht, extrem gefordert – etwa bei der Verteilung von Impfstoffen oder dem Aufbau der Impfzentren.

Bei der Gasmangellange sei die Koordination mit den Gemeinden wichtig. Viele hätten keine oder nur sehr geringe Mittel im Etat für Krisenbewältigung und seien daher für den Input aus dem Landratsamt dankbar, erzählt Pommerin. Dass er sich auch mit nicht akuten Krisen beschäftigt, zeigt sein Bericht über Gespräche mit einem Getränkehersteller, der künftig einen Teil in seinem Lager für den Landkreis freihalten soll. „Für den Fall, dass etwa im Sommer auf freier Strecke ein ICE liegen bleibt“, erklärt Pommerin.

Auch privat gut vorbereitet

Der Krisenmanager selbst ist auch privat auf viele Krisen vorbereitet und hält in seiner Wohnung Nahrung und Trinkwasser für fünf Tage vorrätig. „Das BBK schlägt zehn Tage vor, aber sollte es wirklich mal zu einem Blackout kommen, werde ich wahrscheinlich ohnehin wenig Zeit daheim verbringen“, sagt er.

Krise

Laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)
handelt es sich immer dann um eine Krise, wenn die alltäglichen Mittel und Maßnahmen nicht mehr ausreichen, um die negativen Folgen einer eskalierenden Gefahren- beziehungsweise Schadenslage abzuwehren.

Das Krisenmanagement
Das Krisenmanagement schafft die konzeptionellen, organisatorischen und verfahrensmäßigen Voraussetzungen, um die außergewöhnliche Situation schnellstmöglich wieder in den Normalzustand zu bringen beziehungsweise die negativen Konsequenzen so gering wie möglich zu halten. Das Krisenmanagement beinhaltet dabei Maßnahmen zur Vorbereitung auf sowie zur Bewältigung, zur Vermeidung weiterer Eskalation und zur Nachbereitung von Krisen.

Das BBK empfiehlt sich zu Hause einen Notvorrat anzulegen: Essen und Trinken für 10 Tage, zwei Liter Flüssigkeit pro Person und Tag. Das sollte in der Regel ausreichen, um auch in schwierigeren Lagen die Zeit zu überbrücken, bis staatliche Hilfe eintrifft oder die Notsituation ausgestanden ist.

 
 
- Anzeige -