Fast auf die Minute genau beginnt es aus Strömen zu regnen, als er die Bühne betritt. Der Stimmung tut das aber keinen Abbruch, denn Sido heizt der Menge trotz Unwetterwarnung und Dauerregen ordentlich ein. Am Sonntagabend ist der Rapper im Rahmen seiner 25-Jahre-Jubiläumstour bei den KSK Music Open aufgetreten. Das Konzert im Ludwigsburger Schlosshof war ausverkauft, am gestrigen Montag fand eine Zusatzshow statt. „Mir wurde eben gesagt, dass 9000 Menschen hier sind“, sagte Sido während seines Auftritts. „Das sind 18.000 Ohren, die mir trotz Regen zuhören. Danke, dass ihr alle da seid.“
KSK Music Open in Ludwigsburg Sido feiert 25-jähriges Jubiläum im Regen
Rapper Sido füllte bei den KSK Music Open am Sonntagabend den Ludwigsburger Schlosshof und nahm seine Fans mit auf eine musikalische Zeitreise.
Rap-Kollege heizt die Menge ein
Rapper Estikay, der Sido immer wieder live unterstützt, überzeugte vorab mit einer kurzweiligen Show. „25 Jahre Sido – wer hat Bock auf Sido?“, fragte er und die Menge jubelte begeistert.
Dann ist es endlich soweit: Die Bühne wird von einem Vorhang, auf dem Wohnungen im Märkischen Viertel im Bezirk Reinickendorf in Berlin abgebildet sind, verhüllt. Der Fokus liegt auf dem Senftenberger Ring 66 und damit auf dem Ort, an dem Paul Würdig, wie Sido mit bürgerlichem Namen heißt, einst gewohnt hat. Der Vorhang fällt und zu sehen ist ein bescheidenes Tonstudio im Hintergrund, davor performt Sido mit der Totenkopfmaske, die er in den Anfängen seiner Karriere immer getragen hat.
Man fühlt sich direkt in die Zeit zurückversetzt, als er mit seinem ersten Hit „Mein Block“ über Nacht berühmt geworden ist. Natürlich darf dieser Song nicht fehlen, genau wie andere Titel, mit denen er sich in den frühen 2000ern einen Namen in Deutschland gemacht hat. Die Bühne wird daraufhin erneut verhüllt.
Auf den Bildschirmen wird ein Zusammenschnitt seiner Karriere gezeigt. In kurzen Videosequenzen sprechen Kollegen und Freunde über Sido, er spricht auch über sich selbst und es werden sowohl die erfolgreichen Momente gezeigt, als auch die Skandale. Daraufhin steht der 44-Jährige wieder auf der Bühne, dieses Mal ohne Maske. Das Bühnenbild hat sich ebenfalls verändert. Statt des kleinen Tonstudios funkelt es im Hintergrund und Schlagzeuger, DJ und Pianist sitzen hinter dem Rapper, während er von zwei Sängern stimmlich unterstützt wird.
Immer wieder bedankt sich Sido beim Publikum, das dem Regen trotzt und in Feierlaune ist, und wird während seines knapp zweistündigen Auftritts selbst ziemlich nass, weil er sich immer wieder nach vorne zu seinen Fans bewegt. Den Song „Der Himmel soll warten“ beendet Sido mit der Frage an jenen Himmel: „Hast du gehört, Großer?“
Sido spielt mehr als 40 Lieder
Mehr als 40 Songs spielt er, zum Teil in gekürzter Version. Die Show wirkt ziemlich getaktet, auf den einen Song folgt meist direkt der nächste. Wenn dann mal Zeit für Interaktionen mit dem Publikum bleibt, fragt er beispielsweise, welche Altersgruppen vertreten seien und bedankt sich sowohl bei den jüngsten, als auch bei den älteren Fans, die ihn schon seit 25 Jahren begleiten.
Den anwesenden Kindern widmet er ein Lied, bevor die „Erwachsenenparty“ beginnen könne. Im Titel „Augen auf“ thematisiert Sido Kinder, die von ihren Eltern vernachlässigt werden. Sido rappt nicht nur wie kein anderer, sondern bleibt vor allem wandelbar. Das Konzert im Schlosshof ist facettenreich und stimmlich überzeugt der Musiker absolut – wenn er am Mikrofon steht und über die große Liebe und das Leben singt, ist Gänsehaut vorprogrammiert.
Sido spielt all die Hits, von „Bilder im Kopf“ bis „Tausend Tattoos“ und „Schlechtes Vorbild“, es dürfen aber auch die Songs nicht fehlen, die er in Kollaboration mit anderen namhaften Künstlern aufgenommen hat, und die in der Menge für ordentlich Stimmung sorgen. Darunter „Ne Leiche“ mit der Band SDP, „Monet“ mit Rapper Alligatoah und „Astronaut“ mit Popmusiker Andreas Bourani.
Provokation und große Gefühle
Mal provoziert Sido mit seinen Texten, mal möchte er tiefsinnige Themen in den Fokus rücken. Er schafft es seine Fans zu vereinen, die gut gelaunt mitsingen, obwohl ihnen das Wasser bis zu den Knöcheln reicht. Vor allem bleibt Sido aber immer eines: bodenständig. Oft bedankt er sich bei seinen Zuhörern für ihr Erscheinen und auch dafür, dass sie ihn auf seiner Reise begleitet haben und weiterhin begleiten. „Ohne euch wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Mit all meinen Dummheiten seid ihr geblieben und ich garantiere euch, dass ich noch weitere 25 Jahre Dummheiten machen werde.“ Zum Ende seines Auftritts scheint der Wettergott doch tatsächlich auf Sido gehört zu haben. Denn als die Show endet, hat es beinahe aufgehört zu regnen.
