Kükentöten verboten Kurz in Hohenhaslach setzt auf Bruderhahn

Von Mathias Schmid
Matthias Kurz hat Produkte kreiert, die Fleisch von den Brüderhähnen beinhalten und bei den Kunden gut ankommen.⇥ Foto: Geflügelhof Kurz

Der Geflügelzüchter hat sich früh auf das Verbot zum Kükentöten eingestellt – und freut sich jetzt über eine hohe Akzeptanz.

Jährlich wurden in Deutschland laut Bundesregierung bisher 45 Millionen Hähneküken kurz nach dem Schlüpfen getötet, da sie keine Eier legen und sich nicht zur Mast eignen. Seit Anfang 2022 ist Deutschland das weltweit einzige Land, das diese Praxis verbietet. Matthias Kurz, der auf seinem Geflügelhof im Kirbachtal rund 23 000 Tiere hält, hat früh darauf reagiert und stellte bereits 2017 auf das Bruderhahn-Modell um – mit Erfolg, wie er betont.

Kurz hat schon komplett auf Bruderhahn umgestellt

Kurz ist Mitbegründer der „Huhn & Hahn Initiative“, die sich seit 2015 für die Aufzucht der männlichen Küken einsetzt. In seinem Betrieb in Hohenhaslach ist er 2017 gestartet mit der Umstellung: „Zuerst im Mobilstall, dann bei den Freiland-, danach bei den Bio-Hühnern und zuletzt in der Bodenhaltung“, berichtet er. Bereits vor einem Jahr sei die Umstellung komplett abgeschlossen worden. „Deshalb hat das Verbot keine neuen Auswirkungen. Wir haben uns rechtzeitig darauf vorbereitet.“

Was Kurz ärgert, ist dass es bei der Bezeichnung „kein Kükentöten“ keine Unterscheidung gibt. „Viele im Handel, nicht zuletzt die großen Discounter, schreiben jetzt auf die Eierschachteln: ‚ohne Kükentötung‘. Aber wenn man hinter die Kulissen schaut, werden kaum Hähne aufgezogen.“ Vielmehr komme hier die In-Ovo-Methode zum Einsatz, in der im Ei das Geschlecht bestimmt wird. „Bio-Verbände lehnen In-Ovo komplett ab. Sie sagen, es ergebe keinen Sinn, ein Ei zu öffnen und dann die männlichen Embrios zu schreddern. Die einzige Möglichkeit ist, den Hahn aufzuziehen.“

Kurz befürchtet auch: „Kleine Brütereien werden verschwinden, wenn sich In-Ovo durchsetzt. Die können sich die teuren Apparaturen nicht leisten.“ Deshalb seien diese sehr scharf darauf, sich an Bruderaufzucht zu beteiligen.

Hennen finanzieren Hähne mit

Doch das hat seinen Preis. Denn die Aufzucht der männlichen Tiere muss über den Verkauf der Eier mitfinanziert. „Das macht drei bis vier Cent mehr pro Ei, bei der In-Ovo-Methode sind es nur ein bis zwei Cent“, sagt Kurz. „Da hatten wir schon Bauchweh, vor allem bei der Bodenhaltung, weil diese Eier von Leuten gekauft werden, die eher auf den Preis schauen, aber das ist nicht passiert“, freut sich der Landwirt. Im Gegenteil: Die Kunden würden sagen: „Weiter so.“

Auch der Verkauf des Hahnfleischs war eine Herausforderung. Denn die Hähne setzen weniger Fleisch an und wachsen langsamer. „Es war schon problematisch, als wir immer mehr Eiersorten umgestellt haben und es immer mehr Fleisch geworden ist“, sagt Kurz. Doch Bruder und Metzgermeister Jochen überarbeitete die Wurstrezepte: „Wir haben in mehr als zehn Sorten das Fleisch aufgenommen“, sagt Kurz. Das geschmacklich hochwertige Fleisch tue der Wurst sogar gut. „Die Leute finden es gut, dass sie das Produkt kaufen können, in denen der Hahn verarbeitet wurde.“

„Fleischkonsum überdenken“

Kurz ist es wichtig, zu betonen, dass in Deutschland nach wie vor auch Eier gekauft werden können, für die männliche Küken getötet werden: „Es ist erlaubt, Junghennen im Ausland zu kaufen.“ Die ganze Thematik sei „nicht so einfach, wie wir uns das vorstellen“. Die Aufzucht der Hähne sei eine gute Lösung. Es blieben aber auch Probleme. Zum Beispiel fehlt Futter für Tierparks.

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Kurz mahnt: „Wir müssen alle unseren Fleischkonsum überdenken. Unser Ansatz ist: lieber gescheites Fleisch und dafür weniger kaufen.“

 
 
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