Künstlerin Christina Frey Löchgauer Tapisserien in Miami

Von Gabriele Szczegulski
Mit diesem dreiteiligen Webkunstwerk ist Christina Frey in einem Katalog zum 25-jährigen Bestehens der World Biennial of Contemporary Textile Art in Miami vertreten. Links eine Tapisserie von Annelies Stelzig. Foto: /Martin Kalb

Webkünstlerin Christina Frey ist international bekannt für ihre feinen und kleinen kunstvollen Webstücke. In Florida wurde sie in Wettbewerben schon mehrmals Siegerin oder Zweitplatzierte. Mit dem Besigheimer Künstler Bernd Stelzig arbeitete sie eng zusammen.

In Christina und Klaus-Dieter Freys Haus in Löchgau hängen und stehen unzählige Kunstwerke. Die beiden sind nicht nur selbst Künstler – sie als Weberin und er fertigt Collagen – sie sammeln auch Kunst. Auffällig viele Kunstwerke sind vom Künstlerehepaar Fred und Annelies Stelzig aus Besigheim.

Denn vor allem Christina Frey ist in ihrer Kunst von den Stelzigs stark beeinflusst worden. Die ehemalige Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin begann schon früh damit, sich für die Webkunst mit dünnen Fäden und der Nadel – ein ganz altes Kunsthandwerk – zu interessieren. Sie webt seit dem Besuch einer Ausstellung der Stelzigs 1978 Kunstwerke von Fred Stelzig nach, bis ihr Mann, damals Versicherungsvertreter, den Besigheimer Künstler fragte, ob er nicht für seine Frau eine Vorlage für eine Tapisserie zeichnen könnte.

Fred Stelzig entwarf Vorlagen für Christina Freys Werke

Stelzig, der auch die Vorlagen für die Textilkunstwerke seiner Frau lieferte, war zuerst skeptisch. Dann sah er die filigranen Werke von Christina Frey und war überredet. Immer wieder fertigte er Entwürfe für sie. 2006 nahm sie sogar an einem Wettbewerb der Internationalen Textilkünstlerinnen, Internacional Biennal in Costa Rica teil, die unter dem Motto „Man + Woman“ stand und die beiden gewannen den zweiten Preis. Es war auch für Fred Stelzig der erste internationale Preis. „Ich war so stolz, aber er hat die Preisverleihung nicht mehr erlebt, er starb am 16. Juli 2006“, so Frey.

Schon zuvor hatte Frey an mehreren internationalen Wettbewerben und Ausstellungen teilgenommen, auch in Miami, wo alle zwei Jahre ein internationaler Wettbewerb von Textilkünstlerinnen aus aller Welt stattfindet. Bis heute ist Christina Frey die einzige Deutsche, die an den Wettbewerben und den folgenden Ausstellungen teilnahm. Zweimal wurde sie erste Siegerin, mehrmals Zweite. Und genau deshalb ist sie nun mit ihrer dreiteiligen Tapisserie „Flug 21“ in Rot- und Schwarztönen im Jubiläumskatalog zum 25-jährigen Bestehen der World Biennial of Contemporary Textile Art (WTA) in Miami vertreten. Miami ist ein Zentrum der Textilkunst, genauso wie Como in Italien, wo Frey auch schon mehrmals in der Ausstellung Mini Art Textil vertreten war.

Eine der ältesten Techniken zur Stoffherstellung

Christina Frey bedient sich einer alten Webtechnik, einer der ältesten Techniken zur Herstellung textiler Stoffe. Sie benutzt kleine, selbst gebaute Taschenrahmen. Als Fäden benutzt sie feine Seiden- oder Leinengarne, selten auch Wollfäden. Gewebt wird mit einer dünnen Nadel. Christina Freys Kunstwerke sind winzig klein. Zudem benutzt sie viele Fäden verschiedener Farben, sodass Schatten, Kanten oder weiche Rundungen entstehen. Die Rückseite ihrer Werke sieht durch die vielen abgeschnittenen Fäden selbst aus wie ein Kunststück.

Die Motive sind bei Christina Frey, die ihre Entwürfe mittlerweile selbst zeichnet, von der Landschaft inspiriert, aber stark abstrahiert. Schwarz- und Grautöne, verwoben mit einem kräftigen Ton, sind ihre Lieblingsfarben. „Da kann man mit mehreren Fäden auf der Nadel und abwechselnden Farben Abstufungen und Schattierungen erreichen“, sagt Frey. Die verstorbene Ursula Benker-Schirmer, eine der bekanntesten deutschen Weberinnen, sagte zu Frey: „Durch die enge Kettdichte entsteht eine winzig kleine Kostbarkeit in einer Zeit, in der ich einen Teppich mit einem Quadratmeter Größe webe“.

 
 
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