Sie sitzen sich gegenüber, verständigen sich nur mit Blicken, Mimik und Gestik und improvisieren größtenteils. So unterhielten Aeham Ahmad am Piano und Saxophonist Steve Schofield am Samstagabend ihr Publikum im Bönnigheimer Schloss fast zwei abwechslungsreiche Stunden lang mit „Music for Peace“ – eine ausverkaufte Veranstaltung des „Kulturfenster“-Vereins Bönnigheim“ in Kooperation mit der Stadt.
Kulturfenster Bönnigheim „Music for Peace“ hautnah
Aeham Ahmat und Steve Schofield improvisieren mit Piano, Saxophon, EWI und Stimme im ausverkauften „Roten Saal“ im Bönnigheimer Schloss – eine Mischung aus Klassik, Jazz und orientalischen Klängen
Aeham Ahmad, der seit 2014 als syrischer „Pianist in den Trümmern“ von Yarmouk bekannt ist und gerne am Flügel sitzt, spielt aber genauso selbstverständlich auf seinem roten E-Piano, das er unprätentiös auf den Beinen platziert und – auch wenn es wackelt und wippt – sicher, virtuos und mit Leichtigkeit bedient. Ab und zu bewahrt er es vor dem Abrutschen, während des Spielens, versteht sich.
Instrumentales Konzert
Wer sich von „Music for Peace“ Songs mit entsprechenden Inhalten versprochen hatte, wurde von einem fast rein instrumentalen Konzert überrascht – mit der Stimme Aeham Ahmads, die als weiteres „Instrument“ charakteristische arabische Klänge produzierte. Ahmad ging es weniger um konkrete Botschaften, sondern um Stimmungen und Emotionen, die er musikalisch ausdrücken und mit dem Publikum teilen wollte. So gab es auch im „Roten Saal“ des Schlosses für die rund 100 Gäste einige kurze Sequenzen zum Mitsingen wie bei „Freude schöner Götterfunken“ von Beethoven, ein Stück, das Ahmad und Schofield im Anschluss jazzig verfremdeten.
Die Mischung macht‘s
Überhaupt war die Musik keinem Genre eindeutig zuzuordnen, mit Orient trifft Klassik und Jazz ist die Mischung wohl am treffendsten beschrieben. Und im individuellen Zusammenspiel von Piano und Sopranino-Saxophon, dem Kleinsten aus der Saxophonfamilie, entstand dabei ein einzigartiges Hautnah-Impro-Konzert. Neben dem Sax hatte der Australier Steve Schofield eine Überraschung im Gepäck: Mit seinem „EWI“ (Electronic Wind Instrument), eine Kombination aus Blasinstrument und Synthesizer, bescherte er dem Publikum einen ganz eigenen „Crazy Sound“.