Kunst im Kreishaus: Roland Bentz Chronologie der Impfstrategie

Von Gabriele Szczegulski
Roland Bentz präsentiert in der Ausstellung im Kreishaus neben Gemälden auch seine Serie „CoroAArt“, die seit 27. Dezember entstanden ist und die Impfung zum Thema hat. ⇥ Foto: Martin Kalb

Der Bietigheimer Künstler Roland Bentz zeichnete für seine Ausstellung im Kreishaus in Ludwigsburg unter dem Motto „CoroAArt“.

Roland Bentz ist vor Kurzem 71 Jahre alt geworden. Schon zu seinem 70. Geburtstag 2020 sollte er in einer Retrospektive im Kreishaus in Ludwigsburg geehrt werden. Corona machte diese Präsentation zunichte. Aber nun wurde die Ausstellung zum 71. konzipiert und hängt derzeit in den Fluren des Landratsamts. Zwar ist ein Besuch schwer möglich, aber Roland Bentz macht sogar Führungen für jeweils eine Person.

Produktive Phase

2020 war ein Sommer der großen Produktivität und Kreativität für den Künstler. In seinem Garten, der „Willa Wanze“ malte Bentz großformatige Werke, beobachtete die Insektenwelt auf seinem Grundstück und verwandelte sie in der für ihn typischen Gestaltungsweise in ausdrucksstarke Bilder. „Vielen Künstler geht es so, dass sie, wie ich, die Pandemie, das Zurücksetzen auf sich selbst, nutzen, in Kreativität umwandeln und in produktive Vielfalt“, sagt Bentz, der dafür bekannt ist, die Natur als Lebensraum und die Insekten als sein Alter Ego für seine Kunst zu nutzen. Diese großformatigen Werke wie „Feldfrucht-Journal“ oder „Endemische Sattelschrecke mit weichem Bein“, die in der „Willa Wanze“ entanden sind, sind in der Ausstellung im Keishaus zu sehen – unter anderen.

Dann kam der Herbst und der Künstler bekam einen Bandscheibenvorfall, musste in der langen Zeit der Rekonvaleszenz nur liegen. „Es war unmöglich für mich, zu arbeiten, zu malen“, sagt er. Als er wieder sitzen konnte, begann er mit einer ganz besonderen Serie: Mit Farbstiften zeichnete er Szenen zu einem Thema, das ihn selbst auch betraf. Am 27. Dezember 2020 wurde in Deutschland der erste Mensch mit Biontech-Pfizer gegen die Corona-Infektion geimpft. Roland Bentz verfolgte alles rund um die Impfungen, machte sich schlau, informierte sich. Und verarbeitete die Informationen und seine Gedanken dazu in bisher 29 Farbstiftzeichnungen, einer Serie, die ihr Ende noch nicht gefunden hat. Enstanden ist eine Dokumentation der Impfstrategie, die den Künstler selbst auch betraf. Trotz Vorerkrankungen wurde er erst vor einer Woche zum ersten Mal geimpft.

Unter dem Arbeitstitel „CoroAArt“ entstanden die Zeichnungen in Folge. „Inhaltlich haben alle einen Bezug zur Krise und zum Thema Impfung. Die Idee zu der Folge ist, eine Reihe zu schaffen, die eigentlich bis zu meiner eigenen Impfung geführt werden sollte, aber nun doch weiter geht. Im Moment ist der Tag 114 seit der Erstimpfung erreicht und ich arbeite an der 30. Zeichnung“, so Bentz.

Natürlich sind die verschiedensten Insekten die Protagonisten, die auf den Zeichnungen auf die Impfung warten, skeptisch die verschiedensten Impfstoffe beäugen oder am Computer hängen und einen Termin zur Impfung wollen. Seit Langem zeichnete Robert Bentz wieder und es ist ein Genuss, diese Zeichnungen zu betrachten. Die Verarbeitung des Themas in zeichnerischer Form ist mit Humor, spitzem Stift, aber auch ernsthafter Skepsis und Ironie versehen. Da sind nach der Impfung mutierte Grashüpfer zu sehen. Oder zwei Raupen, die in sozialer Distanz leben und doch zum Schmetterling werden.

Bentz nimmt das Thema ernsthaft, aber doch mit mehr als nur einer Spur von Humor auf, zeichnet seine Eindrücke, seine Gedanken und damit zugleich die der Gesellschaft. Auch wenn man bei der Betrachtung das Schmunzeln nicht verhindern kann, Roland Bentz schuf eine künstlerische Chronologie der Impfstrategie mit viel Menschlichkeit und Ausdruck der Sorgen und Nöte der Menschen. Und dazu noch in einer handwerklichen Meisterschaft, die Staunen macht.

Ein Kunstbuch entsteht

Die Menge der Zeichnungen ist ein zeitgeschichtliches Dokument, was den Künstler auch veranlasst, daraus ein Kunstbuch mit Kommentaren zu machen, das eventuell im Herbst erscheinen wird.

 
 
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