Lage an den Kreis-Kliniken Corona-Sommerwelle hat den Höhepunkt überschritten

Von Uwe Mollenkopf
Die Kliniken im Kreis wollen mit einem Krisenstab für kommende Herausforderungen gewappnet sein. Foto: /Martin Kalb

Die RKH-Kliniken gehen von einer Entspannung der Lage aus, haben aber mit Personalausfällen zu kämpfen. Auch die Energiekrise bereitet Sorge.

Zeitgleich mit der Vorstellung der Corona-Pläne der Bundesregierung für Herbst und Winter informierten am Mittwoch auch die RKH-Kliniken über die aktuelle Lage und die Aussichten in ihren Kliniken. „Corona ist noch nicht vorbei“, warnte RKH-Geschäftsführer Prof. Jörg Martin. Darüber hinaus gebe es noch weitere Probleme, so die Gasknappheit oder die Gefahr von Hackerangriffen im Zusammenhang mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine. Martin sprach vor einer bevorstehenden „Polykrise“ im kommenden Herbst und Winter. Ein zentraler Krisenstab wurde deshalb an den RKH-Kliniken eingerichtet, um alles im Blick zu haben.

Mehr Patientenaufgrund der Hitzewelle

Aktuell sind es die Sommerwelle an Coronafällen und die Auswirkungen der Hitze, die die Krankenhäuser belasten, berichtete Dr. Stefan Weiß, Ärztlicher Direktor im Zentralbereich Katastrophenschutz der RKH-Kliniken. Von der Hitze betroffen seien besonders ältere Menschen, die zu wenig trinken. An heißen Tagen landen mehr Menschen in der Notaufnahme. Was Corona angeht, gab es aber immerhin eine positive Nachricht zu vermelden: Die Corona-Sommerwelle hat wohl ihren Höhepunkt hinter sich und ebbt langsam ab. „Es sieht so aus, als sei der Gipfel überschritten“, sagte Weiß.

Corona spielt sich vor allem auf Normalstationen ab

Auf den Intensivstationen der RKH-Krankenhäuser spielte die sommerliche Covid-Welle ohnehin keine große Rolle. Die Corona-Zahlen bewegen sich dort seit Januar auf etwa dem gleichen Niveau, waren im Juli laut Weiß lediglich um fünf bis sieben Fälle erhöht. Denn: Die Sommerwelle spielte sich vor allem auf den Normalstationen ab, wo die Belegung nach oben ging, allerdings nicht so stark wie im Frühjahr.

Laut Kliniken-Pressesprecher Alexander Tsongas gibt es im Ludwigsburger Klinikum aktuell 59 Covid-Patienten, von denen sieben auf Intensiv- und 52 auf Normalstation liegen. Am Bietigheimer Krankenhaus sind es 20 Covid-Patienten, alle 20 auf Normalstation. Weiß geht davon aus, dass die Zahlen hier nun wieder zurückgehen, während es bei den niedrigen Zahlen auf den Intensivstationen keine großen Veränderungen geben werde.

Auch bei den mit Covid infizierten Klinik-Mitarbeitern merkt man den Rückgang. Waren es in der Woche Ende Juni bis Anfang Juli 84, so wurden in der letzten Juliwoche noch 70 registriert.

Allerdings: Die insgesamt beträchtlichen Zahlen haben wie berichtet dazu geführt, dass Operationen verschoben werden mussten. „Es kommt aufgrund der aktuellen Personalausfälle – insbesondere coronabedingte Ausfälle unserer Mitarbeiter – jeden Tag zu vereinzelten Ausfällen und Reduzierungen von Betten“, berichtet Tsongas. Teilweise seien deshalb Aufnahmestopps an Wochenenden zu verzeichnen, die von einem Tag bis zu einer Woche andauerten. „Stand heute wird eine leichte Entspannung der Krankheitsfälle beobachtet“, so Tsongas am Mittwoch.

Laut der neuen Corona-Verordnung für Krankenhäuser können sich Mitarbeiter mit positivem Schnelltest ohne Symptome nach fünf Tagen freitesten lassen. Laut Weiß wird das in den Kliniken im Einzelfall auch so gemacht, aber nicht flächendeckend.

Dem Vorschlag von Andreas Gassen, dem Chef der Kassenärzte, die Isolation von Corona-Positiven ohne Symptome ganz aufzuheben und diese weiterarbeiten zu lassen, kann Jörg Martin nichts abgewinnen. „Wir haben schwerkranke Patienten auf den Stationen“, so der Kliniken-Chef, diese gelte es vor einer Ansteckung zu schützen. Er wolle deshalb in dieser Hinsicht „extrem restriktiv“ verfahren.

Was das Energieproblem betrifft, so könnten die Kliniken indirekt davon betroffen sein. Die Krankenhäuser selbst stehen bei einer Gasmangelsituation zwar am Ende der Kette, nicht jedoch Einrichtungen wie Wäschereien, so Martin. Und wenn keine Wäsche mehr gewaschen werden könne, sei dies problematisch für den Klinikenbetrieb. Insgesamt wisse man mit Blick auf die Gasknappheit aber noch nicht so genau, „was auf uns zukommt“.

Ähnliches gilt für die Internetkriminalität. Der Kliniken-Chef hat Sorge vor möglichen Hackerangriffen im Zuge des Ukrainekonflikts. „Wenn bei uns die EDV nicht mehr funktioniert, haben wir ein dickes Problem“, sagte er.

 
 
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