Landesstraße 1110 Freie Fahrt von Großsachsenheim nach Hohenhaslach

Von Mathias Schmid
Bald kann wieder direkt von Hohenhaslach nach Großsachsenheim - und natürlich andersrum - gefahren werden. Bauarbeiter verrichten am Donnerstag letzte Restarbeiten an der Landesstraße 1100. ⇥ Foto: Martin Kalb

Die Bauarbeiten an der Straße sind abgeschlossen, das Regierungspräsidium hat die Wiedereröffnung angekündigt.

Man kann wieder fahren zwischen Großsachsenheim und Hohenhaslach – und das ganz ohne Schlaglöchern ausweichen zu müssen. An diesem Samstag wird die Landstraße 1110 laut Regierungspräsidium (RP) Stuttgart wieder freigegeben – nach fast einem halben Jahr und mehreren kleinen Verzögerungen.

Die Stadt Sachsenheim hat seit Juli an einem Ersatzneubau der Brücke über den Kirbach in der Kirbachstraße gearbeitet. Bereits dafür war die L 1110 voll gesperrt. Um die Sperrung voll auszunutzen, hat das RP die Sanierung der Fahrbahndecke vorgezogen. So wurde vermieden, dass die Straße zu einem späteren Zeitpunkt erneut gesperrt werden muss. Seit September laufen hier die Bauarbeiten.

In dieser Woche werden sowohl die Arbeiten der Stadt als auch die des RP abgeschlossen. Ab Samstag sind Landesstraße und Brücke wieder für den Verkehr freigegeben.

Zahlreiche Schäden zwischen Großsachsenheim und Hohenhaslach

Die Fahrbahn der L 1110 in Richtung Hohenhaslach wies zahlreiche Schäden wie Asphaltausbrüche an der Oberfläche und Spurrinnen auf. Es wurden zudem die Randbereiche stabilisiert und auf dem gesamten rund 4,5 Kilometer langen Streckenabschnitt eine neue Asphaltschicht aufgebracht. Darüber hinaus wurde die Entwässerung neu geordnet. Zuletzt wurden auch noch rund 14 Kilometer neue Markierung aufgetragen und eine über zwei Kilometer lange neue Entwässerungsmulde profiliert.

Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit werden im kommenden Jahr noch an einigen Stellen Leitplanken errichtet, betont das RP. Dafür wird allerdings erneut eine halbseitige Sperrung der Fahrbahn nötig sein.

Im Zuge der Maßnahme wurde auch das Bauwerk der L1110 über den Kirbach Richtung Hohenhaslach instand gesetzt: Es wurde die Abdichtung erneuert und vorhandene Schadstellen am Betonüberbau instandgesetzt.

Das von der Stadt Sachsenheim neu hergestellte Brückenbauwerk in Großsachsenheim lässt nach seiner Fertigstellung Begegnungsverkehr zu. Darüber hinaus wurde für die Fußgänger ein Gehweg geschaffen.

Fast 1,9 Millionen Euro für die Sanierung der L 1110

Das Land investiert mit dieser Maßnahme laut RP rund 1,5 Millionen Euro in den Erhalt der Infrastruktur, die Baukosten für die Stadt Sachsenheim belaufen sich auf 370 000 Euro.

Der eigentliche Plan sah vor, dass die Strecke Mitte November wieder eröffnet werden sollte. Zunächst hatte die Fertigstellung wegen Verzögerungen auf Anfang Dezember verschoben werden müssen. Anfang Dezember hatte das RP dann gemeldet, dass es zu einer weiteren Verzögerung kommt: Aufgrund der sehr unbeständigen Witterung in den Tagen zuvor konnte die Markierung auf der Fahrbahn nicht aufgebracht und die Straße deshalb aus Gründen der Verkehrssicherheit nicht freigegeben werden.

Geschichte: Wegen Falschem Mehltau Straße gebaut

Die Straße Großsachsenheim-Hohenhaslach hat ihre Existenz dem Falschen Mehltau, auch bekannt als Peronospora, zu verdanken. Besonders schlimm hatte es 1913 die Weingärtner im Kirbachtal erwischt. Es gab einen Fehlherbst, der die Wengertergemeinde Hohenhaslach außerordentlich hart traf. Die Amtskorporation Vaihingen hatte deshalb den Straßenbau als Notstandsarbeit beschlossen, um den Wengertern ein Auskommen zu sichern. Der Enz- und Metter-Bote berichtete in der Ausgabe vom 27. September 1913, dass der Beschluss in Hohenhaslach freudigst begrüßt wurde, zumal für Notstandsarbeiten 40 Prozent Staatsbeitrag beigesteuert wurden. Ein konkretes Projekt hatten die Hohenhaslacher bereits ins Auge gefasst, und zwar eine Straße direkt von Hohenhaslach nach Großsachsenheim. Neu war die Idee nicht. Bereits 1877 hatte es erste Überlegungen dazu gegeben. Jetzt war die Zeit gekommen.

Von großer Bedeutung für Hohenhaslach war, dass, wie es hieß, „die Söhne der Weingärtner und Landwirte durch diese neue Straße Arbeitsplätze in der benachbarten Industrie und den Großsachsenheimer Bahnhof bequemer und früher erreichen konnten“. Auch die touristische Erschließung des Kirbachtals hatten die Hohenhaslacher bereits damals im Blick. Im Frühjahr 1914 begannen die Arbeiten. Die teils unter 16 Jahre alten Helfer aus Hohenhaslach stärkten sich nach getaner Arbeit gerne in den Wirtshäusern. Der Hohenhaslacher Bürgermeister sah sich genötigt, eine Verfügung zu erlassen, wonach Jugendlichen unter 16 Jahren der Wirtshausbesuch ohne Begleitung von Erwachsenen verboten sei. Trotz des inzwischen tobenden Ersten Weltkriegs wurden die Straßenbauarbeiten vollends beendet. In einem Hohenhaslacher Gemeindebericht vom 20. Dezember 1915 ist dann zu lesen: „Das Bauprojekt selbst ist sehr gut ausgeführt.“⇥Martin Hein

 

 
 
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