Das kam schon sehr überraschend“, sagt der Löchgauer Bürgermeister Robert Feil. Noch vor wenigen Wochen hatte die Deutsche Giga Access GmbH (DGA) Planungsunterlagen für den Glasfaserausbau im Ort eingereicht.
Landkreis Ludwigsburg Ärger um den Breitbandausbau
Die Deutsche Giga Access hat in einigen Gemeinden den Glasfaserausbau vorübergehend auf Eis gelegt. Stockt jetzt der Ausbau des schnellen Internets im Kreis?
Im Oktober dann plötzlich die Nachricht, dass alle Projekte erneut auf ihre Wirtschaftlichkeit überprüft werden. Statt schnellem Internet – Stillstand. Dasselbe Bild in Freudental, Erdmannhausen und den DGA-Projekten im Marbacher Stadtteil Rielingshausen sowie Plüderhausen im Rems-Murr-Kreis.
Aus heiterem Himmel
Nicht nur die Gemeinden traf der Baustopp unvorbereitet, sondern auch die GVG Glasfaser. Das Kieler Unternehmen vermarktet mit seinem Label Teranet die einzelnen Anschlüsse. „Die DGA hat uns im Oktober überraschend informiert, dass sich der Glasfaserausbau in unsren gemeinsamen Ausbaugebieten verzögert“, teilte das Unternehmen auf BZ-Anfrage mit.
Grund für die Verzögerung ist laut GVG Glasfaser, dass ihr Kooperationspartner DGA, die eigenwirtschaftlichen Ausbauvorhaben überprüfe. Ursächlich dafür seien die „drastisch veränderten Rahmenbedingungen“, insbesondere bei den Materialkosten sowie bei der Finanzierung. Nach BZ-Informationen werden auch die stark gestiegenen Zinsen als weitere Ursache ins Feld geführt. Die DGA selbst nahm am Montag nicht Stellung zu dazu.
Dramatische Sprünge bei den Baukosten bestätigt auch Viktor Kostic, Geschäftsführer des Zweckverbands Kreisbreitband Ludwigsburg (KBL). „Die sind in den vergangenen anderthalb Jahren um bis 30 Prozent gestiegen“, sagt er. „Das kriegt man aus den Verträgen nicht so schnell wieder heraus.“ Für Investoren sei das wenig attraktiv. Dass die DGA deswegen deutschlandweit ihre Projekte prüfe und auf eine solide Basis stelle, sei nachvollziehbar.
Für die betroffenen Gemeinden aber mindestens ärgerlich. „Bei uns war im Juli Spatenstich“, erzählt Jens Peter Knittel, Ortsvorsteher von Rielingshausen. Ein Subunternehmer habe die Glasfaserkabel geliefert und bereits mit den Arbeiten begonnen. Derzeit sei alles auf Halt. „Laut GVG geht es frühestens im Januar weiter“, so Knittel. Dass ein Konzern wie die DGA, „solche Projekte beginnt und dabei nicht langfristig die Zinsen absichert, finde ich relativ schwach“, sagt Knittel.
Plan B und Plan C
Etwas mehr Verständnis zeigt Marcus Kohler. „Alle Telekommunikationsunternehmen ringen gerade mit steigenden Beschaffungskosten und Zinsen“, sagt der Erdmannhausener Bürgermeister. Auch die Prüfung der Ausbauvorhaben kann er nachvollziehen.
Allerdings verzögere sich dadurch nicht nur Umstellung der Rathaus-IT auf Cloud-Computing. Auch das Gewerbegebiet bleibe vorerst ohne Breitbrand. „Das drückt uns am allermeisten“, sagt Kohler, zumal sich dort ein Systemhaus angesiedelt habe.
„Wir rechnen im Laufe des Novembers mit einer Antwort, wann es denn losgeht“, sagt Kohler. Und schickt hinterher: „Andernfalls schauen wir uns nach Alternativen um. Wir haben einen Plan B und einen Plan C.“
Neuer Anlauf 2024?
Etwas entspannter sieht das der Freudentaler Schultes Alexander Fleig. Er gehe nicht von einem Baubeginn in diesem Jahr aus. Allerdings: „Die Genehmigungsplanungen liegen bereits vor“, sagt er. „Ich gehe davon aus, dass es 2024 weitergeht.“
Grund zum Optimismus gebe ihm die hohe Abschlussrate bei den Endkundenverträgen. 40 Prozent war die von der DGA geforderte Marke. „Da liegen wir deutlich drüber“, so Fleig.
Das gilt auch für die anderen Gemeinden. „Die Vorvermarktung war sehr, sehr zufriedenstellend“, betont auch KBL-Geschäftsführer Viktor Kostic. Sollte ein Provider ausfallen, habe der Zweckverband mit der Telekom einen starken Partner an der Seite. „Mir ist nicht bange um den Netzausbau.“