Landkreis Ludwigsburg Erster Neujahrsempfang seit drei Jahren

Von Claudia Mocek
Bei der Podiumsdiskussion wurde es lebhaft (von links): Landrat Dietmar Allgaier, Innenminister Thomas Strobl, Stephanie Haiber, Alexis von Komorowski und Frank Mentrup. Foto: /Werner Kuhnle

500 Gäste kommen zur Premiere von Landrat Dietmar Allgaier. Was waren die wichtigsten Themen?

Die Stimmung ist gut am späten Donnerstagabend im Landratsamt. Rund 500 geladene Gäste stehen in Gruppen zusammen, unterhalten sich angeregt, stoßen an. Der erste Neujahrsempfang des Landrats Dietmar Allgaier kommt gut an – vor allem der informelle Teil. Das Resümee zum langen Programmteil mit Reden, und Podiumsdiskussion fällt gemischter aus: Nach etwa zwei Stunden merkt man wie das Publikum immer unruhig wird. Doch erst nach zweieinhalb Stunden geht der offizielle Teil dann tatsächlich zu Ende.

Es ist 18.30 Uhr, die Gäste reihen sich in die Warteschlange ein, die schon über ein Stockwerk reicht. An deren Ende wartet Landrat Dietmar Allgaier, um die Abgeordneten des Land- und Kreistags, Vertreter und Vertreterinnen aus Kultur, Wirtschaft, Vereinen und Verbänden persönlich zu begrüßen. In seiner teils launig gehaltenen Begrüßungsrede geht der Landrat kurz darauf auf die globalen Krisen ein. Selbstironisch spricht er über die eigenen Probleme: Der Müll, der Tonnentausch und die Frage nach dem Deponiestandort.

50 Jahre Kreisreform

Aber er lobt auch: Die konstante Kreisumlage, die Sonderprämie für Klinikbeschäftigte und die Gründung der Bürgergenossenschaft Wohnen. Außerdem eröffnet er das Jubiläumsjahr 2023. Der Grund: Vor 50 Jahren fand die Kreisreform statt. Mit „Landkreisfeschd“, Jubiläumswein, und -radweg will der Landkreis dies feiern. „Alles richtig gemacht“ habe man damals aus heutiger Sicht, findet Allgaier. Auch Innenminister Thomas Strobl geht in seiner Festrede auf die Reform ein, die 1973 nötig geworden sei, um den zunehmenden Herausforderungen besser gerecht zu werden. „Die Landkreise müssen sich auch heute ständig weiterentwickeln“, sagt Strobl, um das Land als „Partner der Landesregierung durch die Krisen zu bringen“.

Nachdem das Kreisjugendorchester des Blasmusik-Kreisverbands unter der Leitung von Roland Haug ukrainische Tänze aufgeführt hat, wird es konkreter und lebhafter bei der Podiumsdiskussion: Was ist nötig ist, um künftige Krisen zu bestehen? Darüber diskutieren Allgaier und Strobl mit dem Hauptgeschäftsführer des Landkreistags, Professor Dr. Alexis von Komorowski, und dem Karlsruher Oberbürgermeister, Dr. Frank Mentrup. Dass das Podium bis auf Moderatorin Stephanie Haiber rein männlich besetzt ist, sorgt zumindest bei manchen Gästen für Verwunderung.

Mentrup zeigt sich nach der Pandemie von der Selbstorganisation der Gesellschaft beeindruckt. Es sei ein „grandioses Ergebnis unserer Demokratie“, sagt er. Dies dürfe nun nicht „alles wieder in den Schrank gestellt werden“, sagt der OB, der davon überzeugt ist, dass es weitere Krisen geben wird.

Demografischer Wandel, Digitalisierung, Abbau von Bürokratie, Fachkräftemangel: „Ich habe Sorge, dass die politischen Zeichen der Zeit nicht erkannt werden“, sagt von Komorowski. Nun seien neue Priorisierungen , ein kluger Abbau von Standards und die neue Bewertung von Finanzbeziehungen gefragt. So könnten für die Kommunen Handlungsspielräume geschaffen werden.

„Nachhaltigste Krise“

„Die Demografie ist die nachhaltigste Krise“, sagt Mentrup. Hier müsse es einen „Mega-Wumms“ geben statt der bisherigen „Wümmschen“. Die Politik müsse den Mut aufbringen, sich nicht mehr nur von Fachlichkeiten treiben zu lassen, weil diese manche Vorgabe, zum Beispiel beim Brandschutz, gar nicht mehr leisten könnten, sagt OB Frank Mentrup. „Wichtig und schwierig“ sei der Bürokratieabbau, sagt Strobl. Doch wenn man Prioritäten verändere, werde manches an Bedeutung verlieren.

Auch wenn am Ende des Podiums keine Lösung steht und die Diskussion fast von einem Handyklingeln beendet wird, zeigt das interaktive Format, dass Veränderungen auch Neujahrsempfängen gut tun können.

 
 
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