Landkreis Ludwigsburg Im Einsatz für Tiere und Verbraucher

Von Frank Ruppert
Ein Kontrolleur überprüft einen Imbiss. Das gehört zu den Aufgaben im Fachbereich 55 beim Landratsamt. Foto: imago//Olaf Döring

Warum es trotz Kontrollen zu Tierschutzverstößen wie im April auf einem Hof in Erligheim kommt, wie man sich auf die Afrikanische Schweinepest vorbereitet und wo es Infos zu Hygienemängeln in Restaurants gibt, verrät Dr. Ulrich Koepsel vom Veterinäramt des Landkreises Ludwigsburg.

Im April war es wieder einmal so weit: der Fachbereich 55 – Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung rutschte in das öffentliche Interesse. In Erligheim lies ein Landwirt 17 Tiere qualvoll sterben und die Frage, wie so etwas passieren konnten erreichten auch Dr. Ulrich Koepsel, Leiter des Fachbereichs im Ludwigsburger Landratsamt. Hätten seine Amtstierärzte den Hof häufiger kontrollieren müssen. „In einem Fall wie Erligheim hätte das nichts gebracht. Die Tiere sind verdurstet, das geht innerhalb von sieben Tagen“, sagt der Tierarzt. Grundsätzlich liege die Verantwortung für den Tierschutz beim Tierhalter. Es ist nicht Aufgabe der Behörde diese Verantwortung zu ersetzen. „Wir überprüfen, ob die Selbstkontrollen auch vorgenommen werden“, erklärt der 52-Jährige.

180 Rinderhaltungen, 100 Schweinhaltungen, 350 Schaf-/oder Ziegenhaltungen, 500 Pferdehaltungen und 1200 Geflügelhaltungen müssen die zehn Amtstierärzte und 3 Veterinärhygienekontrolleure beim Landratsamt Ludwigsburg kontrollieren. Viele Höfe hätten natürlich mehrere Haltungen, dennoch eine große Zahl wie oft ein Hof kontrolliert werde, könne er pauschal nicht sagen. Das hänge von mehreren Faktoren ab.

„Die meisten Tierhalter schaden ihren Tieren nicht absichtlich“, sagt Koepsel. Es seien immer menschliche Schicksale dahinter und oft laufe es für die Tierhalter auch in anderen Lebensbereichen nicht gut. Solche Kontrollen von Höfen oder gar das Wegnehmen von gefährdeten Tieren ist längst nicht die einzige Aufgabe für Koepsel und sein Team.

Großes Thema sind Tierseuchen. Im Fokus steht derzeit vor allem die Afrikanische Schweinepest. Die ist zwar bislang nicht im Landkreis angekommen, weil sie sich aus Ostdeutschland wohl aber weiter verbreitet, bereitet man sich beim Landratsamt auf mögliche Fälle hier vor. „Wir arbeiten eng mit den Jägern zusammen und bitten sie, Proben von verendeten Wildschweinen zu nehmen“, sagt Koepsel. Im Frühjahr wird auch ein Ausbruch simuliert. Mehrere Tage soll die Übung dauern, bei der mehrere Fachbereiche des Landratsamts beteiligt sind.

Zu den weiteren Aufgaben der Veterinäre im Amt gehören aber auch Untersuchungen von Schlachttieren beziehungsweise deren Fleisch. Unter dem Thema Tiergesundheit geht es für Koepsels Team auch darum, die Wiedereinschleppung etwa der Tollwut durch illegalen Hundehandel zu verhindern. Immer wieder würden etwa Hundewelpen aus Staaten in denen es noch Tollwut gibt, eingeführt. Hier müssen Amtstierärzte untersuchen und Quarantäne anordnen. Selbst die Bienengesundheit ist bei den zehn Fachleuten verortet.

6000 Lebensmittelbetriebe im Kontrollbereich

Neben dem Tierschutz und der Tiergesundheit kümmert sich der Fachbereich 55 auch um den Verbraucherschutz. 15 Stellen für Lebensmittelkontrolleure hat Koepsel dafür zur Verfügung. „Das reicht auch für den Landkreis“, sagt er. Seine Mitarbeiter müssen rund 6000 Lebensmittelbetriebe, davon 1500 Erzeuger Urproduktion. Als Urproduktion bezeichnet man Betriebe, die etwa Fleisch, Eier oder Gemüse und Obst erntefrisch zum Gegenstand haben. Zum Rest gehört alles was Lebensmittel verkauft, „auch die Tankstelle mit einem kleinen Kioskbereich“, sagt Koepsel.

Vor Ort in den Betrieben wird überprüft, ob die Vorgaben an die hygienerechtlichen Bestimmungen und die Unbedenklichkeit der Produkte eingehalten werden. Zudem werden durch Lebensmittelkontrolleure risikoorientiert und anlassbezogen Proben genommen. Bei Verstößen leiten Amtstierärzte oder Lebensmittelkontrolleure Maßnahmen zur Abstellung der Mängel sowie Verwaltungs-, Bußgeld- oder Strafverfahren ein.

In Ergänzung zu den Betriebskontrollen werden jährlich zahlreiche Proben von Lebensmitteln, Bedarfsgegenständen und Kosmetika erhoben. „Die Herausforderung besteht in der Planung der Proben, um sinnvolle und aussagekräftige Proben zu nehmen“, so Koepsel. Diese Proben werden auf mögliche Keimbelastung, Rückstände von Arzneimitteln oder Pestiziden, Kennzeichnungsmängel oder Angaben zur Täuschung des Verbrauchers untersucht.

Koepsel nennt etwa Wurstwaren als Beispiel. Dabei kann es bei der Kontrolle auch um die Verpackung gehen. Möglich sei ja auch, dass durch die Verpackung nicht erlaubte Stoffe in die Lebensmittel gelangen. Dazu arbeitet man eng mit den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter des Landes zusammen.

Die gravierendsten Verstöße bei Lebensmittelkontrollen werden übrigens im Internet unter verbraucherinfo.ua-bw.de veröffentlicht, wie Koepsel verrät: „Es geht darum, dass der Verbraucher ausreichend Information für seine Entscheidung hat.“

 
 
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