Landkreis Ludwigsburg Vor allem Diebstähle nehmen stark zu

Von Uwe Mollenkopf
Die Zahl der Diebstähle im Kreis hat 2022 wieder zugenommen, darunter auch die Zahl der Wohnungseinbrüche. Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Laut der polizeilichen Kriminalstatistik sind die Straftaten 2022 nach einem Rückgang im Vorjahr wieder gestiegen (um 6,5 Prozent). Auch die Gewalttaten sind deutlich mehr geworden.

Konnte das Polizeipräsidium Ludwigsburg in seinem Sicherheitsbericht für 2021 noch verkünden, dass die Zahl der registrierten Straftaten auf den niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre zurückgegangen sei, so hat sich das Bild nun wieder geändert. Präsidiumsweit (Kreise Ludwigsburg und Böblingen) stieg die Zahl der Delikte 2022 um 6,7 Prozent, bezogen auf den Landkreis Ludwigsburg um 6,5 Prozent.

Gleichwohl lebe man nach wie vor in einem sicheren Landkreis, sagt Polizeipräsident Thomas Wild. Die Häufigkeitszahl, also die Anzahl der Straftaten auf 100 000 Einwohner, liege nach wie vor auf dem zweitniedrigsten Stand im Zehn-Jahres-Vergleich und deutlich unter dem Landeswert, ordnet Wild die Ergebnisse der Kriminalstatistik ein. Seine Erklärung des Anstiegs: „Wir haben die Zeit der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie überstanden. In vielen Kriminalitätsbereichen erreichen die Fallzahlen daher nun auch wieder das Vor-Corona-Niveau.“

Mehr Ladendiebe

Ins Auge springen gleichwohl etliche Bereiche, in denen die Zahlen kräftig noch oben gehen. Etwa bei der Diebstahlskriminalität. Die stieg präsidiumsweit um 2207 Fälle, das entspricht 31,9 Prozent. Darunter nahm der Ladendiebstahl sogar um 36,5 Prozent zu. Den entstandenen Schaden beziffert die Polizei auf 11,1 Millionen Euro (Vorjahr 9,6 Millionen Euro). Wie der Statistik weiter zu entnehmen ist, waren von den ermittelten Tätern die Hälfte (50,2 Prozent) Ausländer. Im Vorjahr waren es noch 45 Prozent.

Auch der Wohnungseinbruchsdiebstahl hat zugenommen. Im Landkreis Ludwigsburg gab es einen Anstieg von 162 auf 197 Fälle (plus 21,6 Prozent).

110 Angriffe mit dem Messer

Bei den Straftaten, welche die Polizei als Rohheitsdelikte bezeichnet, lag der Anstieg ebenfalls deutlich über dem Durchschnitt. Im Kreis Ludwigsburg wurden 4117 Fälle gezählt, ein Plus von 16 Prozent. Laut Polizei weisen die Rohheitsdelikte einen Höchstwert im Fünf-Jahres-Zeitraum auf. Zum Beispiel nahmen Fälle von Bedrohung um 33,4 Prozent zu, leichte Körperverletzung um 16 Prozent.

Gesondert werden vom Polizeipräsidium Angriffe mit dem Messer erfasst. Von diesen gab es im vergangenen Jahr im Landkreis Ludwigsburg 110, was einer Zunahme um rund 11 Prozent entspricht. Im ganzen Präsidium waren es 173. Mehr als ein Drittel der Messerangriffe wurden im öffentlichen Raum begangen.

Gewalt gegen Polizei

Generell sind die Straftaten im öffentlichen Raum (plus 9,5 Prozent) im Bereich des Polizeipräsidiums mehr geworden. Die Polizei will hier gegensteuern.

Allerdings waren auch wieder Polizeibeamte selbst Opfer von Gewalt. Die Gewalttaten gegen Polizisten haben um 17,2 Prozent zugenommen. Dabei wurden im Polizeipräsidium 160 Polizeibeamte leicht verletzt, drei Einsatzkräfte sogar schwer. „Es ist nicht zu tolerieren, wenn Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte in Ausübung ihres Dienstes für die Gesellschaft selbst angegangen oder gar verletzt werden“, sagt Polizeipräsident Wild. Hier brauche man ein konsequentes Vorgehen von Polizei und Justiz.

In 17 Fällen (Vorjahr 16) wurde 2022 im Landkreis Ludwigsburg jemand getötet. Zu den dramatischsten Vorfällen zählte laut Polizei das Tötungsdelikt im August 2022 in Ludwigsburg, als ein 79-Jähriger niedergestochen wurde, und im Juli, als eine 17-Jährige aus Asperg umgebracht wurde.

Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung kann die Polizei hingegen auf einen deutlichen Rückgang der Taten von 548 auf 416 Fälle (minus 24,1 Prozent) im Kreis Ludwigsburg verweisen. Das liege vor allem an der rückläufigen Verbreitung pornografischer Schriften. Doch: Trotz überwiegend sinkender Fallzahlen bei den meisten Sexualdelikten „fallen im Landkreis Ludwigsburg die Bereiche sexuelle Übergriffe/Nötigungen mit einem Anstieg auf 32 Fälle ins Auge“, so die Polizei. Das sei ein Anstieg von immerhin 60 Prozent. Rückläufig haben sich die Bereiche Internetkriminalität (minus 16,3 Prozent), Rauschgiftdelikte (minus 9,9 Prozent) und Sachbeschädigung (minus 3,8 Prozent) entwickelt.

Aufklärungsquote geht zurück

Zurückgegangen ist allerdings erstmals auch die Aufklärungsquote, nachdem sie zuvor seit 2014 nahezu kontinuierlich verbessert werden konnte. Im vergangenen Jahr sank die Quote laut Kriminalstatistik im Vergleich zum Vorjahr im Kreis Ludwigsburg um 2,7 Prozent. Aufgeklärt wurden demnach 61,4 Prozent der Fälle. Insgesamt wurden im Kreis Ludwigsburg 10 132 Tatverdächtige ermittelt, ein Anstieg von 4,1 Prozent. Von ihnen waren 5892 Deutsche (plus 0,7 Prozent), 4240 Nicht-Deutsche (plus 9,3 Prozent), davon 178 Asylbewerber/Flüchtlinge (plus 22,4 Prozent).

Ausländeranteil: 41 Prozent

Nach einem Rückgang der durch Ausländer begangenen Straftaten 2021 nahmen die Fallzahlen präsidiumsweit im Jahr 2022 wieder deutlich zu. Die aktuelle Zunahme sei vor allem auf den Ladendiebstahl (plus 52,3 Prozent) zurückzuführen, so die Polizei. Während Nichtdeutsche einen Anteil von 18,8 Prozent an der Gesamtbevölkerung im Bereich des Polizeipräsidiums haben, liegt ihr Anteil an den Tatverdächtigen (bei Straftaten ohne Ausländerrecht) bei 41 Prozent.

Mehr Kinder kriminell

Mit Blick auf die Altersstruktur der Tatverdächtigen verzeichnet die Statistik eine Zunahme von Tätern unter 21 Jahren im Bereich des Präsidiums (plus 9,6 Prozent). Alarmierend dabei: „Den prozentual deutlichsten Anstieg im Vergleichszeitraum verzeichnen die tatverdächtigen Kinder mit einem Zuwachs von 21,6 Prozent (plus 96 Tatverdächtige).“ Immerhin: Die von den unter 21-Jährigen begangenen Straftaten liegen laut Polizei immer noch deutlich unter den vor der Pandemie begangenen Delikten.

 
 
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