Lehmgrube auf dem Ziegelei-Areal in Besigheim Keine Bauarbeiten wegen Wildbienen

Von Michael Soltys
Das Gelände der ehemaligen Ziegelei in Besigheim ist als regionaler Wohnbauschwerpunkt ausgewiesen. Die Naturschutzbehörde hat Mitte April Planierarbeiten des Eigentümers, der Wohnbaufirma Layher, eingestellt .⇥ Foto: Helmut Pangerl

Die Naturschutzbehörde hat Planierarbeiten der Wohnbaufirma Layher in der Lehmgrube eingestellt. Dort sollte eine Fäkaliensperre errichtet werden, rechtfertigt sich das Unternehmen.

Was Mitte April in der Besigheimer Lehmgrube vorgegangen ist, empört Benjamin Tempel bis heute: Teile des Geländes wurden planiert, berichtet er, „an einem Ort also, wo Dutzende Wildbienenarten (nicht Individuen) und viele andere Tiere wie Dorngrasmücken und Grauspechte leben und der deshalb unter Schutz steht“. So heißt es in einem Schreiben an die BZ. Die untere Naturschutzbehörde habe die Arbeiten untersagt, doch die „erheblichen Zerstörungen“ bleiben, die Schäden seien irreparabel.

Das Landratsamt in Ludwigsburg bestätigte auf Nachfrage der BZ den Sachverhalt. Eigentümerin der Flächen ist die Besigheimer Wohnbaufirma Layher, die das Gelände vor einiger Zeit von der Familie Nestrasil erworben hat. Das Ziegelei-Areal ist im Flächennutzungsplan als regionaler Wohnbauschwerpunkt ausgewiesen und soll in den kommenden Jahren für den Wohnbau erschlossen werden.

Gefährdeter Lebensraum

Allerdings sei die Lehmgrube auch „Lebensraum einer Vielzahl von besonders geschützten und zum Teil landesweit gefährdeten und stark gefährdeten Wildbienenarten“, machte ein Sprecher des Landratsamtes deutlich. Das Gelände sei durch Bodenabtrag und „flächiges Verteilen“ verändert worden. Dadurch seien die Wildbienen beeinträchtigt worden.

Die Arbeiten in der Lehmgrube seien nicht genehmigt gewesen, eine Baufreigabe existiere nicht. Die Naturschutzbehörde habe die Arbeiten umgehend eingestellt und sowohl eine förmliche Baueinstellung nach Baurecht verfügt als auch weitere Arbeiten untersagt. Bei Verstößen drohe ein Zwangsgeld, so der Sprecher der Behörde.

Aus Sicht der Firma Layher stellt sich der Sachverhalt anders dar. „Die Arbeiten in dem Vorbereich haben grundsätzlich mit der Lehmgrube nichts zu tun“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme des Unternehmens gegenüber der BZ. Es sei darum gegangen, eine Fäkaliensperre mittels Gefälle zu errichten, damit ein Viehzüchter dort weiter seine Rinder halten kann. Die Firma bestreitet zudem, dass es in diesem Teil der Lehmgrube Wildbienen gibt und beruft sich auf ein Gutachten. „In Asphalt, Letten-Böden, Baustoffen etc. sind keine Bienenvorkommen möglich“, heißt es in dem Schreiben. Lediglich an den Lehmhängen seien vereinzelt Wildbienen festgestellt worden.

Jahrelanges Verfahren

An seinem Interesse an der Bebauung der Lehmgrube lässt das Unternehmen indes keinen Zweifel, auch wenn sich das Verfahren wohl noch über Jahre hinziehen werde. Eine gute Infrastruktur und die unmittelbare Nähe zum Bahnhof seien vorhanden. Es sei eine Abwägungsfrage, „in wieweit die Arrondierung Lehmgrube mit in die Bebauung in Besigheim einbezogen wird oder weitere Flächen Richtung Hessigheim, Felder und Wiesen bebaut werden“, heißt es in dem Schreiben. Dort wo es Wildbienen gibt, sollen sie umgesiedelt werden, kündigt Layher an. Möglich sei auch, Lehmdächer und Holzhäuser als Nistflächen auszuführen. Das soll im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens geschehen, das voraussichtlich Ende des Jahres anlaufen werde.

 
 
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