„Letzte Generation“ in Ludwigsburg Klimaaktivisten legen B27 lahm

Von Frank Ruppert
Bevor sich die Klimaaktivisten zur Blockade auf die Straße setzten und klebten, standen sie mit Transparenten vor den Autos auf der B27. Foto: /Martin Kalb (3), Frank Ruppert

Auf Höhe des Forum in Ludwigsburg haben am Donnerstagmorgen Aktivisten der „Letzten Generation“ die Fahrbahn blockiert. Einer klebte sich auf der Straße fest. Die Folge: aufgebrachte Autofahrer und ein längerer Polizeieinsatz.

Der morgendliche Berufsverkehr kann stressig sein, am Donnerstagmorgen wurde er auf der B27 in Ludwigsburg noch stressiger. Ein paar Klimaaktivisten von der Gruppe „Letzte Generation“ hatten die Fahrbahn in Richtung Stuttgart auf der Kreuzung zur Alleenstraße blockiert, einer hatte sich sogar auf der Fahrbahn festgeklebt.

Rotphase wird genutzt

Der Reihe nach: Bei Minusgraden und schneebedeckten Gehwegen haben sich am Donnerstagmorgen Klimaaktivisten aus der Region in Ludwigsburg getroffen. Nach dem mittlerweile schon bekannten Schema wollen sie eine Straße mit einer Sitzblockade lahmlegen. Die Gruppe, zehn bis 15 Personen, setzt sich dabei aus jungen und schon älteren Menschen zusammen. Ein paar der Jungen führen die Gruppe an und nutzen eine Rotphase für Autofahrer, um sich auf dem Fußgängerüberweg zu platzieren. Zunächst stehen sie und halten Transparente in die Luft.

Als es Grün wird und sie sich nicht von der Straße bewegen, fangen die ersten Autofahrer an zu hupen, andere rufen aus geöffneten Fenstern. Die Aktivisten bleiben dabei immer ruhig. Dann setzen sie sich hin, zwei wollen sich mit einer Hand auf die Fahrbahn kleben, nur bei einem Aktivisten gelingt das. Sie blockieren damit die gesamte Fahrbahn Richtung Stuttgart. Bei manchen Autofahrern steigt die Wut. Einzelne steigen aus und schreien die Aktivisten an, sie sollten Platz machen. Auch die Form des Protestes wird häufig lautstark kritisiert: „Das bringt doch so nichts“, ruft etwa einer.

Aufgebrachte Autofahrer

Andere Autofahrer gehen weiter und entreißen den Aktivisten ihre Plakate, ein sichtlich erregter Mann schreit die Aktivisten mehrmals an, sie sollten verschwinden: „Ich will arbeiten“, verkündet er lauthals. Ein paar Aktivisten, die nicht an der Blockade teilnehmen, versuchen, die Autofahrer zu beruhigen: „Wir sind auf Ihrer Seite“, sagt eine Frau, aber das überzeugt die in diesem Moment betroffenen Autofahrer wenig.

Obwohl sich das Geschehen gegen 7.30 Uhr nur wenig unterhalb des Polizeireviers Ludwigsburg abspielt, dauert es einige Minuten, bis ein Polizist auf die Szene aufmerksam wird. Er versucht zunächst die aufgebrachten Autofahrer zu beruhigen und gibt dann Meldung an seine Kollegen, die kurz darauf eintreffen und die Stelle absichern. Nach kurzen Gesprächen mit den Aktivisten auf der Straße und der Frage, ob sie freiwillig gehen oder nicht, tragen sie diese weg. Bis auf einen. Der Aktivist hat sich mit seiner linken Hand auf der Straße festgeklebt. Ein Versuch der Polizisten, ihn dennoch wegzutragen, misslingt, und so rufen die Ordnungshüter einen Krankenwagen und sperren die rechte Spur der Fahrbahn.

Die übrigen Spuren gibt die Polizei dann nach kurzer Zeit wieder frei. Die Besatzung des Krankenwagens kümmert sich mit Decke und Wärmpads zunächst darum, dass dem festgeklebten Mann nichts abfriert. Währenddessen setzen sich die Polizisten am Straßenrand mit den Aktivisten und ihren Unterstützern auseinander. Es werden Personalien erfasst, und es kommt auch zu einem Wortgefecht, ob der Gefährlichkeit der Aktion.

Spontanversammlung

Weil die Protestierenden weiter auf dem Gehweg verharren und einzelne auch versuchen, erneut weitere Spuren zu blockieren, löst die Polizei die Versammlung dort gegen 8.10 Uhr auf. Um 8.30 Uhr kommt dann die Feuerwehr und kann den Mann weg von der Fahrbahn bekommen.

Für Aktivist Markus Ott war die Aktion ein Erfolg. „Zwei haben sich festgeklebt, bei einer hielt der Kleber leider nicht so gut“, erklärt er. Er könne die aufgebrachten Autofahrer verstehen, aber es gehe bei solchen Aktionen eben auch um Aufmerksamkeit, und die erlange man bei solchen Aktionen auf der Straße eben eher als anders. Überrascht zeigte sich Ott von der „Aggressivität der Polizei“. Das sei man anders gewohnt. Er selbst sei sehr rabiat hochgerissen worden von den Ordnungshütern. Ihn erwarte nun ein Strafbefehl, dem er aber gelassen entgegen sehe. Zuletzt sei vor Gericht der Vorwurf der Nötigung nicht durchgeschlagen.

Dass Vertreter anderer Bündnisse wie „Teachers for Future“ unterstützend vor Ort waren, wertet Ott als schönes Zeichen, auch im Hinblick auf die aus seiner Sicht ungerechtfertigten Razzien jüngst. Laut Polizei wurde ein Demonstrant in Gewahrsam genommen. Die Demonstranten müssen unter anderem mit Anzeigen wegen Nötigung beziehungsweise versuchter Nötigung rechnen.

 
 
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