Letztes Konzert im Sachsenheimer Tender Intimes Konzert mit vielen Gesprächen

Von Susanne Yvette Walter und Rena Weiss
Trotz kurzfristigem Ortswechsel und der Furcht vor Corona kamen rund 20 Besucher am Samstag ins Sachsenheimer Tender, um das „Harbottle & Jonas Trio“ zu sehen und hören. Das Trio sind Dave Harbottle (rechts), Freya Jonas (zweite von rechts) und Geigerin Annie Bayliss.⇥ Foto: Martin Kalb

Statt im Freudentaler Schloss gab das englische „Harbottle & Jonas Trio“ im Tender ein Gastspiel vor rund 20 Besuchern.

Der Coronavirus bringt alles durcheinander und das meiste zum Erliegen: Statt seine Gäste im Freudentaler Schloss zu empfangen, gab das „Harbottle & Jonas Trio“ am Samstag im kuschelig gemütlichen kleinen Tender in Großsachsenheim ein Gastspiel. Mit Geige, Gesang und lautstarker Akustikgitarre besang das Trio seine Verbindung zum ewig brausenden Meer. Folk vom feinsten, und gleichzeitig eine Flucht aus den Sorgen, die die Ausbreitung des Coronavirus stündlich mit sich bringt.

Im Tender ging es am Samstagabend meistens nicht um das Thema, das zur Zeit in aller Munde ist. Wie so oft waren die kleinen Tische gut belegt. „Wir haben nicht mit so vielen Gästen gerechnet“, sagt Karl Heinz Siber, Erster Vorsitzender der „Initiative zur Belebung der Innenstadt Sachsenheim“ (IBISA). Außerdem gab er eine Liste herum, in denen sich die Gäste mit Namen und Kontaktdaten eintragen lassen konnten – für den Fall der Fälle. In Freudental, wo das Konzert eigentlich hätte stattfinden sollen, war es die Vorgabe der Gemeinde, bei Veranstaltungen die Kontaktdaten zu erheben, damit die Gäste kontaktiert werden können, sollte es zu einem Coronafall kommen. Daher beschloss IBISA, das auf freiwillige Basis ebenfalls zu machen. Vonseiten der Stadt Sachsenheim gab es diese Vorgabe nicht, allerdings, so glaubt Karl Heinz Siber, könne das auch an der kurzfristigen Verlegung des Konzerts gelegen haben. Die Gäste reagierten mit Verständnis und ließen sich nicht beirren.

Wie ein Wohnzimmerkonzert gestalteten IBISA und das Trio den Abend. „Weil wir nicht mit so vielen Gästen gerechnet haben, haben wir das Trio unverstärkt mitten ins Publikum gestellt“, sagt Siber. „Dadurch gab es viele Dialoge und das war richtig schön und intim.“ Unterdessen besang Dave Harbottle die Schönheit seiner Heimat und schlug dabei voller Liebe und Stolz die Saiten an. Das baute auf. Es wird allerdings auch das letzte Konzert für längere Zeit sein, denn noch während er spielte, wurde von der Bundesregierung beschlossen, dass die Versammlungsfreiheit weiter eingedämmt wird. Nicht mehr bei 100, sondern schon bei 50 Personen liegt nun die magische Grenze. Im Tender ist es definitiv das letzte Konzert für mindestens vier Wochen, so Siber. „Wir haben beschlossen, das Tender für mindestens vier Wochen zu schließen“, ergänzt der IBISA-Vorsitzende.

Auch das „Harbottle & Jonas Trio“ verkündete am Samstag, dass es das letzte Konzert ihrer Tournee sein werde. Zu viele Absagen zwangen die Band zu diesem Schritt. „Dadurch kam ein bisschen wehmütige Stimmung auf“, sagt Siber. Allerdings verbrachten die rund 20 Gäste den restlichen Abend mit guter Laune und guter Musik, so der Erste Vorsitzende. Unbeirrt ließ Annie Bayliss mit feinen Händen ihre Geige sprechen und alles war ganz Ohr. Die pulsierende positive Denkweise traf vielleicht genau jetzt den Puls der Zeit. „Es tut jetzt besonders gut, sich auf diese lebensbejahende Musik einzulassen“, macht eine Zuhörerin deutlich.

Keine Frage: Das Konzert war ein ganz besonderes. „Als die Absage vom Schlossbetreiber kam, stand schon fest, dass die Geburtstagsfeier im Tender ebenfalls abgesagt ist. Daher war zum Glück der Raum frei“, betont Karl Heinz Siber. Traditionell hält der Betreiber des Tenders, der Kulturverein IBISA seine Konzerte hier im malerischen Bahnhofsgebäude ab. „Aber nicht nur Konzerte gibt es bei uns mindestens einmal im Monat, sondern auch Vernissagen und literarische Lesungen“, sagt Siber. Hoffentlich bald wieder.

 
 
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