Als sich der Goliath höhnisch lachend vor dem schwarzen Nachthimmel aus dem Nebel erhob, schaurig angestrahlt, wurde es Direktorin Petra Herrling doch kurz mulmig: So gut sei das geworden. „Das wollen die Besucher dann immer haben“, fürchtete sie lachend, auch außerhalb des Events, das am vergangenen Samstag seine Pforten öffnete.
Leuchtende Traumpfade Lachender Goliath, flatternde Feen
Bei der Laserinstallation im Ludwigsburger Blühenden Barocks werden in diesem Jahr zum ersten Mal die Attraktionen des Märchengartens einbezogen. Ein Rundgang dauert rund 2,5 Stunden.
Wenn die Tage wieder kürzer werden und die Nächte dunkler, ist es im Blühenden Barock Ludwigsburg wieder Zeit für den letzten Programmpunkt des Jahres im Veranstaltungskalender: Die Leuchtenden Traumpfade, die bis zum ersten Dezember die Parkanlage in einem neuen Licht erstrahlen lassen.
Aufbau dauert zehn Tage
„Etwas Besonderes zum Jubiläum“ habe man in dem Jahr machen wollen, in dem sich viele der Attraktionen dort jähren: 70-jähriges Bestehen des BlüBa selbst, 65 Jahre Märchengarten und 25 Jahre „Weltgrößte Kürbisausstellung“ – „ein kleines Upgrade“, habe es deshalb geben sollen, so Direktorin Petra Herrling, die am Freitagabend die Installationen selbst zum ersten Mal sah.
Zehn Tage hatte zuvor das achtköpfige Team von Flash Art mit dem Aufbau verbracht. Die eigentliche Arbeit begann aber weit früher: seit Monaten wurden Licht- und Soundelemente erstellt und getestet, Laser programmiert. Um Kabel zu sparen, wurden Funk-Stationen verwendet. Trotzem mussten mindestens 25 Kilometer Kabel im Park verlegt werden. Die Lichtinstallationen sind alles Unikate, nirgendwo zu kaufen, sondern speziell für das Event erdacht und umgesetzt.
„Jedes Jahr etwas Nseues“, das ist der Grundsatz, so Urs Lange. Die Planung, so der Projektleiter von Flash Art, beginnt eigentlich schon mit dem Ende der letzten Traumpfade, mit einem Brainstorming bei einem guten Glas Wein und einem ungefilterten Sammeln der „Riesenmenge an Ideen“ – von denen dann natürlich nur einige realisiert werden können.
2,5 Kilometer langer Rundweg
Das Upgrade in diesem Jahr: Die Erweiterung des Rundwegs um einen Teil des Märchengartens von etwa einem Kilometer auf insgesamt 2,5 Kilometer. Statt 24 sind 36 unterschiedliche Licht- und Toninstallationen zu sehen. Der Rundweg beginnt in der Platanenallee und führt um den Schüsselsee, auf dem bunte Kugeln leuchten. Weiter geht es beim oberen Eingang des Märchengartens, vorbei an einem goldenen Märchenzwerg mit einer virtuellen Flamme. Und kurz nach dem lachenden Goliath steht der Besucher dann mitten in einem Feenreigen, die virtuellen Geschöpfe flattern in den Büschen umeinander.
Naturbilder auf Wasserschirm
„Wir bespielen den Märchengarten etwas anders“, so Projektleiter Lange, der mit seinen Kollegen das Ziel hatte, eine „andere Welt“ zu schaffen, zum „anders Erleben.“
Weiter hinab führt der Rundweg auf die große Wiese, auf der bis zum Ende der Herbstferien noch ein Großteil der Kürbisausstellung stattfindet. Die Kürbisgastronomie wird nach deren Ende zur Schweizer Alpenlounge umgebaut, wo man sich bei deftigem Essen vom Rundgang erholen und aufwärmen kann.
Im Nordgarten gibt es im Fontänensee der Broderie eine weitere Lichtspielinstallation: auf einem großen Wasserschirm erscheinen verschiedene Naturbilder. Auch die Nordseite des Residenzschlosses wird wieder in die Gesamtinszenierung einbezogen.
Laser erzählen eine Geschichte
Entschleunigen solle man, herunterkommen, sagt Lange. Zum optimalen Erleben sei es sinnvoll, dem gekennzeichneten Weg zu folgen, denn die Laser-Installationen wirken aus einem falschen Winkel nicht mehr so gut. Sie bauen auch teilweise aufeinander auf und erzählen eine Geschichte.
„Es hat keinen Sinn, da durchzurasen“, stellt Lange klar, zweieinhalb Stunden Zeit solle man mindestens mitbringen. In Zeiten von Social Media empfiehlt er außerdem, für Fotos eventuell einen zweiten Rundgang einzuplanen und beim ersten wirklich nur in Ruhe zu schauen.
„Das sieht toll aus, eine ganz andere Stimmung“, fand auch Direktorin Herrling bei ihrem ersten Rundgang am Freitag unter der Emichsburg, von der ein Laser einen Strahlenfächer herunterschickte. Vor ihr war die Wiese bevölkert mit leuchtenden Kürbissen, weitere Laser schufen Flächen-, Strahlen- und Wellengitter. Wenige Meter weiter schälte sich eine weitere Märchenfigur aus dem Nebel: Am kleinen See schoss ein Geysir zehn Meter in die Höhe, dahinter ragte der schuppige Schwanz eines Ungeheuers in die Nacht.