Lieder über Bietigheim-Bissingen Heimat und Zufluchtsort

Von Jörg Palitzsch
RIN, Rapper aus Bietigheim-Bissingen ⇥ Foto: Musiccircus

Die Popband Pur und der Rapper Shindy besingen die Stadt an Enz und Metter in den höchsten Tönen.

Bietigheim-Bissingen hat Gesangskünstler schon immer inspiriert. Die Stadt an Enz und Metter ist für sie Heimat und Zufluchtsort zugleich und wird in den schönsten Liedtexten besungen.

Die erste Song über die Stadt ist auf einem Solidaritäts-Sampler für Flüchtlinge aus dem Jahr 1995 zu finden. Unter dem Slogan „Projekt Zuflucht“ sind 17 Lieder versammelt. Darunter „Bietigheim“ der Band Der Rock‘n‘Roll Diktator & Die Lorbeeren. Der Rock’n’Roll Diktator ist Liedermacher und Kabarettist. Dahinter verbirgt sich der Bietigheimer Jörg Kaier, wie er bürgerlich heisst, der bekannt für seine unkonventionellen Songs über alles und nichts ist, die er mit skurrilen Ansagen garniert.

Dem Frühwerk des Diktators folgte bei einem Benefizkonzert 2011 unter dem Viadukt das „Lied für Bietigheim“ von Pur. Rund vier Minuten lang ist der Endlos-Refrain „Wir sind zuhaus in Bietigheim, wieder daheim in Bietigheim, Familie und Freunde hier in Bietigheim“ in die Hymne eingebettet. Frontmann Hartmut Engler schafft es rund 30 Mal, den Stadtnamen zu singen, was mehr  als nur einer großen Verehrung gleichkommt.

Hans Leopold „Poldi“ Schlobach starb im November 2018. Er war Lehrer, Stadtrat der SPD und Musiker. Sein „Bietigheim-Lied“ erschien 2012. Der Refrain „In Bietigheim, in Bietigheim da wolln wir immer sein, in Bietigheim, in Bietigheim sind wir daheim“ hat eine griffige Melodie. In dem Song werden alle Schönheiten und Angebote der Stadt besungen. „Und weit im Land sind wir bekannt, es geht von Mund zu Mund und wer hier nicht zuhause ist, der ist ein armer Hund“. Damit man das auch gemeinsam singen kann, hat Schlobach diesen Song gemacht – mit dem Programm GarageBand auf seinem iPad. Auf YouTube hat sein Lied immerhin über 12 000 Aufrufe.

Eine größere Nummer ist der 1988 in Bietigheim-Bissingen geborene Rapper und Produzent Michael „Shindy“ Schindler mit seinem „Bietigheim Sunshine“ von 2019 mit über 950 000 Aufrufen. Der Text beschreibt alles in typischer Rap-Lyrik: „Fuck bitches, get money, Mache Eazy-E-Cash seit NWA, Auf mei‘m Wiedeking-Flow, halt den Ball flach, Bro. Deinen krassen Porsche seh‘ ich alle zwei Minuten hier,  Eberhard Bezner macht Moves wie ein Pimp. Die ganze Stadt riecht nach Milliarden dank Olymp. Motherfucker so wie mich hat diese Stadt nicht erlebt, Young Hartmut Engler in ‚nem Maybach. Bietigheim-Sunshine, wo das Gras grüner ist. Kickdown vom McDonald‘s bis zum Bahnhof, Bissingens 50 Cent, G-G-G-G.“

Noch eine Stufe höher in der Verbreitung des Stadtnamens hat es RIN geschafft. Der Rapper, bürgerlich Renato Simunovic, wurde 1994 in Bietigheim-Bissingen geboren und hat kroatisch-bosnische Wurzeln. Sein Song „Bietigheimication“, eine Hommage an seine Heimatstadt,  wurde in YouTube bis jetzt über drei Millionen Mal aufgerufen. „Bietigheimication“ ist der zweite Track auf seinem im  Dezember 2019 erschienenen Album „Nimmerland“. So deutlich Rapper Shindy über Bietigheim singt, so rätselhaft bleibt RIN in seinem Text. Musikalisch ist er dabei auf der Höhe der Zeit und hat auch ein stilsicheres Gefühl für Melodien. „Bietigheimication“ kommt  etwas melancholisch daher und bleibt voller Deutungen: „Ich will Immobilien und kein Tom Ford. Alle tanzen in meinem Haus, wie bei Kontor. Regel‘ alles, wie die Section Boyz, „Lock Arff“. Wie ein Condor.“ Neben Shindy und RIN hat auch Bausa den Ruf von Bietigheim-Bissingen als Bundeshauptstadt des Rap mitbegründet, nur von  Bausa gibt es kein Lied über die schwäbische Kleinstadt.

Das Lied „Bietighome“ stammt von FabiDosSantos, mit dem der Bietigheimer 2019 sein Debüt als Künstler wagte. Der Song orientiert sich stark am Hiphop-Stil mit melodiösem Refrain. Über 14.000 Aufrufe kann Santos bei YouTube verzeichnen, der Film zur Musik zeigt die Eishalle, das Viadukt, das Sky-Hochhaus und nächtliche Fahrten durch die Stadt.

In eine ganz andere Kerbe schlägt Heidi Loibl mit ihrem „Bietigheimer Heimatlied“ von 2004. Die Sängerin richtet sich unüberhörbar an die Fans der Volksmusik und hat die  Hommage an ihre Heimatstadt in einen schmissigen Schlagerrhythmus verpackt. „Hier gibt es Kultur ohne Ende, hier gibt es noch Wiesen und Wald. In Bietigheim fühlen wir uns wohl, hier sind wir zuhaus“, heißt es im Text. Damit ist sie zumindest textlich nicht so weit von Pur und Shindy entfernt. 

 
 
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