Literaturmuseum Marbach Annette von Droste-Hülshoffs Räume

Von Gabriele Szczegulski
Künstler und Künstlerinnen haben sich mit den Werken, die nun digital vorliegen, der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff beschäftig und Räume ihres Gedankenkosmos geschaffen. Foto: /Oliver Bürkle

Im Literaturmuseum ist die Ausstellung „Droste Digital. Handschriften – Räume – Installationen“ zu Gast, die für Burg Hülshoff bei Münster, der Heimat der Dichterin, konzipiert wurde. 

Eine Lupe muss der Besucher der Ausstellung „Droste. Digital“ im Literaturmuseum der Moderne in Marbach verwenden, um die Original-Handschriften von Annette von Droste-Hülshoff (1797 geboren in Havixbeck bei Münster, gestorben 1848 in Meersburg) zu erkennen, entziffern kann man den Inhalt kaum. Winzige, kaum lesbare Buchstaben drängen sich dicht an dicht, formen sich zu Wörtern und Texten, die das Papier oft bis zum Rand füllen, einiges ist durchgestrichen und korrigiert, anderes ergänzt – manches sogar vertikal. „Annette von Droste-Hülshoff war papiergeizig“, sagt Kuratorin Vera Hildenbrandt vom Deutschen Literaturarchiv.

Handschriften sind durch Digitalisierung besser lesbar

Von Burg Hülshoff, dem Geburtshaus der Dichterin der „Judenbuche“ im Münsterland, ist die Ausstellung nach Marbach gekommen. „Wir mussten sie verkleinern und haben sie mit eigenen Archivbeständen angereichert“, sagt Hildenbrandt. Zum ersten Mal machte auf Burg Hülshoff eine Ausstellung die digitalisierten Handschriften der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff zugänglich.

Durch die Digitalisierung der Handschriften der Werke, Motivlisten und Jugendgedichte ist es nun möglich, diese besser zu entziffern, sie zu transkribieren. „Unter Umständen muss ihre historisch-kritische Ausgabe überarbeitet werden, da neue Wörter oder andere Sichtweisen sich durch die Digitalisierung ergeben“, so Hildenbrandt.

Die ausgewählten Handschriften gehören zum Meersburger Nachlass, der mit 1500 Textseiten ungefähr zwei Drittel des gesamten Nachlasses der Schriftstellerin umfasst. Der Kulturschatz besteht aus sehr unterschiedlichen Textsorten, zum Beispiel Reinschriften von und Entwürfe zu Gedichten, Motivsammlungen, Briefe sowie Notizen, Quittungen und Listen. Diese Digitalisate bilden die Grundlage für die Ausstellung.

Aus Textbildern werden visualisierte Räume

Um die Handschriften in die Gegenwart zu holen, wurden Schriftstellerinnen und Künstlerinnen-Kollektive eingeladen, sich mit den Textbildern zu beschäftigen und einzelne Räume zu gestalten. Vier von sechs sind in Marbach zu sehen.

Die Autorin Dorothee Elmiger befasst sich mit der Motivsammlung zur Judenbuche und gestaltet das Studierzimmer von Drostes Vater. Die Schriftstellerin und Lyrikerin Nora Gomringer setzt sich mit dem Frühwerk „Bertha oder die Alpen“ auseinander und verwandelt Drostes Kinder- und Jugendzimmer. Almut Pape und Emese Bodolay vom Künstlerinnen-Kollektiv Anna Kpok haben sich mit der Musikerin Laura Eggert zusammen getan, um aus dem Gedichtzyklus Klänge aus dem Orient eine begehbare Landschaft zu entwickeln, die Teil eines ganzen Orient-Kosmos der Droste ist.

Im Literaturmuseum der Moderne führt die Ausstellung zuerst in die Digitalisierung ein, die der Besucher mit Hilfe von Tablets, Brillen und Videos nachvollziehen kann. Ein Modell der Burg Hülshoff visualisiert auf einem Orientteppich aus der Handschrift Droste-Hülshoff mit einer Lichtinstallation einzelne Zitate. Und ein Erstdruck der „Judenbuche“ aus dem Cotta-Nachlass zeigt das Hauptwerk der Dichterin.

 
 
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