Das Donnern der Trommeln ruft die Spartaner zusammen, macht ihnen Mut vor der nächsten Schlacht. Rauch verbreitet sich auf der Bühne. Pyrotechnik wird gezündet. Mit einen Knall kommt er auf die Bühne, die mit angriffslustigen Wölfen dekoriert ist. „Ahuu“, fordert er die Menge auf, ganz nach alter Spartaner-Manier ihm ihre Loyalität zu bestätigen und er hat ihre Stimmen und Herzen auf seiner Seite.
„Live am Viadukt“ in Bietigheim-Bissingen Kontra K gibt seinen Fans „Was Echtes“
Der Deutschrapper aus Berlin trat am Sonntagabend bei „Live am Viadukt“ in Bietigheim-Bissingen auf und begeisterte rund 8000 Fans mit seiner Show.
8000 Fans auf dem Festplatz
Rund 8000 Menschen sind am zweiten Tag des Open Airs „Live am Viadukt“ nach Bietigheim-Bissingen gekommen, um dem Deutschrapper Kontra K zuzuschauen, mitzufiebern und mit ihm zu vergessen, dass Sonntagabend ist und am nächsten Tag Arbeit oder Schule wartet. „Legenden sterben nie“ eröffnete Maximilian Diehn, wie der Berliner mit bürgerlichem Namen heißt, die gut eineinhalbstündige Show unter dem Wahrzeichen der Stadt, dem Viadukt.
„Bietigheim, es ist mir eine Ehre, hier zu sein“, rief der Musiker seinen treu ergebenen Fans zu, die den Abend über mit Textsicherheit glänzten. Denn immer wieder animierte Kontra K mitzusingen, freute sich mit seiner sympathischen Ausstrahlung über seine Worte aus den Mündern der Fans. Lauthals schallte es „Die letzte Träne, die ich hab’, wer ist sie noch wert? Denn der Platz in meiner Brust ist leer“ über den Festplatz am Viadukt.
Ein kurzes Warm-up vor dem Ausrasten vor der Bühne verlangte der kampfsportbegeisterte Kontra K von seinen Fans, „erstmal nur die Handgelenke warm machen“, scherzte er. Der Song „Warnung“ löste dann ein Meer von erhobenen Händen aus, die dem Künstler mit rhythmischen Auf- und Abbewegungen Tribut zollten. Aber nicht nur die Hände ließ Maximilian Diehn aufwärmen, auch die Hüfte sollte locker werden – Dank eines kurzen Intermezzos mit „I like to move it“ kein Problem.
Es sah zwischendurch nach Regen aus und auch wenn einzelne Tröpfchen während „Puste sie weg“ fielen, brach kein Unwetter aus. Das schwüle Wetter jedoch bereitete einigen Fans Schwierigkeiten, immer wieder unterbrach Kontra K seine Show, um Sanitäter zu Kollabierten zu lotsen. Schon zu Beginn, als Rico, der in Kontra K’s Bühnenteam mitsingt, eine 20-minütige Einzelshow zum Einheizen gab, unterbrach er seinen ersten Song „Rückbank“, um das DRK zu einem Fan zu ordern.
Phänomenales Gitarrensolo
Ein Gitarrensolo, das eines Rockkonzerts würdig gewesen wäre, leitete „Besser geh“ ein. Zu „Follow“, dem von Lykke Li’s „I follow rivers“ inspirierte Song, spielte Kontra K den allseits beliebten Mitsing-Contest „Männer gegen Frauen“, den das Publikum gerne bestritt. Auch sang die linke Seite der Menge bei Aufforderung inbrünstig gegen die rechte an. Dass am Ende der Show viele nur noch ein glückliches Krächzen zustande brachten, war wenig verwunderlich. Noch war es hell, als „Tiefschwarz“ wie aus einer Kehle gesungen wurde und auch der Text von „Adrenalin“ aus dem Jahr 2016 saß beim Publikum.
Kontra K berührte die Bietigheimer Fans mit der Ballade „Nur für dich“, nur um direkt danach den noch unveröffentlichten Song „Was Echtes“ zu präsentieren, der dem einen oder anderen Fan dann vollends ein Tränchen entlockte.
Wenn starke Männer mit dickem, tätowierten Bizeps sich sanft zu den Klängen der Musik wiegen und Frauen mit der Fingerknarre um sich zielen, dann ist das ein Livekonzert von Kontra K, der auch in Bietigheim alles gab, Klassiker und neue Songs erklingen ließ. „Mein Vater hat immer gesagt, genieße diese Momente, aber speicher’ sie dir ab für die beschissenen Tage“, riet er seinen Fans, eher er sie mit „Wölfe“ in die Dämmerung entließ.