Löchgau Hochwasser: Bürger fühlen sich im Stich gelassen

Von Helena Hadzic
Der Steinbach – ein Risikofaktor in Löchgau. Foto: /Oliver Bürkle

Im Löchgauer Gemeinderat hagelte es Kritik von Anwohnern aus der Besigheimer Straße.

Eine unerwartet aufgeladene und emotionale Atmosphäre erfüllte am Donnerstagabend den Ratssaal im Löchgauer Rathaus. Grund war das kürzliche Starkregenereignis, von dem Löchgau stark betroffen war. In der jüngsten Gemeinderatssitzung brachten mehrere Bürger und Bewohner der Besigheimer Straße Kritik an die Gemeindeverwaltung vor; auch den Vorwurf, die Gemeinde habe die Betroffenen im Stich gelassen, musste sich Bürgermeister Robert Feil gefallen lassen. Mehr Solidarität und Einsatz, das fordern die Betroffenen nun.

Scharfe Kritik aus dem Publikum

In der Einwohnerfragen-Runde meldete sich eine Bürgerin, die die amtliche Bekanntmachung der Verwaltung kritisierte: „Herr Feil, mich macht es betroffen, dass sie noch nicht einmal die Betroffenen erwähnen“, verschärfte sie ihre Beschwerde, während ein anderer Anwohner der Besigheimer Straße von „einem Schlag ins Gesicht“ sprach.

Eine Kritik, die die Verwaltung sichtlich unerwartet traf, in der Bekanntmachung war die Rede lediglich von „großer Betroffenheit“ gewesen. Eine Formulierung, die es offenbar in sich hat: „Ich bedauere es sehr. Selbstverständlich sind die Anwohner mit eingeschlossen und wenn das nicht zum Ausdruck kam, möchte ich mich dafür entschuldigen“, erklärte Feil.

Auf die dringliche Frage der Bürgerin, wie es mit der Starkregengefahrenkarte nun weitergeht, konnte Feil keine klare Antwort liefern. Man habe mit vielen Stellen, was die Kartierung betrifft, Gespräche geführt; die Karten könne man nun veröffentlichen. Damit sei es aber noch nicht getan, machte Löchgaus Bürgermeister deutlich. Die Verwaltung habe sich auch mit den Stadtwerken Bietigheim-Bissingen und Feuerwehr in Verbindung gesetzt.

Das Kernproblem ist der zeitlichen Rahmen: Weitere Abstimmungen mit übergeordneten Behörden seien erforderlich, bis dahin seien der Gemeinde die Hände gebunden. Die Erkenntnisse dieses Starkregenereignisses – gerade was den Steinbach anbelangt – sollen mit einfließen, so Feil.

Ein anderer Bürger fragte nach konkreten Ideen, wie das Risiko von Hochwasser gebannt werden könne. Ein Ansatz sei, den Steinbach frühzeitig niedriger zu bekommen – hier hat jedoch der Gewässer- und Hochwasserschutz des Landratsamtes Ludwigsburg ein Wörtchen mitzusprechen.

Eine andere betroffene Bürgerin der Besigheimer Straße, deren Haus bis zu 40 Zentimeter vollgelaufen ist, brachte in diesem Zusammenhang vor, Betroffene zu beteiligten. „Bei uns gibt es Häuser, bei denen ganze Etagen in den Rohbau versetzt werden“, sagte sie mit zittriger Stimme und sichtlich enttäuscht. „In dieser Zeit haben wir keinen Ton von der Gemeindeverwaltung, vom Bauhof oder irgendeiner öffentlichen Stelle gehört. Wie erleben null Solidarität“.

Feil meinte, dass „es schade sei, dass das so rüberkommt“, und betonte, dass es zahlreiche Anrufe von Betroffenen in der Verwaltung gegeben habe. Er wolle in den nächsten Woche auch gerne bei den Anwohnern der Besigheimer Straße vorbeikommen. Das bestätigte ein weiterer Löchgauer Bürger aus dem Publikum: „Ich hatte auch mit dem Hochwasser zu kämpfen und habe es angesprochen, die Gemeindeverwaltung ist dann auch vorbeigekommen. Ist ja nicht so, dass sie nichts machen“, argumentierte er und löste damit eine hitzige, kleine Diskussion im Publikum aus, bevor Feil den Schlagabtausch beendete. Entgegnet wurde von einer Bürgerin der Besigheimer Straße, dass die Verwaltung also erst nach einer Beschwerde aktiv werde.

Schnelle Lösungen müssen her

Wieder ein anderer Betroffener sprach die finanzielle und psychische Belastung an, unter der Betroffene leiden. Konkret geht es dabei um 1000 Euro pro Quadratmeter, die für die Schadensbehebung zu bezahlen sind, sowie den permanenten Lärm durch die Arbeiten; der Wertverlust seiner Immobilie von über 300.000 Euro kommen noch dazu: „Ich bekomme jeden Tag 80 Liter Wasser aus dem Estrich, und ich weiß nicht, wann das aufhören soll.“ Seine Frage war also. wann es das nächste Mal Hochwasser gebe, „und sind wir dann immer noch in der Trocknungsphase?“ Er forderte kurzfristige Zwischenlösungen, die schnell umgesetzt werden könnten, um die Anwohner zu schützen. Feil versprach, das dass Thema höchste Priorität habe, man werde weiterhin an Lösungen arbeiten. Helena Hadzic

 
 
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