Mitte September geht die Amtszeit von Pfarrerin Dorothee Lächler in Löchgau und in Freudental zu Ende. In 14 Jahren hat die 57-jährige Theologin hier Menschen aus jeder Generation vernetzt, indem sie und ihr Team aus Kirchengemeinderäten und anderen kirchlichen Mitarbeitern Möglichkeiten der Begegnung geschaffen hat. Es war und ist Dorothee Lächler wichtig, dass Menschen Nächstenliebe erleben. „Jeder kann erfahren, dass das Evangelium auch etwas mit ihm zu tun hat“, betont sie beim Abschiedsgespräch im Pfarrhaus.
Löchgau Mit der Bibel unterm Arm
Nach 14 Jahren verlässt Pfarrerin Dorothee Lächler die evangelischen Kirchengemeinden von Löchgau und Freudental. Ihr Weg führt sie nach Fellbach an die Lutherkirche.
Junge Menschen sind ihr wichtig
Für Frauen und für junge Menschen engagierte sich die in der Nähe von Nagold aufgewachsene Pfarrerin hier besonders. Sie stammt selbst aus einem Pfarrhaus in Sulz am Eck, und junge Menschen liegen ihr besonders am Herzen. Die Wurzeln ihres eigenen empathischen Engagements liegen in der Jugendarbeit.
Dorothee Lächler hat erlebt, wie Pfarrersein ist, obwohl ihr Vater früh in den Ruhestand gegangen ist. Als ihre Familie nach Horb am Neckar umzog, hat sie nach der Konfirmation begonnen viel Jugendarbeit zu machen, Jungscharen geleitet und Freizeiten. „Ich komme aus dem Jugendwerk“, lässt sie wissen.
Obwohl ihr Herz auch für die Naturwissenschaften schlug war ihr schnell klar, dass sie „mit Menschen arbeiten wollte und nicht im Labor versauern.“ Dorothee Lächler hat Theologie in Heidelberg und Tübingen studiert. Ihr Fokus lag auf dem Neuen Testament und auf der jüngeren Kirchengeschichte um Martin Luther und die Reformation. Ihr gutes Examen öffnete ihr beruflich damals noch unter schwierigen Startbedingungen Tür und Tor. „Mein größtes Geschenk ist bis heute, dass ich in der Landeskirche arbeiten darf“, sagt sie.
14 Jahre in Löchgau
Nach ihrem Studium war sie Vikarin im Hohenlohischen Neuenstein und in Neuenstadt. Ihre erste Pfarrstelle hatte sie in Eberdingen. Seit 2010 wirkte sie in Löchgau. „Das war die richtige Entscheidung vor 14 Jahren. Es war eine richtig gute Zeit hier mit vielen Begegnungen mit Menschen, leider auch in der Tiefe bei oft mehr als 50 Beerdigungen im Jahr“, erzählt sie. Die Theologin und ihr Team aus Kirchengemeinderäten zogen an einem Strang in der Grundausrichtung: Jeder kann Gottes Nähe erleben, egal aus welcher gesellschaftlichen Schicht er stammt und welche Abgründe er sehen musste.
Gemeinsam stellten Dorothee Lächler und ihre Mitstreiter 2017 die Reihe „Abende im Zelt“ im Martin-Luther-Haus-Garten auf die Beine. Auch die Ausstellung zum Grundgesetzjubiläum ist ihr lebendig in Erinnerung. „Da ging es um die Würde des Menschen und den Gottesbezug in der Präambel“, weiß sie noch genau. Auch in der Organisation des Weltgebetstages wirkte Dorothee Lächler tatkräftig mit. Immer wieder war sie zudem als Seelsorgerin gefragt, besuchte Trauende regelmäßig und hatte immer ein offenes Ohr für die Nöte und Sorgen ihrer Gemeinde.
Fusion der Kirchengemeinden
Am 1. Dezember 2019 fusionieren die evangelischen Kirchengemeinden Löchgau und Freudental, da die Pfarrstelle in Freudental nur noch zu 50 Prozent besetzt war. Die Strukturen verschlankten sich. Längst finden gemeinsame Gottesdienste entweder in Freudental oder in Löchgau statt. „Die Gemeindeglieder kommen einander näher und die Kirchen sind am Sonntag stärker besucht als vorher“, stellt die Pfarrerin fest. Natürlich erreicht die Austrittswelle auch Löchgau und Freudental. In den letzten 14 Jahren ist die Zahl in Löchgau von 2400 auf rund 2000 geschrumpft. Insgesamt haben beide Gemeinden heute rund 3400 Mitglieder.
Nach ihrem Abschied am 15. September führt ihr Weg nach Fellbach an die Lutherkirche in der Stadtmitte, in eine größere Kirchengemeinde mit über 6000 Gemeindeglieder. Vorfreude und ein mulmiges Gefühl vermischen sich bei Dorothee Lächler zur Zeit. Doch ihre Bibel nimmt sie mit und geht zuversichtlich ihren Weg weiter.