Löchgau plant in großen Zusammenhängen Projekt für viele Generationen

Von Jürgen Kunz
Auf dem Flurstück am Seeländlesbach wurde 2018 mit der ökologischen Aufwertung des Gewässerrandstreifens begonnen, mit einem nach rund zwei Jahren bemerkenswerten Ergebnis. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

Der Gemeinderat hat das Konzept „Grünes Band“ beschlossen. Damit werden nicht nur Ökopunkte gesammelt, die Natur soll auf einer Fläche von rund 100 Hektar gestärkt werden.

Für eine Gemeinde von der Größe Löchgaus ist es ein außergewöhnliches Projekt“, sagte Haupt- und Ordnungsamtsleiter Jens Millow, für Bürgermeister Robert Feil ist es ein „sehr stimmiges Konzept“ mit dem nicht nur Ökopunkte gesammelt werden können, sondern auch eine ökologische Nutzung möglich wird. Die Rede ist von der Gesamtkonzeption für ökologische Aufwertungsmaßnahmen entlang der Gewässer „Seeländle“ und „Steinbach“. Unter dem Titel „Grünes Band Löchgau“ hat das Büro GöG (Gruppe für ökologische Gutachten, Detzel & Matthäus, aus Stuttgart) im Auftrag der Gemeinde ein knapp 70-seitiges Gewässerentwicklungskonzept erarbeitet, das schrittweise umgesetzt werden soll. „Die zeitliche Auslegung liegt auf den nächsten 150 Jahren“, erklärte Dr. Gunther Matthäus vom Büro GöG.

Hintergrund für die Konzeption war die Notwendigkeit, dass für Bebauungsplanverfahren im Außenbereich zumeist ökologische Ausgleichsmaßnahmen benötigt werden, um den Eingriff in Natur und Landschaft kompensieren zu können. Üblicherweise wurde dieser Ausgleich zumeist auf kurzfristig verfügbaren gemeindeeigenen Grundstücken verwirklicht. Im Zuge der Umsetzung dieser Einzelprojekte hat die Verwaltung die Überlegung angestellt, ein Konzept für die ökologischen Ausgleichsflächen auf Löchgauer Gemarkung zu erstellen und damit das Büro GöG im Mai 2019 beauftragt.

In der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend in der Gemeindehalle wurde die Konzeption „Grünes Band Löchgau“ vorgestellt. Die Generationenaufgabe besteht darin, durch die Aufwertung und Verbindung der Gewässerrandstreifen „Seeländlesbach“ und „Steinbach“ einschließlich den angrenzenden Wiesen und Streuobstwiesen einen zusammenhängenden Lebensraum zu schaffen, der durch eine ökologische Aufwertung der Natur zugute kommt. In einem weiteren Schritt könnte diese Fläche zumindest teilweise für Naherholungssuchende erlebbar gemacht werden, so die Einschätzung der Gemeindeverwaltung.

Eine Fläche von etwas mehr 100 Hektar – hat das Büro GöG untersucht: den westlich des Siedlungsbereichs von Löchgau bis zur westlichen Gemarkungsgrenze liegenden Abschnitt des Steinbachs mit einer Länge von rund zwei Kilometern sowie den Seeländlesbach, der südlich des Segelfluggeländes weiter Richtung Süden bis zur Gemarkungsgrenze mit einer Läge von 2,2 Kilometern verläuft. Neben den Gewässern wurden auch die umgebenden Biotoptypen – „Naturnaher Abschnitt des Steinbachs“, „Waldfreier Sumpf am Steinbach“, „Auwaldstreifen am Steinbach“, „Sumpfseggen – Ried Haltstatt“, „Auwaldstreifen am Seeländlesbach“, „Schilfröhrichte und Riede am Seeländlesbach“, „Hasel – Feldhecke am Seeländlesbach“, „Auwaldstreifen Weilerholz“ – erfasst. Rund zehn Prozent der untersuchten Flurstücke sind im Gemeindebesitz, wie Millow auf Nachfrage von Gemeinderat Robert Fiesel (SPD) erklärte.

Kritik an der Konzeption „Grüne Bänder Löchgau“ kam von Gemeinderat Otto Weible (CDU), der mit der Ausarbeitung gerne gewartet hätte, bis die vom Land geplante Biotopvernetzung bekannt ist, um etwaige Fördergelder zu erhalten, der aber auch bemängelte, dass die Landwirte und Grundstückseigentümer bei der Untersuchung nicht berücksichtigt worden seien. Für Bürgermeister Feil hat die landesweite Biotopvernetzung in diesem Zusammenhang wenig Bedeutung: „Entweder man bekommt Ökopunkte oder eine Förderung.“ Wie Millow ergänzte, haben die Ökologen zunächst untersucht, was wo möglich sei. „Einer der nächsten Schritte ist nun, die Landwirte miteinzubeziehen, denn jetzt haben wir eine Gesprächsgrundlage.“ Auch die Nachfrage von Gemeinderat Matthias Stickel (CDU), „was kostet es und wie viele Ökopunkte können erzielt werden?“, werde laut Millow in den nächsten Umsetzungsschritten ermittelt.

Nach Einschätzung der Verwaltung, kann das Gesamtkonzept auf den gemeindeeigenen Grundstücken bereits umgesetzt werden: etwa im Zuge des Bebauungsplanvorhabens „Erlenweg“ mit dem Anlegen eines Regenrückhaltebeckens in Form eines naturnahen Tümpels mit Anschluss an den Steinbach zur Entwässerung des Wohngebiets.

Fazit von Bürgermeister Feil zum Projekt „Grünes Band“: „Es ist ein langwieriger, schrittweiser Prozess. Jetzt haben wir die ökologischen Grundlagen.“

 
 
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