Die Temperaturen steigen immer weiter und die Ökosysteme leiden und kommen nicht hinterher“, erklärte Revierleiter Tim Köstler dem Löchgauer Gemeinderat das Hauptproblem des Waldes, das sich auch im vergangenen Jahr wieder gezeigt hat: Die Sommerdürre in der Wachstumssaison der Bäume und eine nicht notwendige Menge an Regen im Winter.
Löchgau Dem Wald ist es zu warm und zu trocken
Der Forstbericht zeigt die Probleme des Gemeindewalds. Der Niederschlag reicht in der Regel nicht aus, um die immer stärker werdende Verdunstung aufgrund hoher Temperaturen auszugleichen.
Das vergangene Jahr allerdings war im Vergleich zu den Vorjahren aber etwas positiver: Ein Blick zurück zeigt, dass die Niederschlagsentwicklung und damit die Wasserversorgung der Waldbäume seit dem Sommer 2023 für den Gemeindewald Löchgau erfreulich war – bis in den Juni 2024 hinein herrschte eine recht feuchte Witterung.
Waldboden als Wasserspeicher
Mit Blick auf den Wasserspeicher Waldboden war dieses normale Maß an Feuchtigkeit nach der Trockenheit der vergangenen Jahre gut. Während der Vegetationsperiode war der Wasserspeicher in einer Bodentiefe von zwei Metern zumindest in größeren Teilen wieder gefüllt.
Allerdings reicht der Niederschlag nicht, um die Verluste der vergangenen Jahre wettzumachen, hält der Revierleiter fest: Die Winter-, Frühjahrs- und Sommermonate 2024 waren in Löchgau und im Kreis jedoch alle überdurchschnittlich zu warm. Mit den steigenden Temperaturen nehmen auch die Verdunstungsraten zu.
Der Trend der klimatischen Wasserbilanz ist damit in der langfristigen Betrachtung negativ: Jahre mit einer unterdurchschnittlichen klimatischen Wasserbilanz nehmen in ihrer Häufigkeit zu. Der Klimawandel begünstige somit nicht nur höhere Temperaturen, sondern langfristig auch eine insgesamt größere Trockenheit mit sehr ungünstigen Folgen für den Zustand des Waldes. Trockenstress sei meistens die erste Stufe in einer weiteren komplexen Schadentwicklung der Waldbäume, weiß der Revierleiter.
Für die einzelnen Baumarten bedeutet dies: Die Buchen sterben überall durch die Dürre ab, die Eiche reagierten verzögert, so Köstler. Der Borkenkäfer wüte dabei weiter und habe seit August in Löchgau eine große Fläche zerstört, erklärt Tim Köstler die Probleme des Walds. Für nahezu 100 Prozent der in 2024 im Gemeindewald eingeschlagenen Fichten sei Borkenkäferbefall der Grund.
Landkreisweit sei zudem aktuell die Entwicklung beim sogenannten Eichen-Prachtkäfer besorgniserregend. Auch dieser Käfer vermehre sich neuerdings zunehmend und befalle vor allem bereits durch Trockenheit geschwächte Eichen. Mit einer ,,sauberen Waldwirtschaft“, also dem Einschlag der befallenen Bäume und dem Entzug des Brutmaterials, soll die weitere Verbreitung eingedämmt werden.
Die Verkehrssicherung wird zu einem immer größeren Zeitfaktor für den Revierleiter. Der Anteil der Schadhölzer im Gemeindewald Löchgau in 2024 sind mit 53 Prozent relativ bedeutend.
Auch Rehwild ist ein Problem, so Köstler. Für das Forstliche Gutachten, das alle drei Jahre erstellt wird, hat er es aktuell untersucht: das Wild frisst besonders gern ausgerechnet die Triebe der klimabeständigen Bäume. Hier bedarf es einer Abstimmung mit den Jägern, um „den Reh- an den Waldbestand anzupassen“, erklärt er, „sonst fressen sie uns den Wald von morgen auf.“
Mit Kindern durch den Wald
Außerdem zeigte Köstler in diesem Jahr einer Kindergruppe den Wald. Er ist einer der wenigen Revierleiter, die keinen festen Stundensatz im Rahmen des gesetzlich festgeschriebenen Bildungsauftrag Waldpädagogik haben – die Arbeit mit den Kindern will er aber auch ohne Zwang fortsetzen und hat schon viele Ideen: Er will das Kinderprogramm auf die Grundschule ausweiten, da wäre etwa das Pflanzen eines „Klassenbaums“, der mit den Kindern während ihrer Schulzeit wächst, ein Projekt. Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft oder verantwortungsvoller Umgang mit der Natur sind dabei zentrale Bildungselemente.