„Löwenherz Kids“ hilft Kindern bei Mobbing Kinder werden Superhelden

Von Rena Weiss
Die Bietigheim-Bissingerin Kathrin Schunger, Resilienz- und Selbstbehauptungstrainerin, möchte Kindern helfen mit Konflikt- und Krisensituationen umzugehen und hat deswegen das Unternehmen „Löwenherz Kids“ gegründet.⇥ Foto: Kathrin Schunger

Kathrin Schunger ist Resilienz- und Selbstbehauptungs-Trainerin. Sie möchte Kindern helfen mit Konflikt- und Krisensituationen umzugehen und hat deswegen „Löwenherz Kids“ gegründet.

Resilienz ist das Immunsystem der Kinderseele“, sagt Kathrin Schunger. Was abstrakt klingt, ist vereinfacht ausgedrückt psychische Widerstandskraft und die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen zu überstehen. Diese Fähigkeit sei auch schon im Kindesalter wichtig, deswegen hat die Bietigheim-Bissingerin das Unternehmen „Löwenherz Kids“ gegründet. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, Kinder mental stark und resilient zu machen, sie bestmöglich auf Konflikt- und Krisensituationen vorzubereiten und damit zu einer glücklichen Kindheit beizutragen.“ Doch auch Kinder fangen mit dem Wort Resilienz zunächst nichts an, daher gibt Schunger Superhelden-Training. In jeden Kurs werde mindestens eine Superhelden-Fähigkeit geschult und trainiert. Zum Schluss gibt es eine Prüfung und ein Superhelden-Zertifikat.

Große Herausforderungen

„Ich habe einen großen Bedarf gesehen, vor allem in der aktuellen Zeit, die die Kinder vor große Herausforderungen stellt.“ Schunger nennt dabei Fern- und Wechselunterricht sowie eingeschränkte Freizeit- und Kontaktmöglichkeiten als Herausforderungen. „Da ist es vor allem für Kinder wichtig, Resilienz aufzubauen, zu sehen, wie man mit Krisensituation umgeht, was man selbst beeinflussen kann und welche Handlungsempfehlungen es dafür gibt.“ Deswegen bildete sie sich zur Resilienz- und Selbstbehauptungs-Trainerin für Kinder aus.

Ein weiterer Grund für die Unternehmensgründung sei Mobbing. „Ich glaube, dass Mobbing in den letzten Jahren immens zugenommen hat.“ Schunger verweist auf eine Bertelsmann-Studie von 2019. In dieser wurden bundesweit knapp 3450 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen acht und 14 Jahren befragt. Knapp 30 Prozent der Grundschüler und -schülerinnen gaben an, dass sie im vorangegangen Monat „gehauen, gehänselt und auch ausgegrenzt wurden.“ In allen anderen Schulformen liegt der Anteil der Kinder, die von allen drei Übergriffsformen betroffen sind, um etwa zehn Prozentpunkte und im Gymnasium um 20 Prozentpunkte niedriger.

„Das finde ich heftig“, sagt Kathrin Schunger offen. Auch sie selbst habe in ihrer Schulzeit erfahren, wie sich solche Erfahrungen auf die Entwicklungen der Kinder auswirken können. „Ich habe erlebt, wie sehr sie darunter leiden und wie hilflos viele Beteiligte waren.“ Das alles habe die Mutter einer dreijährigen Tochter bewegt, sich bei „Stark auch ohne Muckis“ fortzubilden und daraufhin „Löwenherz Kids“ zu gründen.

Durch den Lockdown fanden ihre Kurse bislang nur online statt, doch auf lange Sicht sei geplant auch Präsenzkurse in Kindertagesstätten und Schulen anzubieten. Auch eine Zusammenarbeit mit „Das Netz“, der Jugendförderung der Stadt Bietigheim-Bissingen, strebt Schunger an. Sowohl in den Online- als auch Präsenzkursen gebe es neben konkreten Beispielen vor allem Techniken, mit denen die Kinder jegliche Form von Mobbing vermeiden können. Dabei sei wichtig, keines der Kinder in die Rolle des Schuldigen zu stecken, so Schunger. „Ich gehe komplett unvoreingenommen in die Kurse hinein und behandle alle Kinder gleich. So können sich Kinder, die vielleicht schon andere geärgert haben, dennoch mit meinen Inhalten identifizieren und Empathie aufbauen.“ Auf Empathie und gegenseitigen Respekt lege sie ihren Fokus.

Empathie geht verloren

„Meiner Meinung nach geht die Empathie verloren“, nennt die Selbstbehauptungs-Trainerin Gründe, warum Mobbing zunehme. Zudem falle es vielen schwer, zu akzeptieren, dass es auch andere Ansichten gibt und geben darf: „Ich kann eine andere Meinung auch einfach mal stehen lassen, ohne mich angegriffen zu fühlen.“ Andere dennoch überzeugen zu wollen oder Personen anderer Meinung als Feind zu betrachten, führe zwangsweise zu Konflikten. Das gelte für Kinder wie für Erwachsene.

Bei jeglicher Form von Mobbing oder Ausgrenzungen spielen die sogenannten Beobachter eine große Rolle, erklärt  Schunger. Zum einen gibt es den „Tätern“ Bestätigung, wenn keiner etwas aktiv dagegen sagt oder macht. Zum anderen können Beobachter die Situation frühzeitig stoppen, indem sie dem Opfer beistehen. „Da gibt es viele Möglichkeiten, nicht selbst in die Schusslinie zu geraten.“ Generell vermeide Schunger jedoch Begriffe wie „Opfer“ und „Täter“, da damit sofort eine Wertung stattfindet und sie nur selten passen.

„Es werden sehr viele Rollenspiele gemacht“, beschreibt die Bietigheim-Bissingerin ihre Kurse. „Ich schlüpfe dann in die Rolle der Stressika und stresse alle.“ Anhand solcher Beispiele in Kombination von Merksätzen werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie Kinder damit umgehen können, wenn sie beleidigt werden oder ihnen Gewalt angedroht wird. „Ich gehe stark auf Gefühle ein, das ist der Ursprung der Resilienz.“ Wichtig sei dabei auch, ein Informationsteil für die Eltern. „Ein Schlüssel zum Erfolg, ist das Üben.“ Denn nur so können die Kinder in Stresssituationen auf das Gelernte zurückgreifen. Dabei setzt Kathrin Schunger auf die Unterstützung der Eltern.

Doch warum eigentlich Löwenherz? Es soll das Idealbild darstellen, wie Kinder in solchen Situationen sein sollten, so Schunger: ruhig und entspannt wie ein Löwe, der von einer Mücke gepiesackt wird, sich davon aber nicht ärgern lässt.

www.loewenherz-kids.de

 
 
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