Lokalsport Bietigheim unterliegt Spitzenreiter Rostov-Don 21:27

Von Sebastian Klaus
Xenia Smits war am Samstag gegen Rostov-Don im Bietigheimer Rückraum häufig auf sich allein gestellt. Drei Treffer erzielte die 26-Jährige am Ende.⇥ Foto: Marco Wolf via www.imago-images.de

Die Bundesliga-Frauen der SG BBM Bietigheim haben am Samstagmittag in der Champions League mit 21:27 beim russischen Vertreter NP HC Rostov-Don verloren. Schon zur Pause hatten die Gäste gegen den Spitzenreiter der Gruppe A mit 9:15 im Hintertreffen gelegen.

Die Bundesliga-Frauen der SG BBM Bietigheim haben am Samstagmittag in der Champions League mit 21:27 beim russischen Vertreter NP HC Rostov-Don verloren. Schon zur Pause hatten die Gäste gegen den Spitzenreiter der Gruppe A mit 9:15 im Hintertreffen gelegen.

Not macht erfinderisch. Wie sehr die Binsenweisheit tatsächlich zutrifft, weiß Bietigheims Trainer Markus Gaugisch spätestens seit Samstag. Was hatte der SG-Coach aufgrund der gerade im Rückraum äußerst angespannten Personallage nicht alles versucht, um dem haushohen Favoriten aus Russland doch noch ein Bein stellen zu können. Doch alle Bemühungen Gaugischs waren vergeblich. So hatte es der gebürtige Göppinger ab Mitte der ersten und der zweiten Halbzeit mit der gelernten Rechtsaußen Amelie Berger im rechten Rückraum probiert, er hatte die lange verletzte U20-Nationalspielerin Leonie Patorra zu Beginn des zweiten Durchgangs für die linke Rückraumseite gebracht und zwischendurch hatte er sogar mit zwei Kreisläufern experimentiert. Einen Mangel an Kreativität konnte dem SG-Trainer nun wirklich niemand vorwerfen – alleine gegen den Spitzenreiter der Gruppe A sollte am Ende all das nicht helfen. Ohne fünf potenzielle Stammspielerinnen war die SG BBM nach Russland gereist. Neben den zuletzt bereits in der Liga fehlenden Stine Jorgensen, Karolina Kudlacz-Gloc, Anna Loerper und Danick Snelder musste Gaugisch kurzfristig auch auch auf Nationalspielerin Julia Maidhof verzichten, der das für die Einreise nach Russland benötigte Visum fehlte.

Auch Rostov hat Probleme

Doch unerwähnt bleiben darf bei der Misere der Bietigheimerinnen nicht, dass auch der russische Serienmeister im Vorfeld der Partie einige Hürden zu meistern hatte. Nach der bitteren 26:27-Niederlage bei Verfolger Metz Handball am vergangenen Sonntag hatte sich das Team des schwedischen Trainers Per Anders Johansson am Montag direkt auf dem Weg zum Nachholspiel ins norwegische Kristiansand gemacht. Am Montagnachmittag war Rostov-Don in Südnorwegen eingetroffen. Bei den anschließenden obligatorischen Coronatests wurde eine Spielerin positiv auf das Virus getestet. Die für Mittwochabend geplante Partie musste abgesagt werden. Und nicht nur das: Zusammen mit vier weiteren Betreuern des Teams steckt die Spielerin aufgrund der Coronabestimmungen des Landes noch immer in Norwegen fest.

Guter Start der SG BBM

Doch Hiobsbotschaften hin oder her, auf der Platte war bei beiden Mannschaften zunächst nur wenig von den Unruhen der letzten Tage zu spüren. Zehn  Minuten lang hielten die Gäste richtig gut mit und hätten sogar in Führung liegen können. Doch wie schon zuletzt im Ligaspiel gegen Göppingen scheiterten Kim Naidzinavicius sowie Trine Ostergaard in den Anfangsminuten gleich doppelt von der Siebenmeterlinie. Dank einer erneut sehr gut startenden Nele Reimer, die zwei Treffer aus dem Rückraum und einen Steel zum Kontertor von Xenia Smits beisteuerte, lag die SG BBM beim 3:4 nur einen Treffer hinten. Selbst eine sechsminütige Durststrecke ohne eigenen Treffer überstanden die Gäste aus dem Ellental in dieser Phase dank einer soliden Deckung weitgehend unbeschadet.

Nach drei Treffern in Serie sah es aus, als könnte der Tabellenführer der Gruppe A davonziehen, doch nach einer Auszeit von Gaugisch kam die Spielgemeinschaft, angetrieben von Xenia Smits, wieder zurück. Zunächst verkürzte die in Belgien geborene deutsche Nationalspielerin mit einer Fackel aus dem Rückraum auf 4:7, dann leitete sie mit einem herrlichen Pass im Fallen auf Trine Ostergaard das 5:7 perfekt vor. Doch in der Folge machte sich der Mangel an Wechselmöglichkeiten beid der SG bemerkbar und die Gastgeberinnen zogen bis fünf Minuten vor dem Wechsel auf 12:7 etwas davon. Eigengewächs Patorra, die sich mit einem Stürmerfoul einführte, wirkte übermotiviert und gerade von Kapitänin Naidzinavicius kam in Abwesenheit ihrer wurfstarken Mitspielerinnen aus dem Rückraum viel zu wenig. Da der Rückraum abgemeldet war, erzielte die SG folgerichtig ihre letzten drei Tore bis zur Pause über Tempogegenstöße. Zehn Sekunden vor der Sirene traf Amelie Berger zum 9:15 aus Sicht des zweifachen Deutschen Meisters.

Publikum als Faktor

Zuschauer haben in der Regel ein gutes Gespür dafür, wann ihre Mannschaft Unterstützung benötigt. Nicht anders die 750 trotz der Pandemie in der Halle zugelassenen Fans des russischen Serienmeisters, die zu Beginn der zweiten Halbzeit noch einmal richtig laut werden mussten. Denn nach zwei fixen Toren von Ostergaard war die SG plötzlich wieder auf vier Tore heran. Vielleicht hätten die Gäste die Partie sogar noch drehen können, hätte Antje Lauenroth bei ihrem Konter statt der Latte das Netz zappeln lassen. Stattdessen netzte im direkten Gegenzug Jaroslawa Frolowa durch die Beine der zur zweiten Halbzeit für Emily Sando eingewechselten Valentyna Salamakha zum 16:11 ein. Als kurz darauf Viktoriya Borschenko und Iuliia Managarova noch auf 18:11 erhöhten, war das Spiel nach 38 Minuten im Grunde schon entschieden. Doch ein Highlight hatte die SG noch in petto: Die nur 1,70 große Rechtsaußen Amelie Berger machte es acht Minuten vor dem Ende ihren deutlich größeren und erfahreneren Mitspielerinnen vor und traf aus dem ungewohnten Rückraum. Am Ende stand dennoch eine erwartbare 21:27-Niederlage für die SG.

„Hier mit sechs Toren Unterschied zu verlieren ist zwar nicht gut, aber immerhin in Ordnung. Es gab viele gute Sachen. Aber wir wissen jetzt jedenfalls auch, woran wir noch arbeiten müssen“, erklärte SG-Rückraum-Shooterin Xenia Smits nach der Partie bei der Pressekonferenz.

 
 
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