Lokalsport Markus Gaugisch übernimmt die Nationalmannschaft

Von Sebastian Klaus
Trainer Markus Gaugisch ist der neue starke Mann bei der deutschen Nationalmannschaft der Frauen. ⇥ Foto: Marco Wolf

Der Trainer der SG BBM Bietigheim coacht ab sofort auch die deutsche Frauenauswahl. 2023 wechselt der 47-Jährige dann ganz zum DHB.

Jetzt ist es amtlich: Markus Gaugisch wird Nachfolger von Henk Groener und übernimmt ab dem 1. Juli die deutsche Nationalmannschaft der Frauen. Wie der Deutsche Handball Bund (DHB) am Donnerstag bekanntgab, wird der Trainer des Bundesliga-Spitzenreiters SG BBM Bietigheim in dieser Saison in einer Doppelrolle als Mannschafts- und Bundestrainer fungieren und im Anschluss an die kommende Saison 2022/23 komplett zum DHB wechselt. Beim DHB erhält Gaugisch einen Vertrag bis 2024 mit Option. Sein Arbeitspapier bei der SG BBM endet am 30. Juni 2023. Bereits vor einer Woche hatte die BZ vom Interesse des DHB an einer Verpflichtung von Gaugisch berichtet.

Doch auch wenn der Vertrag des 47-Jährigen beim DHB offiziell erst in einigen Wochen beginnt, wird der gebürtige Göppinger, der nebenbei noch als Lehrer am Gymnasium arbeitet, das Nationalteam bereits in der kommenden Woche beim Lehrgang in Hennef und dem anschließenden wichtigen Spiel in der EM-Qualifikation gegen Griechenland im niederländischen  Almere erstmals betreuen. „Die Möglichkeit, die deutsche Nationalmannschaft trainieren zu dürfen, ehrt und freut mich sehr. Allein die Chance zu haben, an Olympischen Spielen und Welt- oder Europameisterschaften teilnehmen zu können, war schon immer mein Traum. Diesen kann ich jetzt aktiv beeinflussen“, sagt Gaugisch, der sich auch bei seinem Noch-Arbeitgeber aus Bietigheim für die Gelegenheit bedankt, zunächst in Personalunion beide Teams anführen zu können. „Ich bin der SG BBM Bietigheim sehr dankbar, dass der Weg in diese neue Rolle so problemlos und unterstützend funktioniert hat. Die Ziele der Nationalmannschaft und der SG BBM sind identisch. Wir wollen Spiele gewinnen und dafür werde ich auf beiden Seiten alles geben.“

Einen ähnlichen Fall hatten die Bietigheimer Verantwortlichen bereits erlebt. Gaugischs Vorgänger Martin Albertsen hatte zwei Jahre lang sowohl die SG BBM als auch die Schweizer Nationalmannschaft trainiert, bevor er im Sommer 2020 Bietigheim verließ, um sich nur noch um die Landesauswahl der Eidgenossen zu kümmern. Der Däne hatte die Spielgemeinschaft 2014 übernommen und mit dem Klub zwei Meisterschaften gefeiert. „Wir freuen uns natürlich sehr für Markus Gaugisch und auf die weitere erfolgreiche Zusammenarbeit im Klub bis Ende Juni 2023 sowie für die deutsche Nationalmannschaft. Nach transparenten Gesprächen in den letzten Wochen besteht nun frühzeitig Klarheit und es bleibt uns ausreichend Zeit, den nächsten Volltreffer für die SG-Trainerbank zur Saison 2023/24 zu finden“, erklärt SG BBM-Sportdirektor Gerit Winnen.

In den knapp zwei Jahren unter der Regie von Gaugisch hat die SG BBM sowohl den deutschen Pokal als auch den Supercup gewonnen. Seit 44 Spielen ist die Gaugisch-Sieben zudem ungeschlagen und steht derzeit verlustpunktfrei an der Tabellenspitze der Bundesliga. Außerdem qualifizierte sich das Team sowohl erneut für das Final Four im DHB-Pokal als auch der European League.

Kommentar:

Zwei Sachen hat Markus Gaugisch in Rekordzeit erreicht. Zum einen hat sich der Coach, den vor zwei Jahren in Sachen Frauenhandball noch niemand auf dem Zettel gehabt haben dürfte, in Windeseile einen Namen gemacht in der Branche. Zum anderen hat der Ex-Profi und Lehrer das kaum für möglich gehaltene Kunststück vollbracht, dass der Name seines so beliebten wie erfolgreichen Vorgängers in Bietigheim nur noch ganz sporadisch zu hören ist. Und wie Vorgänger Martin Albertsen versucht sich auch Gaugisch nun am höchsten Amt, das für einen Trainer möglich ist. Für den DHB ist die Verpflichtung des akribischen Arbeiters definitiv ein Glücksfall. Gaugisch kennt nicht nur bereits seinen eigenen Kader aus dem Effeff– schließlich kommt ein Großteil der Nationalmsnnschaft aus Bietigheim –, sondern vermutlich auch die Stärken und Schwächen der kommenden Gegner. Der 47-Jährige ist ein Handballverrückter im besten Sinne des Wortes. Übrigens genau wie sein Co-Trainer Frederick Griesbach, der nun bis zum endgültigen Abschied von Gaugisch noch mehr als ein Jahr Zeit hat, sich als Nachfolger in Stellung zu bringen. Denn Kontinuität gerade auf der Trainerstelle ist nicht nur im Verein das A und O, sondern auch im Nationalteam. Und da könnte der Erfolgstrainer Gaugisch tatsächlich dafür sorgen, dass Deutschland nach fast vergessener WM-Bronze 2007 endlich wieder um Medaillen spielt.

 
 
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