Tiago Poller will Profi werden Mit 15 bereits Kapitän der Nationalelf

Von Walter Christ
Tiago Poller hat es in jungen Jahren schon weit gebracht – und fungierte bei der deutschen U15 zuletzt sogar als Kapitän. ⇥ Foto: Ralf Poller

Der Gronauer Youngster Tiago Poller legt bei der TSG 1899 Hoffenheim und beim DFB einen imposanten Aufstieg hin und strebt eine Karriere als Profi an.

Uhlandstraße, Gronau Sonntagabend. Auf der Terrasse des Hauses im gerade noch zum Kreis Ludwigsburg gehörenden Dörfle am Fuße der Löwensteiner Berge liegen vier Bälle herum. Und das kommt nicht von ungefähr, wohnt hier doch ein aktuell bekannter Sohn des Oberstenfelder Ortsteils: der Nachwuchs-Fußballer Tiago Poller. Demnächst im U17-Bundesliga-Team der TSG 1899 Hoffenheim aktiv – und jüngstens gar Kapitän der deutschen U15-Nationalelf.

Der ehrgeizige junge Mann mit kolumbianischen Wurzeln sowie deutscher und kolumbianischer Staatsbürgerschaft, Adoptivsohn des BZ-Fotografen Ralf Poller und dessen Gattin Antje, hat Visionen, große Ziele. Wie etwa TSG-Profi-Spieler zu werden, in die A-Nationalmannschaft zu kommen und langfristig gesehen am liebsten in England das legendäre Premier-League-Feeling zu genießen und damit seinen „ganz großen Traum“ zu erfüllen. Doch der Reihe nach.

Abstecher zum SGV Freiberg

Tiago war am 27. Februar 2007 im nahe der panamesischen Grenze gelegenen Apartado zur Welt und im Jahr 2010 zu den Pollers ins obere Bottwartal gekommen. Seinen Bruder Juan (20), der in der B-Jugend des FSV 08 Bissingen spielte, adoptierte Familie Poller schon sechs Jahre zuvor aus Kolumbien. Bald kickte Tiago bei den Bambini des TSV Eintracht Beilstein, dann folgten die Stationen SGV Freiberg, Stuttgarter Kickers und U12 des VfB Stuttgart, bis er 2019 nach Hoffenheim wechselte. Dort fühlt er sich als U16-Kapitän bei dem „sehr familiären Verein mit sehr coolem und lockerem Umfeld richtig wohl“. Und dort wird er ab Sommer 2022 bereits dem U17-Bundesliga-Kader angehören, obwohl er eigentlich noch U16 spielen dürfte.

Die fußballerischen Qualitäten des Gymnasiasten in Sinsheim sind freilich nicht nur dem Profiklub im Rhein-Neckar-Kreis aufgefallen, sondern durchaus auch Michael Prus, Coach der deutschen U15-Nationalelf. Jedenfalls wurde der junge Mittelfeldstratege und Sechser mit Offensivdrang nach Lehrgängen in Ruit und Malente am 5. Mai in Garrel (nahe Oldenburg) nicht nur im Länderspiel gegen Holland (2:1-Sieg) eingesetzt, sondern am 7. Mai gegen den gleichen Spielpartner (1:2-Niederlage) auch noch zum Kapitän gekrönt. Eine Symbiose aus Können, sympathischem Charakter, Intelligenz und positiver Emotionalität dürften dazu geführt haben. „Es ist eine Ehre und ein unfassbares Gefühl, fürs eigene Land spielen und auch noch Kapitän sein zu dürfen. Die Nationalhymne war dann ein besonderer Moment. Ich hatte ganz krasse Gänsehaut!“, hofft der fröhliche Youngster nun natürlich auch auf weitere Berufungen in der U16.

Bemerkenswert: Um das und andere Ziele zu erreichen, besucht Tiago neben viermal Training die Woche eigens auch ein für ihn maßgeschneidertes Neuro-Athletik-Training. Dieses dient dem Zentrumsspieler als schnelle Bewegungssteuerung im Spiel.

Längst haben auch mehrere kolumbianische Medien vom Top-Talent Wind bekommen. Dieser Tage gab es beispielsweise eigens eine Video-Schalte eines Fernsehteams aus Kolumbien, um den Landsmann zu interviewen. Tiago hat sogar Angebote vom kolumbianischen Fußball-Verband für dessen U17-National-Team bekommen. Papa Ralf Poller: „Die Südamerikaner drehen am Rad.“

Über 2000 Instagram-Follower

Tiago Poller, der übrigens Tag für Tag von der TSG per Bus von Gronau ins Sinsheimer Gymnasium und ins Training gefahren und wieder zurückgebracht wird, hat inzwischen über 2000 internationale Instagram-Follower – aber noch keine feste Freundin. „Da passt der Papa sehr drauf auf“, grinsen Vater und Sohn wie um die Wette.

Apropos Familie. „Meine Eltern und mein Bruder haben mich von Anfang an jede Minute, jeden Tag voll unterstützt. Meine Familie ist mir das Allerwichtigste; ich liebe sie sehr“, ist der 15-Jährige auch für einen enormen Zeitaufwand seiner Familie dankbar. Um das besser zu verstehen: Bei den Stuttgarter Kickers war Tiago mal in einer Saison allein schon bei 53 Turnieren am Ball gewesen.

 
 
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