Sechs Polizisten stehen am Dienstagmorgen vor dem Synagogenplatz am Straßenrand und beobachten den Verkehr genau. Der Zebrastreifen vor Ort wird im Alltag von Autofahrern häufig missachtet und auch so mancher Radfahrer nimmt an dieser Stelle wenig Rücksicht auf andere. Das ist besonders für die jüngsten Teilnehmer im Straßenverkehr gefährlich, denn sie müssen die Kreuzung überqueren, um in die Schule zu kommen.
Ludwigsburg Aktionstag für mehr Verkehrssicherheit
Beim bundesweiten Aktionstag „sicher.mobil.leben“ standen in diesem Jahr die Kinder und Jugendlichen im Fokus.
Zwischen 7.15 und 7.30 Uhr ging der bundesweite Aktionstag „sicher.mobil.leben“ los. Dieser wurde 2018 bei der Innenministerkonferenz ins Leben gerufen mit dem Ziel, für mehr Sicherheit im Straßenverkehr zu sorgen. Auch das Polizeipräsidium Ludwigsburg hat den Aktionstag durchgeführt, welcher sich jedes Jahr einem anderen Schwerpunktthema widmet. So wurde beispielsweise 2024 der Güterverkehr vor allem auf der Autobahn von der Polizei kontrolliert. In diesem Jahr drehte sich beim bundesweiten Aktionstag am 3. Juni alles um die schwächsten und unerfahrensten im Straßenverkehr: nämlich um die Kinder.
17 Unfälle weniger als im Vorjahr
In den Landkreisen Böblingen und Ludwigsburg gab es im Jahr 2023 einen Anstieg um knapp 25 Prozent auf 177 Verkehrsunfälle mit Kindern. „Diese Zahl ist 2024 auf 160 Verkehrsunfälle gesunken“, sagt die Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, Yvonne Schächtele. Landesweit ist der Wert jedoch gestiegen. Woran das liegt, lasse sich nicht so leicht sagen. „Ein Ansatz könnte sein, dass coronabedingt weniger präventive Veranstaltungen stattgefunden haben“, sagt Schächtele.
Etwas mehr als 50 Prozent der Unfälle verursachten Kinder und Jugendliche selbst. Nahezu die selbe Anzahl an Unfällen wurde aber von anderen Verkehrsteilnehmern verursacht, betont die Pressesprecherin. „Dabei wird deutlich, dass beide Gruppen Fehler machen.“
Neben E-Bikes und Elterntaxis sei vor allem ein Faktor ausschlaggebend, welcher immer wieder für Unfälle sorge: das Smartphone. Egal, ob der Fußgänger kurz eine Nachricht zu Ende tippt, oder ob die Autofahrerin einen vermeintlich kurzen Blick auf den Bildschirm wirft – im Straßenverkehr kann es durch die Ablenkung richtig gefährlich werden. „Manchmal müssen es nur wenige Sekunden sein, die dann ein Leben kosten“, sagt Schächtele.
Während der etwa einstündigen Verkehrskontrolle am Synagogenplatz wurde ein Auto aus genau diesem Grund angehalten. Eine Frau hat das Handy während der Fahrt bedient und wurde von zwei Beamten daraufhin kontrolliert. Ihr drohen nun mindestens 100 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg.
Verkehr läuft relativ geregelt
Bei dieser einen Kontrolle soll es aber bleiben. Am Aktionstag ist an der schwierigen Straße vor dem Ludwigsburger Friedrich-Schiller-Gymnasium zwar einiges los, der Verkehr läuft jedoch zum größten Teil geregelt. Autos bremsen meistens rechtzeitig vor dem Zebrastreifen, Schülerinnen und Schüler überqueren dann die Straße zu Fuß oder sind mit dem Fahrrad unterwegs.
Für letztere Personengruppe scheint die Kreuzung jedoch tatsächlich ziemlich herausfordernd zu sein. Denn wenn man noch nicht sehr geübt ist und die Erfahrungen im Straßenverkehr fehlen, kann es als Fahrradfahrer schwierig sein, von der Solitude- auf die Alleenstraße abzubiegen, weil fast ständig Autos entgegenkommen, erklärt Schächtele. „Als Erwachsener ist man erfahrener. Da ist es in einer solch komplizierten Verkehrssituation wenn möglich keine schlechte Idee, zwischendurch mal auf die Vorfahrt zu verzichten und die Kinder und Jugendlichen durchfahren zu lassen“, sagt sie.
Erwachsene Radfahrer steigen am Dienstagmorgen häufig auf dem Gehweg ab und schieben das Gefährt – ob in weiser Voraussicht oder weil die Polizei deutlich erkennbar am Straßenrand steht, ist unklar. Yvonne Schächtele erklärt aber, dass es bei dem Aktionstag auch darum geht, als Polizei aufzufallen und die Bevölkerung auf diese Weise zu sensibilisieren. „Vielleicht bleibt den Menschen dann im Hinterkopf, dass die Polizei jederzeit hier stehen könnte und dass an dieser Stelle besondere Vorsicht geboten ist.“ Jennifer Stahl