Für die juristische Aufarbeitung eines eskalierten Streits auf einer Baustelle in Ludwigsburg vor sieben Monaten braucht die zuständige Schwurgerichtskammer weitere Zeit und hat im Prozess wegen versuchten Mordes nun bis Ende August weitere Verhandlungstage eingeplant.
Ludwigsburg Arbeitskollegen wider Willen
Die Verhandlung um einen eskalierten Streit mit versuchtem Mord auf einer Baustelle wird bis Ende August verlängert.
Von Anfang an kamen die beiden rumänischen Landsleute, die von verschiedenen Leiharbeitsfirmen zu dem Bauvorhaben in der Wernerstraße entsendet wurden, nicht miteinander zurecht. Dabei spielten wohl gegenseitige Abneigungen eine große Rolle, das macht der Verlauf des Verfahrens deutlich.
Laut Anklage verletzte der 51-Jährige seinen jüngeren Kollegen mit einem Cuttermesser im Gesicht, woraufhin die Auseinandersetzung eskalierte, denn der 42-Jährige nahm eine Magazinpistole und schlug nach dem Angreifer und verletzte ihn daraufhin noch schwer mit einer Stange am Kopf. Der jüngere Mann und jetzige Angeklagte trug eine vom Ohr zum Kinn reichende Schnittwunde davon, der ältere erlitt zwei blutige Platzwunden am Schädel.
„Der Andere ist ein Sinti, ich habe zu Meister Mathias gesagt, der soll woanders arbeiten“, so habe es ihr der 51 Jahre alte Arbeiter noch am Tatort erzählt. Das berichtete eine Polizeibeamtin als Zeugin zur Halbzeit des Prozesses. Dagegen sagte ihr der Angeklagte: „Der Andere ist ein falscher Mensch und erzählt nur Lügen“. Noch am Tatort stellten die Ermittler die Tatwaffen mit noch frischen Blutspuren sicher.
Es droht lebenslange Haft
Als die Beamten den 42-Jährigen dem Haftrichter vorführten, stufte dieser den Vorfall als versuchtes Tötungsdelikt ein, berichtete die Beamtin weiter. Für die Staatsanwaltschaft erwies sich das Ganze nun als versuchter Mord aus Heimtücke. Im Fall einer Verurteilung droht dem Familienvater, der den Angriff auf den Kollegen zu Beginn des Verfahrens eingeräumt hat, eine lebenslange Gefängnisstrafe, Totschlag ahndet das Gesetz mit mindestens fünf Jahren.
Während der 42-Jährige seit dem Geschehen in Untersuchungshaft sitzt, ging es für das Opfer zurück in eine geschlossene psychiatrische Einrichtung, in der er seit einer Verurteilung wegen versuchten Totschlags und Körperverletzung untergebracht ist und für die Arbeit Freigang hatte. Bei der Versorgung der Platzwunden zeigte sich der 51-Jährige abweisend und wollte nicht behandelt werden: „Er habe Angst vor Nadeln“, berichtete die Rettungssanitäterin. Beim Anruf in der psychiatrischen Einrichtung hieß es auch, dass er gelegentlich aggressiv werden könne. Petra Häussermann