Ludwigsburg Blüba und Kunst gehen „Sand in Hand“

Von Oliver Gerst
Einen halben Tag dauert es, bis ein Sandblock bearbeitet werden kann. Für das Schnitzen der Sandfiguren benötigt ein Sandbildhauer in der Regel zwischen vier und sechs Tage. Foto: /Oliver Bürkle

Heute startet die bereits achte Auflage der Ausstellung „Sand-Natur-Kunst“ im Blühenden Barock – in diesem Jahr unter dem Motto „Artenvielfalt“.

Artenvielfalt ist ein weites Feld. Deshalb wurde bei der Vorbereitung der Ausstellung, die im Ostgarten und auf der Wiese unter der Emichsburg im Blühenden Barock zu sehen ist, ausführlich diskutiert, was man zu dem Thema zeigen will: Soll es um lokale oder globale Arten gehen, um Pflanzen, um Tiere? Eine schöne Herausforderung, wie Petra Herrling, Direktorin des Blühenden Barock, wissen ließ.

20 Skulpturen beeindrucken

Entstanden ist nun eine bunte Mischung, die sich in zwölf Einzelskulpturen und einer Gruppe aus acht Reliefs manifestiert. Die künstlerische Leitung hatte dabei wieder Jeroen van de Vlag, der sowohl als Ideengeber für die Motive insgesamt als auch selbst als Sandbildhauer mitwirkte. Damit ist der Niederländer und seit 35 Jahren Wahl-Schweizer einer von insgesamt fünf internationalen Größen zusammen mit Kevin Crawford (Australien), Benoit Dutherage und Camille Bernard (Frankreich) sowie Jeroen Advocaat (Niederlande). Auf die Frage, wie es sich anfühlt, so vergängliche Werke zu erschaffen, erwiderte Advocaat „ich liebe es“ und verpasste Schmetterling und Blumen seinen letzten Schliff.

Auf dem Rundgang während der Presse-Preview am Donnerstag gab‘s neben der Achter-Reliefgruppe mit bedrohten Säugetieren wie Bär, Tiger und Wal eine Unterwasserwelt mit springenden Delfinen und Korallen als Ökosystem zu sehen, die bedrohte Karettschildkröte, Insekten und einen Pfau, dessen bunter Schwanz – als Topfpflanzen im Sand eingelassen – farbenfroh und lebendig in Szene gesetzt ist.

200 Tonnen Sand

Während die Redensart „wie Sand am Meer“ Überfluss suggeriert, ist inzwischen allgemeiner Wissenstand, dass Sand knapp wird. Die Skulpturen verschwenden indes keinen Rohstoff, denn der Sand wird nach Ausstellungsende nicht entsorgt, sondern „nachhaltig weiterverwendet“, erklärt Herrling. Zum Beispiel in Straßenbau, Beton- und Asphaltproduktion. Die Kunstwerke seien also nur eine Zwischenstation des Sandes. Die Rundkörner des speziellen Materials für die Kunstwerke sind noch nicht glatt geschliffen wie beim Sand am Meer, sondern können sich noch verhaken und damit gut verdichten lassen. Mit Strand- oder Saharasand wären solche Skulpturen nicht möglich.

Den Sand für die Ausstellung – immerhin rund 200 Tonnen – liefert die Ludwigsburger Firma Hubele. Er stammt laut Philipp Jenner aus dem eigenen Kieswerk am Rhein im Elsass und kommt per Schiff nach Mannheim. Das Moränenmaterial dürfe noch mindestens 17 Jahre abgeschöpft werden, verrät er.

Wenn die Skulpturen fertig sind, werden sie noch mit einer Eiweißmischung besprüht, um sie gegenüber Wettereinflüssen widerstandsfähiger zu machen, erzählt Alisa Käfer von der Jucker Farm in Ludwigsburg. Sie ist die organisatorische Leiterin der Sand-Kunst- sowie der Kürbis-Ausstellung und erklärt, wie die Skulpturen entstehen. Zunächst werde der Sand im Schaufelbagger an Ort und Stelle gebracht und dann in Holzschalungen mit Wasser und Rüttler verdichtet.

Es dauere in der Regel einen halben Tag, bis so ein Sandblock bearbeitungsfähig sei. Die Sandschnitzerei selbst dauere zwischen vier und sechs Tagen. Wie geschnitzt wird, kann man zum Start der Ausstellung an zwei Objekten sehen, die verdichtet, aber noch nicht bearbeitet wurden. Und dass es auch viel schneller gehen kann, sollen zwei Turbo-Tage mit sechs Terminen zeigen, an denen die Künstler in nur einer Stunde Kunstwerke vor Publikum schaffen wollen. Ergänzt wird die Sandkunst durch geschnitzte Holzskulpturen – ebenfalls zum Thema Artenvielfalt. Die Ausstellung ist noch bis 3. August täglich von 9 bis 18 Uhr zu sehen.

 
 
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