Ludwigsburg Eine ganz neue Art von Kunst und Kino

Von Von Diana Birk
Die Werke von Robert Seidel erinnern an die Naturgewalten.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Mit „Bifurcation Chamber“ und „46 Selbstportraits“ eröffnen am 20. Februar zwei neue Ausstellungen im Kunstverein im MIK.

Zwei Künstler, die unterschiedlicher nicht sein können, zeigen bis zum 9. April ihre Arbeiten in zwei Räumen des MIK in Ludwigsburg. Mit den Objekten von Robert Seidel, einem experimentellen Künstler, und Daniela Deeg, einer Designerin, präsentiert der Kunstverein nicht nur verschiedene künstlerische Konzepte, sondern auch zwei Möglichkeiten, mit Raum und Architektur umzugehen.

Nach ihrem Designstudium in Pforzheim verschlug es Daniela Deeg in die USA, wo sie freie Grafik und Buchkunst studierte. Ihre ausgestellten Werke im Salon zeigen nun die drei Säulen ihrer Arbeit – Selbstportraits, Bücher und Zeichnungen. „Die Selbstportraits beziehen sich alle auf das Grundthema: Wo gehen wir hin? Und was haben mein jetziges Ich und mein Ich von vor 20 Jahren gemeinsam?“, erklärt die Künstlerin. Die Bilder zeigen ihre eigenen Silhouetten, gepaart mit Fotografien aus ihrer Vergangenheit. In Kombination wurden die Motive dann in roten Tönen gedruckt. Dabei solle es nicht um eine Selbstinszenierung gehen. Viel mehr sei es ein Blick nach innen und ein Versuch, sich und die Welt zu verstehen.

In ihren Kunstbüchern behandelt Daniela Deeg ihre Selbstentwicklung. „Ich habe Bücher, die mich damals bewegt haben, nochmal gelesen und reevaluiert“, erzählt Deeg. Die Scherenschnitte ihrer Silhouette sind kombiniert mit Texten aus diesen Büchern, teils auch mit Zeichnungen.

So hat Deeg, unter anderem, Thomas Bernhards Buch „Wittgensteins Neffe“ in einem ihrer Werke verarbeitet. „Das Buch habe ich nach vielen Jahren wieder gelesen und kann immer noch unterschreiben, was da steht“, sagt sie. In einem weiteren Kunstbuch stellt Deeg Erika Manns Gedicht „Der Prinz von Lügenland“ visuell dar. „Meine Bücher sind in Leporello Form, also wie ein großes, auffaltbares Buch in Ziehharmonikaform. Ich möchte auch optisch damit eine Geschichte erzählen.“

Den dritten Bereich ihrer Ausstellung bilden Deegs Zeichnungen. „Ich bin ein visueller Mensch und mir fehlen häufig die Worte etwas auszudrücken“, so die Künstlerin. So habe sie in ihren Zeichnungen Elemente verarbeitet, die sie berühren. „Hier ist ein Bild, das aufgrund eines Fotos von mir und meinen Großeltern entstand.“ Den Raum mit ihren Werken zu gestalten machte Deeg Spaß. „Der Gewölbekeller mit der Backsteinwand ist eine spezielle Situation“, weiß die Designerin. „Der Raum zwingt einen damit zu arbeiten. Das Zusammenspiel mit meinen Werken ist anders als in einem komplett weißen Raum.“

Im ersten Stock, gegenüber des Cafés, lädt Robert Seidel in einen Raum ein, in dem die Ausstellungsbesucher nicht unbedingt gleich verstehen werden, was hier geschieht. Das ist Absicht. Drei durchsichtige Vorhänge aus Kunststoff hängen von der Decke und trennen den Raum in der Mitte. Im vorderen Teil wird ein Film mit abstrakten Zeichnungen an die Wand projiziert. Auch auf den Kunststoff wird von hinten etwas projiziert, Windmaschinen bringen den Stoff in Bewegung. „Ich möchte hier nicht einfach nur meinen Film abspielen, sondern die Besucher eine ganz neue Art des Kinos erfahren lassen“, erzählt Seidel. „Es sind Kunstwerke, die die harten Linien des Raumes brechen. Eine Mischung aus Kalligraphie und abstrakten Zeichnungen.“ Es sei etwas Unstetes, sich ständig Veränderndes.

Auch Musik läuft. „Ein befreundeter Komponist hat es komponiert“, so Seidel. „Es ist Cellomusik, die elektronisch verändert wurde.“ Mit seinem künstlerischen Konzept möchte Seidel keine Geschichte erzählen, sondern vielmehr durch die Dichte der visuellen und akustischen Reize Assoziationen im Betrachter auslösen. „Das ist die Kraft abstrakter Kunst. Sie erzählt etwas über den Betrachter, das, was ihn selbst bewegt.“ Auch soll sein Teil der Ausstellung an die Natur erinnern, mit ihren ruhigen und stürmischen Phasen und ihrer Unberechenbarkeit. „Ich möchte hier einen offenen Raum bieten sich selbst zu finden und mit den Schatten, die man selbst über die Projektionen wirft, Teil des Ganzen zu werden.“

Info Am 12. März um 18.30 Uhr können Interessierte dem Künstlergespräch zwischen Daniela Deeg und Susanne Padberg lauschen. Das Künstlergespräch mit Robert Seidel findet am 26. März, ebenfalls um 18.30 Uhr, statt.

 
 
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