Willst Du mein Vormund sein?“ Die Frage steht auf einer Broschüre, mit der Peter Nied von der Koordinierungsstelle Vormundschaft beim Landratsamt Ludwigsburg Ehrenamtler gewinnen möchte. Es ist „ein lebendiger Job“, sagt Nied, der selbst seit 30 Jahren als Vormund tätig ist. Im Gespräch mit der BZ erklärt er, welche Voraussetzungen man dafür erfüllen muss.
Ludwigsburg Gesucht: Vormund mit Herz
Das Landratsamt Ludwigsburg sucht engagierte Ehrenamtliche, die als Vormund die gesetzliche Vertretung für Kinder oder Jugendliche übernehmen. Woraus es dabei ankommt.
Menschen mit Herz gesucht
Wenn Eltern aufgrund von Krankheit, Abwesenheit oder Erziehungsunfähigkeit die Verantwortung für ihr Kind nicht sicherstellen können, bestellt das Familiengericht einen Vormund, der die Verantwortung für das Kind übernimmt und Entscheidungen trifft. Meistens wird das Jugendamt zum Amtsvormund bestellt. Da aber für jedes Kind der bestmögliche Vormund bestellt werden soll, sucht das Jugendamt Ludwigsburg Menschen, die die Vormundschaft ehrenamtlich übernehmen – Menschen mit Herz .
„Ein Vormund sollte wie eine gute Tante oder ein guter Onkel sein“, sagt Peter Nied. Der Vormund sei weder Vater noch Mutter, aber auch nicht der beste Kumpel des Mündel. Anders als Eltern schaue der Vormund mit etwas größerer Distanz auf sein Mündel. Nied spricht lieber von „professioneller Nähe“: Der Vormund soll zuverlässig an der Seite des jungen Menschen stehen, dem Jugendlichen zuhören und sich für ihn interessieren, für ihn dasein, auch wenn es einmal kriselt.
Ein Vormund helfe bei wesentlichen Entscheidungen, unterschreibt etwa Kaufverträge für das Mündel und spreche beim Sorgerecht mit. Wichtig sei die Bereitschaft, mit Fachkräften, Behörden und Personen aus dem Umfeld des Kindes zusammenzuarbeiten. „Man gestaltet das Leben aktiv mit“, sagt Nied. Dabei handelt es sich um eine anspruchsvolle Tätigkeit, die über gemeinsame Spaziergänge und Unternehmungen hinausgeht. Eine rechtliche Betreuung kann die Antragstellung bei Behörden, den Abschluss eines Heimvertrages oder die Entscheidung über eine medizinische Behandlung umfassen.
Das Kind lebt in der Regel nicht im Haus des Vormunds. Mindestens einmal im Monat sollte es aber Kontakt zwischen Mündel und Vormund geben. Fünf bis zehn Stunden Zeit sollte man pro Monat als Ehrenamtlicher dafür mindestens einplanen, schätzt Nied. Aber man könne sich auch darüber hinaus einbringen. „Es ist enorm, was manche Vormünder auf die Beine stellen“, sagt Nied. Etwa wenn es darum geht, Hilfe bei der Wohnungssuche zu leisten. Ein Engagement, das ein Amtsvormund nicht leisten könne.
„Als Vormund muss man aber nicht alles wissen“, sagt Nied. Es werden keine rechtlichen oder pädagogischen Qualifikationen vorausgesetzt. Man muss volljährig und geschäftsfähig sein und ein Führungszeugnis vorlegen. Außerdem sollte man mit Geld umgehen können. Die Ehrenamtspauschale beträgt 450 Euro pro Jahr. Manche Arbeitgeber würden ein solches öffentliches Ehrenamt unterstützten und die Mitarbeiter freistellen, sagt Nied. Die Aufgabe des Vormunds sei vielfältig und werde von der Koordinierungsstelle begleitet. Ein regelmäßiger Austausch ist geplant.
Acht ehrenamtliche Vormünder
Eine Vormundschaft sei aber auch nicht nur einfach, erklärt Nied. Auch wenn die Behörden den Ehrenamtlichen Fälle zuteilen, bei denen die Ausgangssituation geklärt sei. „Manches Mündel setzt auch selbst Grenzen“, sagt Nied, der selbst beruflich und ehrenamtlich zahlreiche Mündel betreut hat, darunter nicht immer nur einfache Fälle.
Derzeit gibt es im Landkreis eine Frau und sieben Männer, die ehrenamtlich eine Vormundschaft ausüben. Hinzu kommen die Amtsvormünder. Der Pool der Ehrenamtlichen wird nun ausgebaut. Im Kreis gibt es zurzeit 370 Vormundschaftsfälle, darunter viele geflüchtete Jungen im Alter von 15 und 16 Jahren.
Wer sich für das Ehrenamt als Vormund interessiert, kann sich an fünf Abenden (18. und 25. März, 1., 8. und 15. April) schulen lassen. Auf dem Programm stehen Themen wie Gesprächsführung, Infos über Familiengericht und darüber, was ein Vormund darf und was er nicht darf. Anschließend kann man sich entscheiden, ob man eine Vormundschaft übernehmen möchte. „25 ehrenamtliche Betreuer zu haben, wäre schon toll“, sagt Peter Nied.