Ludwigsburg IHK befürchtet Nachteile

Von bz
Laut IHK fehlt es in der Region an geeigneten Gewerbe- und Industrieflächen. Das Bild zeigt das Gewerbegebiet Eichwald.⇥ Foto: Werner Kuhnle

Ein Mangel an Fachkräften und Gewerbeflächen sowie die Unternehmensbesteuerung belasten laut Industrie- und Handelskammer die Unternehmen.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart warnt vor Wettbewerbsnachteilen der hiesigen Wirtschaft. Fehlende Gewerbe- und Industrieflächen, eine hohe Unternehmensbesteuerung und der anhaltende Fachkräftemangel seien laut Mitteilung in Zeiten des konjunkturellen Abschwungs zusätzliche Belastungen, mit denen sich die Betriebe konfrontiert sehen. Hohe Kosten, fehlende Fachkräfte, Verzögerungen in den Unternehmensprozessen aufgrund von Bürokratie und schließlich Umsatzrückgänge seien die Folgen, die vor allem kleine und mittlere Unternehmen zu spüren bekämen, sagte IHK-Präsidentin Marjoke Breuning.

Folgen für das Wachstum

Der Mangel an geeigneten Gewerbe- und Industrieflächen bleibe eine große Herausforderung für die regionale Wirtschaft und könne mittel- und langfristig negative Folgen für das Wachstum und den Bestand der hiesigen Industriebranche haben. In der Region Stuttgart würden dringend neue Flächen gebraucht, damit sowohl die ortsansässigen Unternehmen ihre Produktfelder, Geschäftsmodelle und Technologien umsetzen könnten.

Die höchste Nachfrage gebe es in der Industrie, vor allem im Fahrzeugbau. Aber auch die Logistikbranche, die in der Regel große Grundstücke benötige, sei vom Mangel betroffen. Besonders groß sei die Knappheit im Stadtkreis Stuttgart sowie in den Landkreisen Ludwigsburg und Böblingen. Die Situation in den Landkreisen Rems-Murr und Göppingen erscheine vordergründig entspannter. Allerdings erteilte der Bürgerentscheid in Uhingen der geplanten Ansiedlung eines interkommunalen Gewerbegebiets mit der Gemeinde Ebersbach eine Absage.

Im Vergleich zu anderen großen Industriestaaten nehme Deutschland mit einer Steuerbelastung von rund 30 Prozent auf Unternehmensgewinne international mittlerweile eine Spitzenposition ein. Die Steuerbelastung in Deutschland sei  nicht mehr wettbewerbsfähig. Gerade in einer angespannten konjunkturellen Lage bremse dies das Wachstum und hindert Unternehmen in der Region zu investieren, sagte Breuning.

Im Hinblick auf den internationalen Wettbewerb wäre eine Steuerentlastung eine positive Signalwirkung für den deutschen Standort. Als direkter Nachbar Deutschlands plane Frankreich in  2020 die Unternehmen zu entlasten, indem der Steuersatz unter 29 Prozent gesenkt werden soll. Italien habe 2017 den Steuersatz von über 31 Prozent auf 27,8 Prozent gesenkt. Die USA hätten 2018 die Ertragsteuern von 35 Prozent auf 21 Prozent gesenkt. Der OECD-Durchschnitt der Industriestaaten liege in 2020 voraussichtlich bei weniger als 25 Prozent und damit deutlich unter der deutschen Steuerbelastung.

Obwohl laut aktueller IHK-Konjunkturumfrage die Personalplanung rückläufig sei, sehe jedes zweite Unternehmen immer noch ein Risiko in der Suche nach Fachkräften. Der Mangel an gut ausgebildetem Personal sei laut IHK weiterhin ungebrochen. Durch das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das am 1. März 2020 in Deutschland in Kraft tritt, sollen Unternehmen einfacher Fachkräfte mit beruflicher, nicht-akademischer Ausbildung aus dem Nicht-EU-Ausland beschäftigen können.

Vorrangprüfung entfällt

So entfalle die bisherige Beschränkung auf Engpassberufe, die Vorrangprüfung werde weitgehend ausgesetzt. Ein beschleunigtes Verfahren werde eingeführt, die Möglichkeiten der Nachqualifizierung zum Zweck der Anerkennung einer beruflichen Qualifikation werde ergänzt. Gleichzeitig würden die Mitteilungs- und Auskunftspflichten für Arbeitgeber erweitert. Das neue Gesetz sei auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung, lobte Breuning. Sie hoffe jedoch, dass dadurch nicht ein neues Bürokratiemonster für die Unternehmen geschaffen werde. Statt neue bürokratische Mitteilungspflichten für Arbeitgeber einzuführen, wäre es wünschenswert, einen Informationsaustausches innerhalb der öffentlichen Stellen zu schaffen, sagte die IHK-Präsidentin Marjoke Breuning.

 
 
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