Ludwigsburg Mobilitätswende in kleinen Schritten

Von Heidi Vogelhuber
OB und Stadtverwaltung wollen im Jahr 2020 das Thema Verkehr und Parken in Ludwigsburg angehen. Viele kleine Maßnahmen sollen zum Erfolg führen. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

OB Knecht und die Barockstadt wollen im Jahr 2020 eine Mobilitätswende herbeiführen. Kleine Einzelmaßnahmen sollen neben den großen Schritten helfen.

Zum zweiten Mal lud Ludwigsburgs OB Dr. Matthias Knecht zu einem Pressefrühstück ein, um im ungezwungenen Rahmen über aktuelle Themen der Barockstadt zu reden, wie er sagte. Nachdem bereits bei der Imageanalyse der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) das Thema Verkehr und die Parkplatzsituation in Ludwigsburgs Innenstadt sich als das größte Ärgernis von Bürgern und Besuchern aus dem Umland herausgestellt hatten (die BZ berichtete), war dies auch Topthema des Journalisten-Plausches.

Das Jahr der Umsetzung

„2020 muss ein Jahr der Umsetzung sein“, sagte Knecht. Matthias Knobloch, Fachbereichsleiter Nachhaltige Mobilität, sprach einige Punkte der Mobilitätsstrategie an, die OB und Stadtverwaltung fahren möchten: „Der Stadtverkehr muss erneuert werden. Die Leute motzen, denn die Busse kommen zu spät, weil sie im Stau stehen“, so Knobloch. Der Mobilitätsbeauftragte möchte die Leute „aufs Rad bringen“, wie er sagt. Das funktioniere ja bereits ganz gut, wie die GMA-Studie gezeigt habe. Auch mit dem Thema E-Scooter habe sich die Stadt befasst. „Wir müssen aber Ziele definieren, dass die dann nicht überall rumstehen“, sagt Knobloch. Geplant sei ein Modellprojekt zum Ausprobieren, man sei bereits in Gesprächen mit einigen Anbietern.

„Wichtig ist eine nachhaltige Mobilitätsplanung – mit den Menschen aus der Verwaltung, aber auch aus der Bürgerschaft“, so der Fachbereichsleiter. Als Beispiel nennt er die Seestraße. Dort sei es sehr eng, man müsse Parkplätze abbauen, jedoch nicht, ohne die Menschen mitzunehmen. „Wir müssen die Stadtfläche und den begrenzten Straßenraum neu aufteilen und Routen für Autos, aber auch Fahrräder schaffen.“ In der Mache habe die Stadt eine Fünf-Jahres-Kampagne mit dem Titel „Ludwigsburg steigt um“, die noch in der Konzeption stecke, aber Mitte des Jahres vorgestellt werden soll. „Dabei arbeiten wir eng mit der Fahrradinitiative Ludwigsburg zusammen“, sagt Knobloch „und dafür sind wir sehr dankbar.“ Nicht nur wegen des Know-hows, sondern weil auch Personalkosten gespart werden könnten, so der OB. Das sei schließlich ein großer Posten im Haushalt und habe in den Haushaltsdebatten viel Kritik aus dem Gemeinderat geerntet.

Insgesamt setze man nicht auf ein „Riesen-Konzept“, sondern wolle sich um die kleineren Stellen kümmern, kleine Maßnahmen angehen, die schnell umsetzbar seien. Ohne jedoch die großen Linien aus dem Blick zu verlieren.

Von den großen Vorhaben wurde die letzten Jahre schon viel gesprochen. Umgesetzt allerdings wurde noch wenig. Stadtbahn, BRT, Doppelstrategie, Niederflurbahn – was davon ist noch aktuell? „Der Beschluss über die Niederflurbahn bleibt natürlich“, sagt Knecht, „der Gemeinderat sprach sich so aus.“ Wichtig sei dem Oberbürgermeister allerdings, dass Ludwigsburg nicht diktiert und die Nachbarkommunen springen müssen. Daher suchte Ludwigsburgs Schultes am Donnerstag auch das Gespräch mit dem neuen Landrat Dietmar Allgaier. Vorab kündigte er an: „Das Thema Region ist mir wichtig. Ich möchte über die Vergangenheit sprechen, aber auch wo’s hingehen soll.“ Die Ergebnisse dieses Gesprächs wurden bis Redaktionsschluss noch nicht herausgegeben. Der nächste Schritt sei dann der Dialog mit den Rathauschefs der Umland-Kommunen. Knecht wolle sich an bereits Besprochenes halten, aber: „Pragmatismus ist mir zu sehr zu eigen, als dass man zu lange an etwas festhält, das nicht funktioniert.“

Zum Thema BRT (Bus Rapid Transit) scherzten Knecht und Knobloch: „Bus-Rad-Trasse heißt das jetzt“. Geplant ist, eine Spur pro Richtung der Schorndorfer Straße in eine Bus- und Rad-Spur umzuwandeln. Sinnigerweise die Mittlere, führt Knobloch aus: „Um im Sinne der Doppelstrategie später Schienen darüber legen zu können, denn unter Schienen dürfen keine Leitungen laufen.“

Apropos Schienen: Auch im Westen soll es schnellstmöglich mit der Reaktivierung der Eisenbahnstrecke Markgröningen-Ludwigsburg losgehen. „Es stehen nicht die Ludwigsburger auf der B 27 im Stau“, so Knobloch. Es sei eine Frage des Kreises, hänge mit der Nord-Ost-Umfahrung zusammen, aber auch mit dem Pendler-Verkehr. „Alles, was aus dem Westen kommt, ist schwierig“, sagt er. Daher müsse das nach 15 Jahren Diskussion angepackt werden. „Ich bin relativ optimistisch, dass wir von einem Zeitraum um 2024/25 und nicht später reden“, so Knecht.

Parken am Stadtrand

Eine weitere Erkenntnis aus der GMA-Befragung möchte Knecht anpacken: Besucher aus dem Umland kommen gerne nach Ludwigsburg, allerdings verstärkt mit dem Auto. Park+Ride-Parkplätze am Stadtrand sollen die Autos aus der Innenstadt heraushalten. Abgesprochen sei das bereits mit dem Autokino Kornwestheim. Im Gespräch sind noch der Wüstenrot-Parkplatz in der Südstadt sowie der PH-Parkplatz im Norden. Angestrebt sei ein P+R in jeder Himmelsrichtung. Einen Vorschlag von SPD-Rat Dr. Daniel O’Sullivan, den Friedhofsparkplatz in der Oststadt, wolle Knecht prüfen lassen. Im Westen sei ein Pendler-Parkhaus an der Autobahn geplant, inklusive Rad-Abstellmöglichkeiten. Zum Thema Shuttle-Busse sagt der OB: „Das soll nicht an der Finanzierung scheitern, die Busse sollten aber auch nicht im Reststau eines verkaufsoffenen Sonntags stehen.“ Das müsse noch im Rat besprochen werden.

Alles soll Schritt für Schritt vorangehen, es sei kein Abwägen zwischen einem und dem anderen, betont der OB. „Es besteht aber eine unbedingte Notwendigkeit anzufangen.“

 
 
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