Die großen Siegerkürbisse konnte man sich seit den Kürbiswiegemeisterschaften im Oktober täglich im Blühenden Barock in Ludwigsburg anschauen. Mit dem Ende der Kürbisausstellung am Sonntag aber ging es auch den Atlantic Giants an den Kragen. Beim großen Kürbis-Schlachtfest wurden die Riesenkürbisse geöffnet.
Ludwigsburg Saftiges Fruchtfleisch und begehrtes Saatgut
Beim Kürbis-Schlachtfest im Blühenden Barock ging es am Sonntag den großen Siegerkürbissen der Wiegemeisterschaft an den Kragen.
Trotz des regnerischen Wetters haben sich einige Besucherinnen und Besucher in der hinteren Ecke der Barocken Broderie eingefunden, wo Armin Frommelt seine Kettensäge ansetzt. Geschickt und schnell wird so der diesjährige Siegerkürbis aus Erkheim in Bayern in seine Einzelteile zerlegt. Stolze 804 Kilogramm bringt er auf die Waage und überzeugte Anfang Oktober bei den Deutschen Meisterschaften die Juroren: „Er hat ein Händchen für Kürbisse“, erzählt Armin Frommelt, Vater von Jungzüchter und Gewinner David Frommelt.
Der wiederum findet es immer wieder faszinierend, wie schnell ein Kürbis wachsen kann und will im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder in Ludwigsburg dabei sein: „Es ist bei aller Pflege schon auch Glückssache“, weiß David Frommelt. Allerdings überlässt er dann doch nichts dem Zufall, sondern hat regelmäßige Boden- und Blattanalysen durchführen lassen, um seinem wachsenden Kürbis das Beste zu ermöglichen. Der Salzgehalt im Boden sowie der pH-Wert müssen stimmen – zwei bis drei Stunden täglich muss man einplanen, wenn man erfolgreich einen Riesenkürbis züchten will.
Bei Frommelts zuhause wachsen sie auf einer Platte, die mit Sand bedeckt ist, denn der Kürbis wird öfter leicht bewegt, um ein optimales Wachstum zu gewährleisten. Nebentriebe müssen entfernt werden und ein Auge sollte man stets auch auf einen möglichen Schädlingsbefall haben. In der Kürbiszucht steckt sehr viel Hingabe, das wird während des Kürbis-Schlachtfestes sofort deutlich.
Begehrtes Saatgut
„Oh, das sind Kerne“, raunt es aus den Zuschauerreihen und tatsächlich misst so ein Samen eines Riesenkürbisses erstaunliche zwei Zentimeter: „Sie sollten vom Aussehen her dunkel und gut ausgefüllt sein“, erklärt Jonas Gräter aus dem Hohenlohekreis. Sein 692,5 Kilogramm schwerer Kürbis der Sorte Atlantic Giant wurde bei der Baden-Württembergischen Meisterschaft der Sieger und auch ihm geht es nun an den Kragen beziehungsweise an die harte Schale. Gemeinsam mit seiner Ehefrau zerteilt Jonas Gräter seinen Kürbis – allerdings händisch mit einem Messer: „Das sollte man genießen, sich einfach die Zeit nehmen“, meint er und löst gemächlich ein großes Stück. Dieses findet gleich eine neue Besitzerin, die daraus eine schmackhafte Suppe kochen möchte.
Neben den leuchtend gelben Kürbisstücken, die beim Schlachtfest verschenkt werden, ist auch immer wieder die Frage nach den Kernen vernehmbar und bereitwillig verschenkt Jonas Gräter auch hier den ein oder anderen. Da können sich die Beschenkten glücklich schätzen, denn dieses Saatgut ist begehrt und kann im Internet durchaus zweistellige Summen kosten.
Gern geben die Züchter über die Kerne hinaus auch Ratschläge und berichten von ihren Erfahrungen: „Das ist ein Lernprozess“, erinnert sich Gräter an seine Anfänge und berichtet weiter, dass eine Bestäubung per Hand bei den Riesenkürbissen erforderlich ist. Im April wird gepflanzt und es ist eine lange Saison bis zum Herbst, befindet Matthias Würsching aus dem hessischen Einhausen.
Sein 714,2 Kilogramm schwerer Kürbis belegte bei der Deutschen Meisterschaft den zweiten Platz und er hat ihn ebenfalls schon in die Einzelteile zerlegt: „Die schmecken nicht so gut wie ein Hokkaido, sind wässriger“, findet er. Daher wird sein Riesenkürbis auf dem Kompost landen und somit als Dünger für neue Pflanzen fungieren. Matthias Würsching ist bei aller Kürbisliebe auch ein Stückweit froh, dass die Saison vorbei ist, denn es ist ein Haufen Arbeit, wie er verrät und Urlaub nicht drin.
Warum drei Kürbisse platzten
Drei Riesenkürbisse hat er in diesem Jahr gezogen, allerdings sind zwei Früchte bei einem Gewicht von ungefähr 500 Kilogramm geplatzt: „Wetterumschwünge mögen die gar nicht“, seufzt er. So wie ihm ging es mehreren Züchtern in diesem Jahr. Denn auch wenn sie gewaltig und hart wirken, sind die Riesenkürbisse doch fragil und bei einem täglichen Wachstum von 20 bis 25 Kilogramm kann man sich gut verstellen, welche negativen Auswirkungen da möglich sind.
Seit knapp 20 Jahren ist Würsching regelmäßig in Ludwigsburg dabei und auch im nächsten Jahr möchte er, trotz aller Mühen in der Aufzucht, gern wiederkommen: „Nach der Saison ist auch bei uns vor der Saison“, erläutert er und meint damit, dass bereits jetzt die sogenannte Gründüngung ausgesät werden muss.
