Ludwigsburg verliert das Topspiel mit 70:93 Bayern-Stars zerlegen Riesen

Von Andreas Eberle
Topscorer unter sich: Der frühere NBA-Profi Wade Baldwin (links) vom FC Bayern München und Ludwigsburgs Spielmacher Jordan Hulls schafften im Spitzenspiel jeweils 21 Zähler. ⇥ Foto: FrankHoermann/SVEN SIMON via www.imago-images.de

Der Titelfavorit aus München zeigt Ludwigsburg beim 93:70 (38:38) im Topspiel die Grenzen auf. Das Patrick-Team bricht nach der Pause ein.

Eigentlich gingen die MHP Riesen Ludwigsburg am Sonntagabend mit einem guten Omen in den Bundesliga-Südgipfel beim FC Bayern München: Sie hatten in dem gleichen Hotel eingecheckt wie schon im Juni, als sie im Viertelfinale den gastgebenden Topfavoriten im Audi-Dome aus dem Finalturnier 2020 kegelten und letztlich Vizemeister wurden. „Als wir im Hotel angekommen sind, hatte ich eine Gänsehaut“, bekannte Coach John Patrick vor dem erneuten Duell gegen den FCB im Interview mit „Magenta TV“.

Doch diesmal schafften seine Schützlinge keine weitere Überraschung. Nach einer desolaten zweiten Hälfte kassierte Ludwigsburg an der Isar mit dem 70:93 am dritten Spieltag die erste Niederlage. Der aktuelle Euroleague-Tabellenzweite aus München behauptete dagegen mit dem dritten Sieg im dritten Saisonspiel auch in der BBL Rang zwei hinter Ratiopharm Ulm.

Beide Mannschaften zeigten in dem Geisterspiel zwei grundverschiedene Halbzeiten. Im Auftaktviertel sah es so aus, als ob die Riesen erneut zum Bayern- Schreck werden würden. Nicht das bis auf den verletzten Kapitän Nihad Djedovic in Bestbesetzung angetretene Münchner Star-Ensemble dominierte zu Beginn, sondern der Außenseiter. Die Schwaben lagen in der vierten Minute bereits mit 13:3 vorne. Bis Viertelende schmolz ihr Vorsprung allerdings auf vier Zähler. Zur 23:19-Führung hatte Point Guard Jordan Hulls mit seinen drei von insgesamt sechs Dreiern allein neun Punkte beigetragen.

Mit diesem Zwischenstand war der FCB noch gut bedient, ebenso mit dem 38:38 zur Halbzeitpause. Die Mannen von Kult-Trainer Andrea Trinchieri wirkten so gar nicht bei der Sache. Sie agierten halbherzig, ohne Biss und Energie. Ob’s daran lag, dass die Partie für die Bayern die bereits fünfte binnen zehn Tagen war, während Ludwigsburg ausgeruht auflief? Der einzige Münchner Korbjäger, der bis zur Pause das Prädikat „Weltklasse“ verdient hatte, war der US-Amerikaner Wade Baldwin. Der frühere NBA- Profi hatte bereits nach 20 Minuten 17 Zähler auf dem Konto und war am Ende mit 21 Punkten Bayerns Topscorer – so wie auch Hulls auf der Gegenseite.

Mit Beginn des dritten Viertels entwickelte sich ein völlig neues Spiel. Bei den Riesen war mit einem Schlag die Power weg – so, als ob ihnen jemand den Stecker gezogen und so die Energie abgedreht hätte. „Wir haben unseren Gameplan nur in der ersten Halbzeit beziehungsweise in den ersten Minuten gut umsetzen können“, bemängelte Patrick später.

In der Verteidigung fehlte seinem Team die Intensität, die normal fester Bestandteil der Ludwigsburger DNA ist. Hinzu kamen weit unterdurchschnittliche Trefferquoten und viele Fehler im Spielaufbau. Dagegen schöpften die Bayern nun ihr enormes Potenzial aus und nahmen doch noch eindrucksvoll Revanche fürs Viertelfinal-Aus in der Vorsaison. Der FCB nutzte jetzt seine körperliche Überlegenheit, agierte zielstrebiger und traf fast alles, was er wollte, speziell die Würfe aus der Distanz. Die Reboundbilanz sprach mit 39:22 ebenfalls klar für den Favoriten.

Bis zur drittletzten Minute führten die Münchner mit 93:63. Hätten sie in der Schlussphase nicht das Tempo gedrosselt, wäre es wohl sogar ein dreistelliger Heimerfolg geworden. Doch auch das Endergebnis von 93:70 war aus Riesen-Sicht ernüchternd. „Ich bin nicht zufrieden, wie wir aus der Kabine gekommen sind“, sagte Patrick. Bayern-Kollege Trinchieri hatte seinen Stars die schwache erste Hälfte derweil rasch verziehen: „Ich kann mich nicht über meine Spieler beschweren, denn sie haben all ihre Kräfte im dritten Viertel gebündelt und das gemacht, was ein gutes Team tut. Wir haben unsere Arbeit getan und konnten die Minuten gut verteilen.“

 
 
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