Es geht darum, dass die Menschen Wertschätzung erfahren und Gemeinschaft erleben“, sagt Nathalie Gaus, die neue Organisatorin der Ludwigsburger Vesperkirche, die auch in diesem Jahr wieder in der Friedenskirche veranstaltet wird. Unter dem Motto „Miteinander für Leib und Seele“ werden an diesem Sonntag zum 15. Mal die Tore der Kirche geöffnet, um Menschen aus verschiedenen Bevölkerungsschichten drei Wochen lang ein warmes Mittagessen zu zaubern – und das zum Preis von 1,50 Euro. Ziel ist es, einen Raum der Begegnung zu schaffen. „Viele Menschen haben keinen Bezug mehr zur Kirche, daher ist es umso schöner, dass wir so etwas in einem kirchlichen Raum veranstalten können“, sagt die Diakonin und Sozialpädagogin Gaus im Gespräch mit der BZ.
Ludwigsburg Vesperkirche: 500 Mahlzeiten pro Tag
Am Sonntag wird die Vesperkirche in der Ludwigsburger Friedenskirche eröffnet. Drei Wochen lang gibt es dort ein warmes Mittagessen für 1,50 Euro. Ziel ist die Begegnung von Menschen – egal ob arm oder reich.
Fleisch und vegetarische Gerichte
Die 30-Jährige ist zum ersten Mal dabei. In der Regel plant auch der Pfarrer mit, die Stelle ist derzeit allerdings unbesetzt, weswegen sie im Alleingang die Organisation übernommen hat. Dennoch konnte sie von den Erfahrungen der Vesperkirche in der Vergangenheit profitieren. Beispielsweise die Anzahl der Portionen, die pro Tag etwa benötigt werden. Gaus rechnet mit maximal 500 warmen Mahlzeiten pro Tag, das sei auch in den letzten Jahren der übliche Durchsatz gewesen. Unter anderem werden Suppen, verschiedene Fleischgerichte und vegetarische Alternativen angeboten. Auch Kaffee und Kuchen gibt es im Anschluss. „So ist für jeden etwas dabei“, sagt die Organisatorin. Gaus betont, dass alle Menschen willkommen sind, „egal ob arm oder reich oder welcher Herkunft“, sagt sie. Es sei ein „Gasthaus auf Zeit“. Die Vesperkirche sei dabei nicht nur auf sozial schwache Personen ausgerichtet, sondern auf alle Menschen. Ziel sei, die Spaltung zwischen den Bevölkerungsschichten aufzulösen. „Jemand kann zum Beispiel reich sein, aber vielleicht einsam. In der Vesperkirche wiederum kann die Person dann in Gemeinschaft mit anderen ein Mittagessen genießen und in Kontakt treten“, erklärt Gaus. Bedient werden die Gäste übrigens am Tisch.
Um aber alle bedienen und bekochen zu können, werden täglich 65 Ehrenamtliche vor Ort sein. „Ich war total überwältigt, wie viele Menschen sich gemeldet haben, um mitzuhelfen“, meint Gaus. Es gebe so viele Helferinnen und Helfer im Team, dass sie sogar einen Puffer hat, falls jemand ausfällt.
Zudem seien auch viele Spender und Sponsoren, unter anderem große Unternehmen, an die Organisatorin herangetreten, um die Vesperkirche mit Finanzspritzen, Nahrungsmitteln und Getränken zu unterstützen. „Es gab sogar eine anonyme Spende in Höhe von 10 000 Euro. Die Bereitschaft unter den Menschen und Firmen ist enorm. Viele wollen etwas tun“, sagt Gaus.
Mehr als ein Vesper
Tatsächlich geht die Vesperkirche aber über das Vesper hinaus – denn neben einem Mittagessen, das täglich von 11.30 bis 13.45 Uhr angeboten wird (Tee, Kaffee und Kuchen bis 14.30 Uhr), kann man zum Beispiel kostenlos die Haare schneiden lassen, denn ein Friseur wird auch vor Ort sein. Aber auch Hand- und Nackenmassagen sowie Näharbeiten werden angeboten. Beispielsweise wenn man ein Kleidungsstück hat, das repariert werden sollte, erzählt die Diakonin. Es gibt noch viele weitere Angebote im Rahmen der Vesperkirche.
Eröffnet wird die Vesperkirche wird mit einem Gottesdienst an diesem Sonntag. Der Vorstandsvorsitzende der evangelischen Gesellschaft Stuttgart, Pfarrer Klaus Käpplinger, wird um 9.30 Uhr eine Predigt halten. Am 22. Februar, einem Donnerstag, wird um 19 Uhr ein Kinoabend in Kooperation mit „2 Oscars Kinotechnik“ veranstaltet. Gezeigt wird die Komödie „Die einfachen Dinge“ (2023) von Eric Besnard. Am Ende der drei Wochen gibt es am Sonntag, 3. März, noch einen Abschluss-Gottesdienst, bei dem die Vorstandsvorsitzende des diakonischen Werks Württemberg, Professorin Dr. Annette Noller, ein paar Worte an die Besucher richten wird.