Ludwigsburg Vesperkirche will Menschen verbinden

Von Kseniya Mai
Menschen teilen Mahlzeiten und Geschichten in der Vesperkirche. Foto: /Foto: Helmut Pangerl

Vom 9. Februar bis 2. März wird die Friedenskirche Ludwigsburg erneut zu einem Ort, der Menschen aus allen Lebensbereichen zusammenführen möchte.

Die Vesperkirche Ludwigsburg will mehr sein als nur ein Ort für warme Mahlzeiten. Vom 9. Februar bis 2. März werden auch in diesem Jahr jeden Tag rund 70 Ehrenamtliche in der Friedenskirche Ludwigsburg die Gäste willkommen heißen. „Unser Ziel ist es, einen Raum zu schaffen, der von Wertschätzung, Offenheit und Solidarität geprägt ist“, erklärt Projektleiterin Nathalie Gaus, die mit insgesamt rund 600 Gästen rechnet. Menschen nicht nur zu unterstützen, sondern auch einen Ort der Gemeinschaft zu ermöglichen, steht für sie im Vordergrund.

Ein traditionsreiches Projekt

Pfarrer Dennis Müller hebt die Atmosphäre hervor: „Es wird fast schon erwartet, dass man nicht alleine isst, sondern mit Menschen ins Gespräch kommt, die man noch gar nicht kennt. Wenn man sich darauf einlässt, kann das einfach guttun.“ Die Vesperkirche will praktische Hilfe mit menschlicher Begegnung und einem Gefühl von Zusammenhalt verbinden.

Die Idee der Vesperkirche stammt von Diakoniepfarrer Martin Friz aus Stuttgart. In den 1990er-Jahren wollte er einen Raum schaffen, der Menschen in schwierigen Lebenslagen unterstützt. 1995 wurde seine Vision in der Stuttgarter Leonhardskirche erstmals umgesetzt. „Er wollte Menschen, die einsam, bedürftig oder ausgegrenzt sind, die Möglichkeit geben, Beratung, Unterstützung und Gemeinschaft zu erleben und ein warmes Essen zu erhalten“, sagt Gaus.

In Ludwigsburg sei diese Idee gewachsen und habe sich zu einem Ort entwickelt, an dem nicht nur Hilfe geleistet wird, sondern auch Momente entstehen, die Menschen Hoffnung geben und neuen Mut macht.

Ein offenes Haus für alle

Die Vesperkirche ist ein Ort, der von ihrer Vielfalt lebt. „Die Türen der Vesperkirche sind für alle Menschen geöffnet“, betont Nathalie Gaus. Sie ist überzeugt, dass diese Initiative durch das Zusammensein unterschiedlichster Lebenswelten erst lebendig wird. Manche hätten die Sorge, sie könnten einem Bedürftigen den Platz wegnehmen, doch gerade die Mischung der Lebenswelten mache die Vesperkirche besonders.

Kultur und neue Ideen

Auch Pfarrer Dennis Müller unterstreicht die Offenheit des Hauses: „In der Vesperkirche muss niemand beten. Hier kann man einfach kommen, essen, reden, lachen – leiblich und seelisch gestärkt werden.“

Neben täglichen Mahlzeiten und Hilfsangeboten bietet die Vesperkirche an jedem Donnerstagabend Konzerte, Kinoabende und andere kulturelle Angebote. Ein herausragendes Ereignis sei das Mitsingevent „Flow“ am Donnerstag, 27. Februar. Pfarrer Müller lädt dazu ein, gemeinsam in der Friedenskirche zu singen – von Gospel über Pop bis hin zu Lobpreismusik. Am Sonntag, 23. Februar, können Besucher beim Second-Hand-Gottesdienst Kleidung tauschen. Für Nathalie Gaus ist diese Aktion eine Möglichkeit, mit einfachen Mitteln eine große Wirkung zu erzielen.

Was die Vesperkirche ausmacht

Die Finanzierung der Vesperkirche ist jedes Jahr eine große Aufgabe. Mit Kosten von rund 130.000 Euro ist das Projekt vollständig auf Spenden angewiesen. „Ebenfalls braucht die Vesperkirche viele helfende Hände. Es ist eine herausfordernde Organisation, alle Mitarbeitenden in die unterschiedlichsten Arbeitsbereiche einzuteilen“, sagt Projektleiterin Gaus.

Pfarrer Müller verweist zudem auf die angespannte wirtschaftliche Lage hin, die auch an einem Erfolgsprojekt wie der Vesperkirche nicht spurlos vorübergehe. Aus diesem Grund habe man das Benefizkonzert intensiver beworben und sei in diesem Jahr mehr denn je auf Spenden angewiesen.

Die Vesperkirche beeindrucke Gäste und Helfer, sagt Gaus. Sie erinnert sich an einen Besucher, der gesagt habe, die Vesperkirche sei wie ein Urlaub für ihn.

Ein weiteres denkwürdiges Erlebnis war eine großzügige Spende von 10.000 Euro, die das Team berührte. „Wir hatten völlig unerwartet eine Spende im Briefkasten. Das war unglaublich“, erzählt Gaus.

Für Pfarrer Müller ist die tägliche Begegnung mit Hunderten von Menschen ein klares Zeichen dafür, dass die Kirche lebendig bleibt. Diese gelebte Gemeinschaft inspiriere ihn in seiner Arbeit immer wieder aufs Neue.

 
 
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