Ludwigsburg Volksbank will gegen früheres Aufsichtsratsmitglied klagen

Von Frank Ruppert
Die Untersuchungen zu den Verstößen des ehemaligen Volksbank-Chefs Karlheinz Unger haben nun zu einem Rechtsstreit mit einem früheren Aufsichtsratsmitglied geführt. Das Ludwigsburger Geldinstitut erwägt eine Klageerhebung.⇥ Foto: Pangerl Helmut

Die Volksbank Ludwigsburg beschuldigt einen ehemaligen Aufsichtsrat der Pflichtverletzung. Es geht um Einladungen in die Loge in der MHP Arena.

Die Volksbank Ludwigsburg hat vor einigen Tagen ihre Vertreter angeschrieben mit einer dringenden Bitte: Sie mögen Beschlüsse absegnen, die es der aktuellen Führungsspitze ermöglichen sollen, einen Prozess gegen das frühere Aufsichtsratsmitglied Gerhard Heilemann anzustrengen.

Worum geht es?

Bereits im vergangenen Jahr trennte sich die Volksbank von ihrem Vorsitzenden Karlheinz Unger. Die Gründe seien unterschiedliche Auffassungen zur Ausrichtung der Bank gewesen, außerdem soll es den Verdacht von Verstößen gegen Unternehmensrichtlinien, sogenannten Compliance, gegeben haben. „Wir haben eine externe Kanzlei mit der Untersuchung beauftragt. So lange die Untersuchung läuft, können wir nichts weiteres sagen“, erklärte der neue Vorstandsvorsitzende Thomas Palus bereits im vergangenen Jahr.

Im Zuge dieser internen Ermittlungen habe sich laut Volksbank herausgestellt, dass Heilemann schuldhafte Pflichtverletzungen begangen habe, weil er vor seiner Bestellung zum Aufsichtsrat nicht offengelegt habe, dass er von Unger Zuwendungen erhalten habe. Heilemann war von Mai 2018 bis Mai 2019 Mitglied im Aufsichtsrat. Bei den Zuwendungen soll es sich um Einladungen in die Loge der Volksbank in die MHP Arena zwischen 2015 und 2018 gehandelt haben.

Auch nach seiner Wahl in den Aufsichtsrat sollen die Einladungen weitergegangen sein, allerdings adressiert an seine Ehefrau. Die Zuwendungen in der Zeit 2015 bis 2018 beziffert die Volksbank in ihrem Schreiben an die Vertreter auf „deutlich mehr als 10 000 Euro“. Für die gesamten Pflichtverletzungen sieht die Volksbank Bereicherungsansprüche gegen Heilemann und den ihm zurechenbaren Schaden auf insgesamt 100 000 Euro. Diese könnten allerdings nicht im Detail bestimmt werden, bislang.

Warum werden die Vertreter nun angeschrieben?

Laut Volksbank laufen seit Anfang des Jahres Verhandlungen mit Heilemann über einen Vergleich. Weil es noch zu keinem Ergebnis gekommen ist und nun Ende Mai die Verjährung droht, müsse noch im Mai Klage erhoben werden.

Was sagt Gerhard Heilemann zu den Vorwürfen?

Auf BZ-Anfrage erklärt er:  „Bisher ist noch kein offizieller Prozess angestoßen. Im Grundsatz ging es aber um Einladungen in die Volksbank- Loge in der MHP Arena. Zwei dieser Einladungen fielen in meine Zeit als aktiver Aufsichtsrat bei der Volksbank Ludwigsburg. Hier ist strittig ob ich diese Einladungen hätte als Aufsichtsrat annehmen dürfen.“ Da man bei der Volksbank zu diesem Zeitpunkt aber kein Problem darin gesehen habe, habe er die Einladungen mit seiner Frau angenommen.  „Ich habe auch angeboten, diese strittigen Fälle gerne zu bezahlen.“

Wie geht es nun weiter? Warum sind noch keine Schritte gegen Unger eingeleitet worden?

Die Vertreterversammlung als höchstes Gremium der Volksbank Ludwigsburg wird nun das weitere rechtliche Vorgehen beschließen. Transparenz bleibe weiterhin unser Ziel, so die Volksbank gegenüber der BZ. „Sollte die externe Untersuchung neue oder weiterführende Erkenntnisse ergeben, werden wir die Vertreter darüber informieren, um entsprechende Schritte einzuleiten. Das gilt auch für den früheren Vorstandsvorsitzenden Karlheinz Unger.“ Also entweder hat man noch nichts Weiteres in der Hand gegen Unger, verhandelt noch mit ihm oder die Aufarbeitung dauert noch an.

 
 
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