Ludwigsburg wird Dritter in der Champions League Riesen ballern sich den Frust von der Seele

Von Andreas Eberle
Justin Simon (am Ball) war im Spiel um Platz drei gegen Holon wieder eine Klasse für sich. Um seine 27 Punkte zu erzielen, benötigte der Riesen-Topscorer nur drei Viertel. ⇥ Foto: Gunnar Rübenach

Ludwigsburg holt sich mit einem 88:68-Sieg gegen Hapoel Holon Platz drei der Champions League. Simon erzielt 27 Punkte – und klagt über mangelnden Respekt. Von Andreas Eberle

Bilbao war für die MHP Riesen Ludwigsburg am Ende doch noch eine Reise wert. Im Spiel um Platz drei der Basketball Champions League ballerte sich der Bundesligist am Sonntagabend den Frust von der Seele und deklassierte Hapoel Unet Holon mit einem 88:68-Sieg. Zwei Tage zuvor hatten die Korbjäger aus der Barockstadt ausgerechnet im Halbfinale gegen Baxi Manresa ihren bisher schlechtesten Saisonauftritt hingelegt und mit einer 55:63-Pleite das Finale verpasst – und damit auch den angestrebten ersten Titel in der 62-jährigen Vereinsgeschichte.

Am Sonntag folgte in der 10 014 Zuschauer fassenden Bilbao-Arena im Stadtteil Miribilla aber wieder ein gelb-schwarzes Freudenfest, dem auch etwa 100 aus dem Schwabenland mitgereiste Fans beiwohnten. Als die Riesen aus den Händen von DBB-Präsident Ingo Weiss und BBL-Boss Stefan Holz die Medaillen für Rang drei überreicht bekamen, dachte im Ludwigsburger Lager niemand mehr an die vertane Titelchance. „Es war ein großartiges Wochenende und eine tolle Saison für uns in der Champions League“, bilanzierte Point Guard Jordan Hulls zufrieden und lobte die Reaktion seiner Mannschaft auf den verkorksten Start ins Final Four: „Wir haben heute viel Charakter beweisen. Die Niederlage am Freitag war hart. Ich bin stolz auf unsere Jungs und darauf, wie wir heute zurückgekommen sind.“

Gekränkt und mit Wut im Bauch

Ein Riesen-Profi ging gegen Holon mit besonders viel Wut im Bauch aufs Parkett: Justin Simon. Das Manresa-Debakel, das er ausgerechnet an seinem 26. Geburtstag mit dem Team erlitten hatte, war allerdings nicht der einzige Grund. Vielmehr stieß dem Small Forward aus Kalifornien sauer auf, dass er am Samstag bei der Auszeichnung der zehn besten Champions-League-Basketballer unberücksichtigt geblieben war. Stattdessen musste er sich mit dem eher unwichtigen Award für den besten Block zufrieden geben. „Ich fühle mich in gewisser Weise nicht respektiert. In diesem Wettbewerb wollte ich ein Top-Ten-Spieler sein. Das wollte ich heute auch allen zeigen und meinem Team zum Erfolg verhelfen. Dies ist jetzt ein bescheidener Moment für mich“, stellte Simon im Interview mit „Magenta Sport“ fest.

Joe Ragland and Chris Johnson vom Gegner Holon, die sogar in die Top Fünf gewählt worden waren, stach er im direkten Vergleich jedenfalls um Längen aus. Seinen 18 Punkten vom Freitag ließ der 1,96 Meter große US-Amerikaner im kleinen Finale 27 Zähler folgen – und um die zu erzielen, brauchte er nur die ersten drei Viertel der Partie. Damit war Simon erneut der Topscorer bei den Schwaben, gefolgt von Hulls (15), Tekele Cotton (13) und Jonah Radebaugh (11), die ebenfalls auf eine zweistellige Ausbeute kamen. Aus dem Zwölf-Mann-Kader gingen nur Jonathan Bähre und James Woodard bei ihren Kurzeinsätzen leer aus.

Bereits das Auftaktviertel schlossen die Riesen mit einer 27:19-Führung ab, zu der Simon allein 16 Punkte beitrug. Alles, was am Freitag bei den Riesen noch schiefgegangen war, klappte nun: Die Dreierquote verbesserte sich von 15 auf 58 Prozent, die Anzahl der Assists stieg von sieben auf 19, und mit nur neun Ballverlusten waren die Schützlinge von Trainer John Patrick auch in dieser Kategorie exzellent. Darüber hinaus kaufte Ludwigsburg dem von 1000 Fans angefeuerten Widersacher aus Israel mit seiner gewohnt bissigen Verteidigung den Schneid ab. Die Dominanz war frappierend, zumal der Bundesliga-Fünfte in der Zwischenrunde beide Kräftemessen mit Hapoel verloren hatte.

Am Mittwoch wartet Heidelberg

Mit 20 Punkten Vorsprung sicherte sich Ludwigsburg am Ende den Sieg und Rang drei. Damit schnitt das Patrick-Ensemble um eine Position besser ab als noch bei der ersten Final-Four-Teilnahme 2018 in Athen. Allerdings können sich die Champions-League- Helden nicht lange auf ihren Lorbeeren ausruhen. Bereits am Mittwoch (19 Uhr) steht in der MHP- Arena das letzte BBL-Hauptrundenspiel gegen Heidelberg auf dem Programm. Dort geht es noch um den vierten Platz  und den damit verbundenen Heimvorteil im Playoff-Viertelfinale. Der Trip nach Bilbao muss nicht der einzige Saisonhöhepunkt für die Riesen bleiben.

 
 
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