Ludwigsburger Basketballer scheitern im Halbfinale an Bayern München Riesen verlassen die große Bühne erhobenen Hauptes

Von Sebastian Klaus
Ein angeschlagener Jordan Hulls (am Ball) war immer noch der Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Riesen Ludwigsburg. Die Auswärtsniederlage und das damit verbundene Aus der Riesen im Halbfinale konnte aber auch Hulls nicht verhindern. ⇥ Foto: Markus Fischer via www.imago-images.de

Die Ludwigsburger Basketballer sind nach einer 73:82-Auswärtniederlage beim favorisierten FC Bayern München im Halbfinale ausgeschieden.

Der Traum der Riesen Ludwigsburg vom erneuten Einzug ins Finale ist geplatzt. Am Freitagabend verlor der amtierende Vizemeister das vierte Halbfinalspiel beim deutschen Pokalsieger Bayern München mit 73:82. Die Mannschaft von John Patrick hatte die Auftaktpartie der Serie in Ludwigsburg noch knapp gewonnen, musste sich dann jedoch in zwei engen Partien jeweils knapp geschlagen geben. Vor dem zweiten Spiel im Audi Dome hatte die Patrick-Truppe deshalb bereits mächtig unter Druck gestanden.

Hulls sorgt für die Wende

Im Gegensatz zum letzten Vergleich mit dem Favoriten aus Bayern schaffte es Spielmacher Jordan Hulls diesmal wenigstens in den Kader. Der 31-Jährige, der sich beim Warmmachen deutlich mehr Zeit fürs Dehnen nahm als seine Mitspieler, musste sich dennoch zunächst noch auf der Bank gedulden. Von dort sah der eigentliche Lenker des Riesen-Spiels wie seine Teamkollegen schnell mit 3:11 ins Hintertreffen gerieten. Vor allem die in den Halbfinal-Partien zuvor kaum zum Zug gekommenen James Gist, JaJuan Johnson und Nihad Djedovic drehten auf Seiten der Bayern groß auf. Das Spielglück drehte sich erst, als Patrick nach viereinhalb Minuten Hulls und Lukas Herzog auf die Platte schickte. Angetrieben von ihrem mit einem Tape bandagierten Point Guard pirschten sich die Riesen innerhalb weniger Minuten auf 11:13 heran. Gleich dreimal, beim 22:21 nach Dreier von Jamel McLean, beim 24:23 nach zwei verwandelten Freiwürfen des auffälligen Altmeisters Tremmell Darden und beim 26:25 waren die Ludwigsburger wieder ganz nah dran, schafften es jedoch nicht, an den Bayern vorbeizuziehen. Symptomatisch dafür waren die beiden Fehlpässe in Serie, die den Riesen klare Konterchancen verbauten. So kam es wie es kommen musste: Die Bayern nutzten die Gelegenheiten, die sich ihnen boten und zogen kurz vor der Pause auf zehn Punkte davon (41:31). Ein Dreier von Hulls fast mit der Pausensirene ließ zumindest die Hoffnung der Gäste am Leben.

Doch während in Durchgang eins überraschenderweise von Playoff-Atmosphäre auf beiden Seiten nur wenig zu spüren war, sollte sich das mit Beginn des dritten Viertels schlagartig ändern. Die Riesen hatten offenbar ihre Müdigkeit abgeschüttelt, zeigten Biss und kamen, angefeuert von Oscar da Silvas enthusiastischen Eltern auf der Tribüne wieder auf vier Punkte heran (41:37).

Doch jetzt wirkten die Bayern wie ein angeschlagener Boxer, der schon allein aus Selbstschutz auf den schnellen Knockout aus ist. Die Hausherren spielten mit Wut und Wucht – gut sichtbar in den kraftvollen Dunks von JaJuan Johnson, die all jene, die es im Audi Dome mit den Bayern hielten, aufspringen ließen. 53:43 lautete der Spielstand Mitte des dritten Abschnitts. Doch so ganz abschütteln ließen sich die Gäste auch diesmal nicht. Anderthalb Minuten vor dem Ende stellte der gebürtige Münchener Da Silva auf 57:52. Und die letzten Sekunden vor Ende des Viertels sollten es in sich haben. Ein Doppelschlag von Yorman Polas Bartolo sorgte unmittelbar vor der Sirene für den 57:57-Ausgleich.

Im Schlussviertel wurde das Spiel der Ludwigsburger jedoch wieder zerfahrener, auch weil bei Hulls sichtlich die Kräfte nachließen. Bei den Bayern drehte mit Nationalspieler Robin Amaize dagegen plötzlich ein Spieler auf, den keiner offensiv auf der Rechnung gehabt haben dürfte. Über 73:63 zogen die Münchener anderthalb Minuten vor dem Ende auf 82:68 davon. Am Ende siegten die Bayern mit 82:73, gewannen die Serie mit 3:1 und stehen nun im Finale. Doch wer weiß, was mit einem Hulls im Vollbesitz seiner Kräfte möglich gewesen wäre.

"Ich glaube nicht, dass wir in den Playoffs der große Favorit waren. Wir haben die ganze Saison lang überperformt. Natürlich hatten wir heute Chancen. Doch es lohnt nicht, deswegen sauer zu sein, denn wir haben eine großartige Saison gespielt", zog John Patrick nach der Begegnung dennoch ein positives Fazit.

 
 
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