Ludwigsburger Kreistag diskutiert über Müll-Probleme Altglas-Streit: Landrat sieht keine Kompromisslinien

Von Uwe Mollenkopf
Die blauen Glasboxen sorgten jetzt auch im Kreistag für eine Diskussion.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Im Kreistag bezog Dietmar Allgaier Stellung zu den derzeitigen Müll-Problemen. Alba setzt jetzt zusätzliche Fahrzeuge ein.

Wer hätte gedacht, dass es ein Thema gebe, das Corona in den Hintergrund stellen würde, meinte CDU-Kreisrat Horst Stegmaier in der Sitzung des Kreistags am Freitag. Tatsächlich ist der Ärger um einen Umtausch der blauen Altglas-Box, verbunden mit den Leerungsproblemen bei Rest- und Biomüll, längst zum Aufregerthema Nummer eins im Kreis geworden. Landrat Dietmar Allgaier sah sich veranlasst, Klartext zu reden.

Als „äußerst ärgerlich“ bezeichnete der Chef der Kreisverwaltung in seiner auch von der CDU-Fraktion eingeforderten Stellungnahme die aktuelle Situation, in der das Duale-Dienste-Unternehmen Interseroh und die von diesem beauftragten Entsorgungsunternehmen Prezero und Kurz darauf beharren, ein Austausch der blauen Glasbox gegen einen größeren Behälter sei nicht grundsätzlich vorgesehen. Der geschlossene Vertrag sehe dies eindeutig vor, betonte Allgaier, und zwar ohne Bedingungen, wie Tilman Hepperle, der Geschäftsführer der Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises Ludwigsburg (AVL) in der Sitzung betonte.

Die AVL hat inzwischen ihren Servicebereich aufgestockt, um auf die Anfragen der Bürger zu reagieren, die auf sie hereinprasseln, sieht die Schuld jedoch nicht bei sich. Die Vertragspartner kämen ihren Verpflichtungen nicht nach, betonte der Landrat.

Aktuell laufen Gespräche zwischen dem Kreischef und Interseroh, die auch fortgeführt würden, so Allgaier. Doch: „Wir sehen da keine Kompromisslinie.“ Heißt: Entweder die geschlossenen Vereinbarungen werden erfüllt, oder, wie der Landrat nochmals deutlich machte, es würden juristische Schritte ergriffen.

Box eine Chance geben

Dennoch: Allgaier appellierte auch an die Bürger, der blauen Box eine Chance zu geben. Diese sei eingeführt worden, um einerseits das Abholsystem im Landkreis zu bewahren, wie Hepperle unterstrich, und andererseits das Platzproblem zu berücksichtigen, das eine größere Tonne mit sich bringe. Die Box sei auch im Rhein-Neckar-Kreis schon viele Jahre im Einsatz, die Erfahrungen damit seien gut. Man habe den beauftragten Firmen auch vorgeschlagen, vorher eine Befragung in den Haushalten zu machen, um zu klären, wie groß der Bedarf sei – doch das sei abgelehnt worden.

Zum zweiten Problemfeld, mit dem sich AVL und Kreisverwaltung derzeit herumschlagen müssen, den nicht geleerten Rest- und Biomülltonnen durch den neuen Entsorger Alba, sagte Landrat Allgaier, das Ausmaß der Probleme habe alle überrascht. Dies sei in diesem Umfang auch „nicht tolerierbar“. Er erkenne bei Alba aber den guten Willen, die Dinge in den Griff zu bekommen. Hepperle kündigte an, dass ab kommender Woche Fahrzeuge aus benachbarten Kreisen im Kreis Ludwigsburg eingesetzt würden. Er hoffe, dass es dann eine dauerhafte Verbesserung geben werde. Gleichwohl werde das Verhängen von Vertragsstrafen geprüft.

Im Gremium gab es eine weitgehende Unterstützung für die Kreisverwaltung und die AVL. Man habe der Zusage, die Behälter tauschen zu können, vertraut, sagte Steffen Döttinger (Freie Wähler). Auch rechtliche Schritte dürften nicht ausgeschlossen werden, erklärte Horst Stegmaier (CDU).

Doris Renninger (Grüne) verdeutlichte in ihrer Stellungnahme, warum der Systemwechsel bei der Abfallversorgung unumgänglich gewesen sei.

„Kuschelkurs“ beenden

Ernst-Peter Morlock (SPD) wies darauf hin, dass alle Fraktionen zuerst eine Befragung der Haushalte gewollt hätten. Doch das sei ignoriert worden. Mit Blick auf Alba sagte er, die Verwaltung und die AVL sollten hier ihren „Kuschelkurs“ verlassen. Volker Godel (FDP) zeigte sich hingegen zuversichtlich, dass Alba, das einen Ruf zu verlieren habe, die Probleme lösen werde. Auch beim Altglas werde sich die Sache  einpendeln. Und: Durch die Umstellung spare man eine siebenstellige Summe.

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