Ludwigsburger Schlossfestspiele Fortbestand ist vorerst gesichert

Von Dietmar Bastian
Intendant Jochen Sandig und Geschäftsführerin Gabriele Zerweck Foto: /Oliver Bürkle

In einer Pressekonferenz stellen Intendant Jochen Sandig und Geschäftsführerin Gabriele Zerweck das Motto und die Eckpunkte vor.

Das Programmheft der diesjährigen Ludwigsburger Schlossfestspiele bildet auf seiner Vorderseite eine farblich verfremdete Zufallsaufnahme des Mondes und unseres Planeten, der Erde, ab. Dieses symbolträchtige Foto ist der US-amerikanischen Raumschiffbesatzung von Apollo 8 geglückt. Die Astronauten kommentierten damals: „Wir flogen zum Mond und entdeckten die Erde.“

Dieses Bild ist gleichsam das Motto, unter dem die Festspiele in diesem Sommerhalbjahr besonders stehen sollen: Nachhaltigkeit, Demokratie, Menschenrechte. Nachhaltig seien die Festspiele bereits zum wiederholten Male, und der Demokratie gelte in diesem Jahr die besondere Aufmerksamkeit, sagte Sandig gegenüber Vertreterinnen und Vertretern der Presse. Man habe in die Programmkonzeption ganz bewusst zahlreiche Veranstaltungen aufgenommen, die kostenfrei und damit allen Menschen zugänglich sind. Die Eintrittspreise zu den zahlungspflichtigen Veranstaltungen seien zudem so niedrig wie möglich kalkuliert worden.

Neue Sponsoren undder Zuschuss durch die Stadt

Der Zwang zu sparen, habe sich nicht auf die Qualität der 46 Produktionen und 55 geplanten Aufführungen niedergeschlagen, sagte Geschäftsführerin Gabriele Zerweck. Man habe mit knapp über zwei Millionen Euro kalkuliert und könne nun in den elf Festspielwochen ein wunderbares und vielseitiges Programm anbieten. Auch wenn der Ludwigsburger Gemeinderat in einer Sitzung deutliche innere Widerstände verspüre, den städtischen Zuschuss in Höhe von 800 000 Euro zu genehmigen, habe er zugestimmt, so Sandig. So sei der Fortbestand der Festspiele vorerst gesichert. Ohne Sponsoren sei es aber um die Zukunft der Festspiele schlecht bestellt, sagte der Intendant. Unterstützung erfahren die Schlossfestspiele aktuell durch Porsche, MHP, Trumpf, Stihl und Stiftungen.

Interessenkreis soll Kontakte knüpfen

Jochen Sandig, der seinen Vertrag über 2024 hinaus nicht verlängern möchte, beklagte dennoch erneut eine „strukturelle Unterfinanzierung“ der Ludwigsburger Schlossfestspiele im Besonderen und – bundesweit – der Kunst und Kultur im Allgemeinen. Ein neu gegründeter Interessensvertretungskreis sei ins Leben gerufen worden, der Kontakte pflegen und akquirieren soll.

Das Wichtigste sei es aber, sagten die Verantwortlichen, die Auslastung der Veranstaltungen zu erhöhen und mehr junges Publikum zu erreichen. Es gelte, so der Intendant, Zeichen zu setzen, in Zeiten des Krieges in Europa und der Verletzung der Menschenrechte, insbesondere von Frauen und Mädchen, zum Beispiel im Iran oder in Afghanistan.

Viele Menschen sollen erreicht werden

Deshalb habe man sehr viel Wert darauf gelegt, Künstlerinnen und Künstler aus diesen Ländern zu verpflichten, wie den ukrainischen Dirigenten Vitali Alekseenok, der bereits 2022 mit Werken ukrainischer Komponistinnen und Komponisten vertreten war. Ein „17-Ziele-Camp“, das an vier aufeinander folgenden Tagen Mitte Mai in der Karlskaserne stattfinden wird, soll sich in offenen Workshops der Zukunft der Menschheit und 17 Nachhaltigkeitsideen widmen und lädt die ganze Bevölkerung zum aktiven Zuhören und Mitdiskutieren ein. Informationen sind schon jetzt auf der Festspiel-Homepage zu finden.

Demokratisch sei es, so der Intendant, wenn möglichst viele Menschen erreicht würden und auch ohne Geld Kultur rezipieren könnten. Deshalb habe man neue Formate entwickelt, die vorzugsweise junge Zuhörerinnen und Zuhörer ansprechen sollen. Völlig kostenfrei sind zwölf Veranstaltungen „Frei Luft Musik“, immer freitags um 18 Uhr auf dem Ludwigsburger Marktplatz.

 
 
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